logo


Andreas v. Bernstorff

Navi 2 Andreas 11604 - 1655
Ratzeburg

 

Andreas war der erste Diplomat in der Familie. Er steht damit am Anfang einer Tradition unserer Familie, die 300 Jahre andauern sollte. In den dreißiger Jahren des 17. Jahrhunderts war er Rat des Herzogs von Braunschweig-Wolfenbüttel, um 1640 Hofmeister der Herzogin Katharina von Sachsen-Lauenburg und 1643 trat er seinen Dienst als Domherr beim Ratzeburger Domkapitel an. Diese Stelle hatte sein Vater für ihn schon 39 Jahre vorher gekauft. Überliefert sind seine Verhandlungen mit dem neuen Herren des Bistums Ratzeburg Herzog Gustav Adolf von Mecklenburg-Güstrow in den Jahren 1643/44. Ab 1646 hat er in Osnabrück bei den Friedensverhandlungen zur Beendigung des 30-jährigen Krieges die Interessen des Ratzeburger Domkapitels vertreten - mit geringem Erfolg. Er konnte die Auflösung des Bistums nicht verhindern, immerhin erreichte er, dass den verbliebenen Domherren bis zum Tode des letzten im Jahre 1683 ihre Bezüge ausgezahlt wurden. So konnte er bei seinem Tod im Jahre 1655 seine Witwe, vier Söhne und eine Tochter, in gesicherten Verhältnissen hinterlassen. Die Familie verdankt ihm den Grundstock der bedeutenden Bibliothek von Gartow.
Literatur
Bernstorff
, Werner Graf v.: Die Herren und Grafen v. Bernstorff, Eine Familiengeschichte, Celle (Privatdruck) 1982, S. 22 ff
Opitz, Eckardt: Die Bernstorffs, Eine europäische Familie, Heide 2001, S. 11 f

 

Andreas Gottlieb (d. Ä.) Freiherr v. Bernstorff

Navi 2 Andreas

1649-1726 auf Wedendorf,Gartow, Wotersen, Dreilützow

Großbritannisch-kurhannöverscher Premierminister

Einer dieser Söhne war Andreas Gottlieb v. Bernstorff. Er hat der Familie nicht nur umfangreiche Besitztümer (Wedendorf, Gartow, Wotersen und Dreilützow) hinterlassen, sondern auch ein umfangreiches Familienstatut, worin er den Umgang mit dem Besitz, die Auswahl der Frauen, die Erziehung und Ausbildung der Kinder u.v.a.m. detailliert für seine Erben und Nachfahren festgelegt hat. Seinen Reichtum hat er als bedeutender Politiker im Dienste der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg erworben. Von 1672 bis 1705 hat er Herzog Georg Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg in Celle gedient, davon 28 Jahre als dessen Kanzler, nach dessen Tod und der Vereinigung der Herzogtümer Celle und Hannover wurde er bald hannoverscher Premierminister und von 1714 bis 1720 erster Minister der verkleinerten hannoverschen Regierung, die jetzt in London saß, weil sein Dienstherr, Kurfürst Georg Ludwig von Hannover, als Georg I. den englischen Thron bestiegen hatte.1716 wurde er für seine Verdienste um das Reich von Kaiser Karl VI. zum Freiherren erhoben.
Literatur
Bernstorff, Hartwig Graf von: Andreas Gottlieb von Bernstorff 1649-1726, Staatsmann, Junker, Patriarch: zwischen deutschem Partikularismus und europäischer Politik, Bochum 1999, (= Schriftenreihe der Stiftung Herzogtum Lauenburg; Bd. 23) ISBN 3-930083-21-3
Ballschmieter, Hans-Joachim: Andreas Gottlieb von Bernstorff und der mecklenburgische Ständekampf, Köln, Graz 1962 content/view/4/(= Mitteldeutsche Forschungen; Bd. 26)

 

Johann Hartwig Ernst Graf v. Bernstorff

Navi 3 Johann

1712 - 1772 auf Wedendorf, Wotersen u. Stintenburg

Königlich dänischer Staatsminister

 

Andreas Gottlieb d.Ä. hat auf die Erziehung und Ausbildung seines begabten Enkels Johann Hartwig Ernst maßgeblichen Einfluss genommen. Dabei war die Auswahl des Hauslehrers durch den Großvater von besonderer Bedeutung. Johann Georg Keyssler (1693/89-1743) war ein vielversprechender junger Gelehrter, der seit 1713 Hofmeister bei den Grafen Giech gewesen war, als Andreas Gottlieb ihn für seine Enkel engagierte. Und er wurde in der Tat während seiner Dienste im Bernstorffschen Hause zu einem bedeutenden Erforscher der nordischen Altertümer und ein bekannter Reiseschriftsteller, der die Berichte über die Reisen, die er mit den jungen Bernstorffs unternahm, akribisch aufzeichnete und später veröffentlichte. (Neueste Reisen durch Teutschland, Böhmen, Ungarn, die Schweiz, Italien und Lothringen. … Ab 1740 in mehreren Auflagen auf deutsch erschienen; übersetzt ins englische und holländische) Johann Hartwig Ernst trat 1732 mit 20 Jahren in die Dienste des dänischen Königs Christian VI. in Kopenhagen. Bald wurde er als Gesandter nach Dresden (auch Warschau), dann nach Regensburg, Frankfurt und schließlich für 6 Jahre nach Paris geschickt. 1750/51 schließlich wurde er zum Chef der Deutschen Kanzlei in Kopenhagen und damit auch zum Leiter der dänischen Außenpolitik berufen. Er hat dieses Amt 19 Jahre bekleidet und der dänische Gesamtstaat galt in dieser Zeit als eines der bestregierten Staatswesen in Europa. In kriegerischem Umfeld befolgte er eine Neutralitäts- und Friedenspolitik aus christlicher Überzeugung und machte sich für die spätere Bauernbefreiung in Dänemark und Holstein verdient. 1767 wurde er für seine Verdienste um den friedlichen Gebietstausch mit dem Zaren (dessen holsteinische Besitzungen gegen die dänischen Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst) mit seinem Bruder Andreas Gottlieb in Gartow und dessen Söhnen, unter ihnen Andreas Peter, von König Friedrich V. in den Grafenstand erhoben.
Literatur

Ahlemann, Georg Ludwig: Über das Leben und den Charakter Grafen Johann Hartwig Ernst von Bernstorff, 1777
Friis
, Aage: Die Bernstorffs, Bd. 1: Lehr- und Wanderjahre. Ein Kulturbild aus dem deutsch-dänischen Adels- und Diplomatenleben im 18. Jahrhundert, Leipzig 1905
Friis, Aage: Die Bernstorffs und Dänemark, Bd. 2:Johann Hartwig Ernst Bernstorff im Conseil Friedrichs V. Ein Beitrag zur politischen und kulturellen Entwicklungsgeschichte des dänischen Staates 1750-1835, Bentheim 1970

 

Andreas Peter Graf v. Bernstorff

Navi 4 Andreas1735 - 1797auf Dreilützow, Wotersen u. Stintenburg

Königlich dänischer Staatsminister


Andreas Peter war zweifellos der bedeutendste Politiker unserer Familie. Als sein Onkel Johann Hartwig Ernst 1772 in Hamburg starb, war Andreas Peter, sein Neffe und politischer Ziehsohn, schon seit über 10 Jahren im Dienste der dänischen Krone und hatte neben seinem Onkel das politische Handwerk gelernt. Nach einer etwa zweijährigen Unterbrechung der Bernstorffschen Ära in Kopenhagen durch Johann Friedrich Struensee und den Nationaldänen Guldberg, kehrte Andreas Peter aus dem deutschen Exil an den dänischen Hof zurück und übernahm 1773 die Ämter seines Onkels. Er setzte die Friedenspolitik seines Onkels fort und es gelang die für Dänemark höchst gefährlichen Ansprüche Russlands auf Teile Holsteins im Vertrag von Zarskoje Selo (1773) endgültig zu befriedigen. Hierfür erhielt er die höchste Anerkennung und Auszeichnung seines Königs, den Elefantenorden. 1780 nahm er aufgrund einer erstarkenden dänisch-nationalen Opposition seinen Abschied und ging ins Exil nach Dreilützow. Doch als 1784 Friedrich VI. für seinen kranken Vater die Regentschaft antrat, berief er Andreas Peter nach Kopenhagen und in seine Ämter zurück. Es folgten nun 13 Jahre, in denen er als Außenminister und Präsident der Deutschen Kanzlei bis zu seinem Tod als Premierminister fungierte. Außenpolitisch widersetzte er sich dem Druck Preußens und Englands in eine antifranzösische Koalition einzutreten; durch die Einbindung Schwedens in das System der "Ruhe des Nordens" gelang es ihm 1793 sogar zeitweise ein gewisses Gleichgewicht der Mächte des Nordens zu errichten. Gegen englische Übergriffe auf die Freiheit des Seehandels berief er sich sehr modern auf das Völkerrecht: "Die Sätze des Völkerrechts hängen nicht von den Umständen ab", schrieb er in einer Denkschrift, die auch das englische Parlament beschäftigte. Höchste Anerkennung erfuhr er für die mühsame Umsetzung der Agrarreformen in Schleswig-Holstein und Dänemark. Weiterhin ist sein Name verbunden mit dem Bau des Eiderkanals 1777 bis 1783, der Schaffung der Schleswig-Holsteinischen Bank 1788, des Verbots des Sklavenhandels 1792/1803, welches mit der Aufhebung der Leibeigenschaft im Rahmen der Bauernbefreiung einherging.
Literatur 
Hornemann
, Joergen: Danmarks Statsmand, A. P. Bernstorff og hans samtid, Kopenhagen 2001
Feldbaek, Ole: Andreas Peter Bernstorff als Staatsmann des dänischen Gesamtstaats, in: ZSHG (= Zeitschrift für Schleswig-Holsteinische Geschichte), Bd. 111, 1986, S. 93-103
Trunz, Erich, Lohmeier, Dieter, Hg.: Staatsdienst und Menschlichkeit, Studien zur Adelskultur des späten 18. Jahrhunderts in Schleswig-Holstein und Dänemark, Neumünster 1980
Klose, Olaf, Degn, Christian: Die Herzogtümer im Gesamtstaat, in Geschichte Schleswig-Holsteins, Neumünster 1960, darin: Das Zeitalter Andreas Peters Bernstorffs 1773-1797, S. 165-215

 

Christian Günther Graf v. Bernstorff

Navi 5 Christian1769 - 1835
auf Dreilützow
Königlich dänischer, dann Königlich preußischer Außenminister


Andreas Peters Sohn Christian Günther wuchs als aufgeklärter Europäer in Kopenhagen auf, er wurde durch Privatlehrer unterrichtet und bald auf die politische Laufbahn vorbereitet. Erste diplomatische Missionen führten ihn nach Schweden, Berlin, Stockholm und nach St. Petersburg. Nach dem Tod seines verehrten und berühmten Vaters 1797 wurde er nach Kopenhagen gerufen und wurde Staatssekretär für äußere Angelegenheiten, 3 Jahre später, mit 28 Jahren, wurde er zum Nachfolger seines Vaters als Außenminister ernannt. 1799 gelang es noch einmal mit Russland, Preußen und Schweden die dänische Neutralität zu wahren und sich aus dem 2. Koalitionskrieg gegen Frankreich herauszuhalten. Diese Neutralität wurde vor allem von England ständig bedroht und führte 1801 und 1807 zur Bombardierung Kopenhagens und zu einer Seeschlacht gegen die englische Flotte. Napoleon, der 1806 von Berlin aus die Kontinentalsperre gegen England verkündet hatte, die allen europäischen Häfen die Einfuhr englischer Waren verbot, und England zerstörten die mehrfach erneuerte (bewaffnete) Seeneutralität, auf die der dänische Handel existentiell angewiesen war und die "Ruhe des Nordens", welche Dänemark unter den Bernstorffs eine jahrzehntelange Phase des Friedens beschert hatte. Christian Günther nahm 1810 seinen Abschied als dänischer Außenminister, wurde 1811 dänischer Gesandter am Wiener Hof, und 1815 nahm er für Dänemark am Wiener Kongreß teil. Hier verlor Dänemark Norwegen, doch gesellschaftlich sind die Auftritte weitaus glanzvoller, was sich in den Aufzeichnungen seiner Frau Elise dokumentiert, die ein Buch darüber geschrieben hat (siehe Literatur). 1817 wurde Christian Günther zum dänischen Gesandten in Berlin ernannt, doch kurz darauf warb Friedrich Wilhelm III. ihn in preußische Dienste ab, er macht ihn zum Außenminister. Hier galt er zunächst als Schüler Metternichs, also als Feind von Reformen, Befürworter der Karlsbader Beschlüsse (1819) und der Demagogenverfolgung.

Ab 1825 kann man jedoch wieder eine liberalere Haltung bei ihm beobachten, er wurde zum moderaten Reformer, setzte sich für die Beteiligung neuer Elemente an der Politik ein, ohne allerdings eine Verfassung zu fordern. Angesichts der Pariser Julirevolution und der sich anschließenden Krise in Europa mahnte er, wie kein anderer, wieder ganz im Sinne der Familientradition, zur Bewahrung des Friedens und einer Nichteinmischung Preußens, Österreichs und Rußlands in die inneren Angelegenheiten Frankreichs.
Er unterstützte die Herausgabe des Periodikums "Historisch-Politische Zeitschrift" und beeinflußte das Konzept des jungen Historikers Leopold Ranke. Ihr politisches Konzept war ein friedliches Nebeneinander verschiedener Regierungsformen in den deutschen Landen und Europa. Radikale Reformen bzw. Revolutionen sollten durch moderate Reformen überflüssig gemacht werden. Durch eine Lockerung der Zensur, transparentere Politik und die öffentliche Diskussion dieser Politik in der neuen Zeitschrift sollte die Mittelschicht an der Politik teilnehmen. Bernstorff hielt es für Preussens Aufgabe, die Differenzen innerhalb der Vielzahl deutscher Länder und Völker und deren Regierungs- und Wirtschaftsformen auszugleichen, Zölle abzubauen und eine Union der deutschen Regierungen und Völker zu befördern. Dieser konservative und moderate Reformkurs war den reaktionären Anhängern Metternichs, die ihren Einfluß bei Preußens König geltend machten, zu liberal und zu propreußisch. Bernstorff stürzte im Mai 1832 schließlich über seinen Entwurf zu einer Lockerung der Pressezensur.  

Literatur
Baack
, Lawrence, J.: Christian Bernstorff and Prussia, Diplomacy and Reform Conservatism 1818-1832, New Brunswick, New Jersey 1980

Anonymus: Nekrolog des Königl. Preußischen Geheimen Staats- und Kabinets-Ministers Herrn Christian Günther Grafen von Bernstorff, Sonderdruck aus Nr. 109 der Allgemeinen Preußischen Staats-Zeitung von 1835, Berlin 1835

 

Albrecht Graf v. Bernstorff d.Ä. 1809-1873

Preußischer Diplomat und 1861/62 Außenminister und als solcher "Vorgesetzter" Otto von Bismarcks. Nachdem dieser 1862 Ministerpräsident geworden war, kehrte er als Botschafter nach London zurück, wo er noch 11 Jahre bis zu seinem Tod blieb.

 

 

Johann Heinrich Graf v. Bernstorff 1862-1939

Botschafter, Mitbegründer der Deutschen Liga für den Völkerbund.

 

 

Albrecht Graf v. Bernstorff d.J. 1890-1945

auf Stintenburg
Botschaftsrat

Literatur
Hansen, Knut: Albrecht Graf von Bernstorff, Diplomat und Bankier zwischen Kaiserreich und Nationalsozialismus, Frankfurt 1989
vgl. den ausführlichen Artikel bei wikipedia