Seite 187
wurde eine genaue Vermessung des Landes durchgeführt. Es wurden eine
Generalkarte für die gesamte Begüterung und nach Beendigung der Landaufteilung
Spezialkarten für jedes Dorf mit Angabe der Größe jedes einzelnen Hofes aufgestellt.
Das war die erste Arbeit dieser Art in Dänemark. Gleichzeitig mit der Vermessung
wurde eine genaue Bonitierung und Schätzung der Bauernländereien durchgeführt.
Nach Beendigung der Vermessung wurde das Land jedes der drei Dörfer einschließlich
der Gemeindeweiden, Moore und Wälder unter sorgfältiger Berücksichtigung der
Größe, Güte und Lage in ebenso viele möglichst gleiche Lose eingeteilt, wie Bauern im
Ort waren. Die Verteilung erfolgte durch das Los und geschah am 1. September 1765.
Um 1 Uhr versammelten sich die Bauern, zwei kleine Jungens zogen die Lose und
Namen aus einer Urne, und unter festlicher Bewirtung im Beisein verschiedener
vornehmer Gäste vollzogen die Bernstorffs die Aufhebung der Feldgemeinschaft. Ein
1810 von Lorentzen gemaltes sehr lebendiges Bild stellt dar, wie nach der
Landverteilung die von der Hörigkeit befreiten Bauern auf dem großen Rasen vor dem
Schloß Bernstorff um einen dort aufgerichteten geschmückten Festbaum tanzen.
Die Landverteilung hatte die Folge, daß die Bauern, deren Land nicht beim bisherigen
Dorf lag, auf ihre neuen Ländereien versetzt und daß neue Höfe für sie gebaut werden
mußten einschließlich der dafür erforderlichen zusätzlichen Wege. Damals entstand
die 4 km lange schnurgerade nach Norden von Enderup bis Ordrup verlaufende
Straße, die noch heute Bernstorffsvej heißt. Es mußten auch Einzäunungen und
Grenzgräben angelegt werden, die Wasserläufe wurden reguliert, und überall wurde
ein ordentliches Entwässerungssystem geschaffen. Die wirtschaftliche Entwicklung
wurde durch die Errichtung von Gemeindekassen gefördert, und das Armen- und
Schulwesen wurde geordnet. Natürlich mußten die Bauern nach Kräften dabei
mithelfen, aber es war doch eine gewaltige finanzielle Aufwendung, die von den
Bernstorffs geleistet werden mußte, um dieses Werk durchzuführen.
Den Abschluß bildete, nachdem durch königlichen Beschluß die Bauernland -
Verteilung anerkannt worden war, am 1. Oktober 1767 die Übergabe der
Erbpachtbriefe und Abtretungsurkunden für ihre Höfe durch Johann Hartwig Ernst an
alle seine Bauern, die damit von jeder Art Frondienst für das Gut gegen eine jährliche
Ablösung in Geld befreit wurden.
Ein Jahr nach Abschluß der Reformen schrieb Andreas Peter seinem Vater: „Die
Felder um Bernstorff profitieren täglich und sichtbar von dem Arrangement, das mein
Onkel mit den Bauern gemacht hat. Es ist unglaublich, wie ihre Arbeit und ihr Fleiß
zugenommen haben, seit sie Besitzer und Eigentümer ihres Landes geworden sind".
Der Beweis für die Richtigkeit des eingeschlagenen Weges war erbracht. Schon im
Jahre 1767 brauchte Johann Hartwig Ernst nicht einen einzigen Steuerrückstand für
seine Bauern mehr zu zahlen. Obwohl sie für den Aufbau ihrer neuen Wirtschaften
größere Aufwendungen hatten, konnten sie die ihnen obliegenden Abgaben leisten,
und bald betrachteten sie es als Blamage, am Jahresende auf der Restantenliste zu
stehen. Andreas Peter hatte bei Erwerb der Ländereien und der Hofdienste der 3
Dörfer einen