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provisorisch in Dreilützow hatten Unterkunft nehmen müssen, weil vermutlich das
Bernstorfer Haus erst hergerichtet werden mußte.
Der Um- und Ausbau des Wedendorfer Schlosses, das 1697 der Ururgroßvater
Andreas Gottlieb d.Ä. (Bild) gebaut hatte, ist es vor allem, wodurch Ernst sich einen
Namen in der Familie gemacht hat. Diese Bauarbeiten haben, wie sich aus einem Brief
der Gräfin Schlitz an ihren Vater vom Sommer 1805 ergibt, schon damals begonnen,
also wenige Jahre nach der Übernahme Wedendorfs durch Ernst und noch zu
Lebzeiten Joachim Bechtolds. Ernst erhöhte den Mittelteil des Hauses um ein halbes
Geschoß, so daß dieser jetzt ebenso hoch ist, wie die beiden, bisher erhöhten Flügel
waren. Die Fenster wurden geändert und die Fassade strenger gegliedert durch
Absetzen des gequaderten Erdgeschosses von den glatt verputzten oberen Teilen. Die
Wände und Decken des Erd- und ersten Obergeschosses wurden durch den Italiener
Giuseppe Anselmo Pellicia ausgemalt, der gerade vorher das dem Bruder von Ernsts
Schwager Beventlow gehörende Schloß Emkendorf und das Baudissinsche Knoop in
Holstein ausgemalt hatte. (vgl. zu Pellicia Frauke Mißfeldt, Schloß Emkendorf,
Kunstsammlung und Ausstattung, in Nordelbingen Bd. 23, S. 115-130 u. Bd. 24, S.
62-93). Ernst schreibt über Pellicia am 25.5.1818 an die Gräfin Schlitz: "Herr Pellicia,
ein Italiener, den ich seit einigen Wochen erwartete, ist eben angekommen und wird
morgen seine Arbeit beginnen. Er ist einer der besten Dekorationsmaler, die ich kenne,
sehr streng in der Zeichnung und von einer äußerst reichen Phantasie für alles, was in
den Bereich seiner Kunst fällt. Er ist sogar ein recht guter Historienmaler. Und ich habe
in Emkendorf große von ihm komponierte Bilder gesehen, die über das Mittelmäßige
hinausgingen. Sein Auftraggeber Graf Reventlow, der Bruder meines Schwagers, hat
ihm meine Interessen sehr ans Herz gelegt, und ich schmeichle mir, daß meine
Decken noch schöner werden."
Die an das Schloß sich anschließenden Nebengebäude sind im weimarischen Stil
gebaut worden. "Mit Park und Landschaft bildete das Schloß eine Einheit` (Sieber
a.a.0. S. 54/56; vgl. auch Dehio, Die Bezirke Neubrandenburg, Rostock, Schwerin,
Deutscher Kunstverlag München-Berlin 1968, S. 437).
Mit dem Tode seines Vaters erbte Ernst im Jahre 1807 Gartow und hat fortan teils dort,
teils in Wedendorf gelebt. Von Ernst ist in der Familie ein Oelbild von Sohn aus älteren
Jahren erhalten (jetzt bei Andreas in Wienhausen), das ein sehr gesammeltes, aber
nicht gerade freundliches Gesichts zeigt. (Ein zweites Stück dieses Bildes, wohl das
eigentliche Original, hing in Gartow, ist aber dort nach dem letzten Kriege von einem
Offizier der englischen Besatzung mitgenommen worden). Dem Gesichtsausdruck
Ernsts auf dem Bild entspricht die Beurteilung, die Ernst in den bereits erwähnten
Tagebuchnotizen seines Vetters Friedrich Dreilützow findet. Während Amerika von
vornherein (16.8.1801, also kurz nach der Heirat) "sehr gefiel", heißt es über Ernst am
24. Mai 1805: "Der Vetter mißfiel uns ganz vorzüglich". Und über einen Besuch in
Bernstorf am 15./16. Oktober 1806 heißt es: "Die America war außerordentlich
herzlich, er übler Laune über sein Unglück, wie er es nennt, was aber nur in ihm selbst
liegt. Bey dem sieht man recht, daß der Reichthum kein Glück bringt". Was mit dem
Unglück, über das Ernst klagte, gemeint ist, wissen wir nicht. Sein Mißerfolg im
Staatsdienst wird es