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Andreas blieb im dänischen Militärdienst und wurde schließlich Kommandeur (in
Dänemark Chef genannt) des Infanterie-Regiments in Kopenhagen. Sein König verlieh
ihm auch den Danebrog-Orden. Er war, wie schon sein Vater in beiden Ehen und sein
Großvater in 1. Ehe, mit einer Sperling verheiratet, und zwar mit Anna Wilhelmine v.
Sperling, geb. 25.2.1811. Das einzige Kind aus dieser Ehe, eine Tochter, starb jedoch
schon jung.
Als Kommandeur des dänischen Inf. Rgts Nr. 17 nahm Andreas am Kriege 1864 teil
und ist hier bei der Verteidigung der Düppeler Schanzen gegen den Ansturm der
Preußen unter Feldmarschall Wrangel gefallen. Er hatte vorher im Winter mit seinem
Regiment in den Danewerken bei Schleswig gelegen, bis diese am Abend des 5.
Februar plötzlich geräumt wurden und bei Eis und Schnee ein hastiger und schwieriger
Rückmarsch von Schleswig über Oeversee und Flensburg nach Düppel erfolgte.
Andreas wurde als Kommandeur des Inf. Regts Nr. 17 mehrfach vom Großen
preussischen Generalstab wegen seines harten Widerstandes sowohl in dem
Nachhutgefecht bei Oeversee wie in der Schlacht bei den Düppeler Schanzen
hervorgehoben. Das Regiment traf schon am 8. Februar bei Düppel ein und hat hier
gegen den immer stärker werdenden preußischen Druck und zeitweise starkes
Artilleriefeuer die Stellung gehalten, bis am 18. April die Preußen mit dem Sturm
begannen.
Das Regiment war im Bereich der Schanzen VIII und VI sowie der etwas
zurückliegenden Schanze VII eingesetzt. Andreas hatte die Nacht unmittelbar hinter
dem Laufgraben zwischen den Schanzen VII und VIII bei seiner Reserve-Kompanie
verbracht. Er riß die Kompanie sofort nach vorn, als der Sturm begann, verstärkte die
Besatzung des Laufgrabens und ordnete einen Gegenstoß auf die bereits umkämpfte
Schanze VII an. Die Verluste waren bei dem rasanten Feuer der Angreifer sehr stark.
Die Verbände waren, wie auch auf der Gegenseite, bereits stark durcheinander
gekommen; Andreas faßte aber sein Regiment jetzt zum Gegenstoß in Richtung der
Schanze V zusammen. Der Stoß lief erfolgreich an und traf auf Teile der preußischen
Sturmkolonne 5 unter Major v. Krohn und Sturmkolonne 6 unter Major v. Beeren. In
diesem Augenblick wurde Andreas durch einen Bauchschuß schwer verwundet. Sein
Regiment setzte den Vorstoß noch fort, aber mit dem Ausfall des Führers war die
Geschlossenheit des Gegenstoßes verlorengegangen.
Major v. Krohn hat, als er kurze Zeit darauf den schwer verwundeten dänischen Oberst
oben auf der Kuppe von Schanze VII liegen sah, sofort eine Ambulanz aus seiner
Truppe zur Hilfeleistung heranbefohlen. Andreas wurde in das preußische Feldlazarett
nach Broaker gebracht, wo er am Nachmittag des folgenden Tages starb. Noch am
Vormittag besuchte ihn sein ritterlicher Gegner Major v. Krohn, der auch später dem
Bruder Heinrich einige Andenken von ihm übersandte. An der Stelle, an der Andreas
bei Schanze VII gefunden wurde, wurde ein Denkstein errichtet, der noch jetzt
verkündet: "Her faldt Oberst A.Bernstorff". 50 m abwärts steht der Denkstein für den
gleichfalls gefallenen Gegner Major v. Beeren. Am 20. April wurde die Leiche von
Andreas nach Sonderburg gefahren und von dort nach Kopenhagen gebracht. Hier
wurde Andreas auf dem Garnisons-Friedhof im Beisein seines Königs beigesetzt, der
ihn einmal seinen ältesten und liebsten Jugendfreund genannt hatte.