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Rede. Sie ist "mit einer wullenen gestreifeten bunten Tapeten beschlagen". Hinter der
"Schenke“ (Büfett) ist die Tapete gespart. Alle anderen Räume werden einfach
geweißt gewesen sein. Öfen haben nur die beiden Stuben. Auf der Diele und im Saal
sind ~Zamine, in der Küche steht der aus Feldsteinen aufgemauerte Herd, über dem
der große Kesselhaken hängt.
Das Haus scheint nur leicht und wenig dauerhaft gebaut gewesen zu sein, da es
bereits gegen Ende des 18. Jahrhunderts, also noch keine 200 Jahre alt, einem
Neubau weichen mußte. In dem Inventar von 1730 wird es bereits als an vielen
Stellen schadhaft bezeichnet. Es lag, wie auf der Faberschen Karte von 1769 zu
sehen ist, etwa 20 m westlich der Stelle, auf der das jetzige Haus steht, auf einer von
einem breiten Wassergraben umflossenen Insel. Über den Graben führte eine feste
Brücke nach dem Hofe zu. Neben derselben auf dem Hof befand sich ein
Ziehbrunnen. Es ist derselbe Brunnen, der noch heute vorhanden ist und in dem
jetzigen Haus in der Küche mit eingebaut ist. Von den Wassergräben, die, wie die
Karte von 1769 zeigt, auch sonst noch als Schutz die Hoflage umgaben, sind nur
noch Reste vorhanden.
Andreas berichtet in seiner Chronik weiter über seinen Großvater, daß er nicht nur
Bernstorf wieder in die Höhe gebracht habe, sondern daß er bei seinem Tode noch
an barem Gelde 12.300 Gulden hinterlassen habe. Es gelang Joachim außerdem
auch noch, den Grundbesitz zu vergrößern. Er erwarb 1618 für 1200 Gulden die
zweite Bauernstelle in Wilkenhagen von den Quitzows und 1620 vom Herzog Adolph
Friedrich für 6500 Gulden das ganze Dorf Pieverstorf. Das bedeutet nicht etwa, daß
die Bauernstellen eingezogen („gelegt“) wurden, sondern es bedeutet nur den Erwerb
des Grundeigentums mit den Abgaben und Diensten der Bauern, immerhin eine
wesentliche Verbesserung und Vergrößerung des "geringen Gütleins“.
Diese für die Zukunft der Familie bedeutenden Leistungen erbrachte Joachim, obwohl
ihn ein langjähriges Leiden gequält und ihn viel Geld gekostet hatte. Der Enkel
Andreas schreibt, daß Joachim eine Verletzung am Schenkel gehabt habe, "an
welcher er viele Jahre fürnehme Doctores und Balbierer zu Ärzten gehabt“, die ihm
aber schließlich doch das Leben gekostet habe. Man wollte ihm, da der "kalte Brand“
dazugetreten war, das Bein abnehmen, „er hat aber lieber zu sterben, als solches zu
dulden sich entschlossen". Die Verletzung hatte er sich als Knabe im Pagendienst bei
dem Hauptmann Hartwig v. Bülow in Wedendorf zugezogen, als er, um ein Heck zu
öffnen, vom Wagen gesprungen war und sich dabei das Schienbein gestoßen hatte.
Die Verletzung, die er zuerst gar nicht beachtet hatte, war schließlich so schlimm
geworden, daß er daran sterben mußte. Sein Todesjahr kennen wir nicht mit
Sicherheit.
Seine beiden Enkel, nämlich sowohl der Chronikschreiber Andreas wie auch Andreas
Gottlieb d.Ä. nennen das Jahr 1620, während in neueren Aufzeichnungen von 1623
die Rede ist. Die Enkel müßten das Todesjahr eigentlich gewußt haben. Aber doch
scheint die letztere Zahl zu stimmen; jedenfalls kann das Todesjahr 1620 nicht richtig
sein. Denn in den Lehensakten Bernstorf im Schweriner Archiv liegt ein Brief
Joachims vom 8.4. 1621 an Hans Albrecht v. Quitzow auf Voigtshagen wegen
Verschaffung des fürstlichen Konsenses zum Ankauf der zweiten Bauernstelle in
Wilkenhagen. Und am 16.4.1621 war er Taufpate bei dem Sohn des Pastors in
Börzow. So wird 1623 als Todesjahr stimmen. Die beiden genannten Enkel waren