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Nun lagen 13 Jahre segensvollen Wirkens für Dänemark vor ihm. Der König schenkte
ihm volles Vertrauen und ließ ihn den Staat führen. Jetzt dehnte er die Landreform, die
er 20 Jahre zuvor auf den eigenen Gütern durchgeführt hatte, auf ganz Dänemark aus.
Anschließend wurde auch in den deutschen Herzogtümern die Bauernbefreiung
durchgeführt, wenn auch Andreas Peter ihr Inkrafttreten im Jahre 1804 nicht mehr
erlebte. Durch dieses große für die Entwicklung des dänischen Volkes entscheidende
Reformwerk hat Andreas Peter sich unauslöschliche Dankbarkeit und ein die Zeiten
überdauerndes Andenken geschaffen. Noch 1935 schickte das dänische
Landwirtschaftsministerium anläßlich des 200. Geburtstages von Andreas Peter einen
großen Kranz nach Dreilützow zur Niederlegung auf seinem Grabe, das, wie die
mangelhafte Pflege zeigte, in der Familie leider mehr in Vergessenheit geraten war, als
Andreas Peter selber es in Dänemark war.
Andreas Peters geistige Grundanschauungen wuchsen aus zwei Wurzeln. Die eine
war der feste christliche Glaube pietistischer Prägung, der aus seinem Elternhaus und
der Tradition der Familie stammte. Die andere war der Geist der Aufklärung, wie er in
Philosophie und Literatur der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts vertreten wurde.
Dem Geist der Aufklärung entsprach die Liebe zur Natur, ihm entsprang auch die
Forderung nach Freiheit. Beides war bei Andreas Peter aber fest verbunden mit dem
Bewußtsein christlicher Verantwortung. Aus diesem Geist heraus führte er die
Bauernbefreiung durch, und aus diesem Geist heraus kämpfte er auch für die Freiheit
der Meere und für eine Politik des Ausgleichs und der Verständigung unter den
Staaten und Völkern, die die berechtigten Interessen aller berücksichtigte und nicht
aus Machtstreben auf die Unterdrückung anderer hinzielte.
So widerstand er unerbittlich, als fast alle Mächte Europas 1792 und 1793 den Eintritt
Dänemarks in eine Koalition gegen Frankreich forderten. Besonders in einer
glanzvollen Denkschrift von 1793 wandte er sich gegen die englischen Verletzungen
der Neutralität Dänemarks. „Kaum je sind die Rechte der Neutralität und des
Völkerrechts, die Zuwiderhandlungen gegen die eigenen englischen Freiheitsideen so
umfassend dargestellt worden, wie in dieser Kundgebung, die von der englischen
Opposition als Waffe gegen die Diktatur verwendet wurde und Pitt zum Einlenken
zwang" (Rössler). Und 1794 gelang ihm das Meisterstück, das sonst immer in
Spannung zu Dänemark stehende Schweden für eine bewaffnete Neutralität gegen
Rußlands Politik zu gewinnen.
So hielt Andreas Peter wie schon Johann Hartwig Ernst Dänemark aus allen
kriegerischen Verwicklungen der Zeit heraus. Dänemark genoß in dem halben
Jahrhundert der Staatsgeschäfte eine Zeit ununterbrochenen Friedens. Die „Ruhe des
Nordens“ wurde durch Andreas Peter weiter gesichert. Während das übrige Europa
sich in zahlreichen Kriegen zerfleischte, entwickelte sich die dänische Wirtschaft zu
Wohlstand, und das Bauernturn kam auf eigener Scholle zur Blüte. Mit Recht ließ die
Kopenhagener Kaufmannschaft für ihn eine Medaille schlagen, die auf der Vorderseite
sein Portrait, auf der Rückseite einen Kompaß zeigt mit der Inschrift "Uden Misvisning"
(ohne Mißweisung). Sie wurde ihm 1793 zu seinem Ge-