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und wurde dort Münchener Franke. Anschließend ging er nach Göttingen, wurde hier
aber nicht wie sein Vater Vandale, sondern wurde beim Corps Bremensia aktiv, das
damals zu besonderem Ansehen gekommen war und dem im Lauf der Zeit 7
Bernstorffs aus beiden Linien angehört haben. Wilhelm wurde dann Reserveoffizier
und war als solcher zuletzt kgl. preußischer Hauptmann der Garde-Landwehr.
Beruflich wurde Wilhelm Jurist und ging in den mecklenburgischen Verwaltungs-dienst.
Er wurde 1894 ghzgl. mecklenburgischer Drost in Grevesmühlen, d.h. der
Staatsbeamte des dortigen Domanialamtes. Am 27.6.1884 heiratete er in Wismar
Martha Kniep, geb. ebenda am 9.3.1863, Tochter des dortigen Arztes Dr. Theodor K.
und seiner Ehefrau Maria geb. Kniep.
Wilhelm starb am 3.6.1912 in Grevesmühlen, seine Witwe am 27.4.1926 in Doberan,
wo sie ihre letzten Lebensjahr verbracht hatte.
Aus der Ehe waren 3 Kinder hervorgegangen:
a) Margarete, geb. Grevesmühlen 29.8.1886. Sie heiratete ebenda am
16.10.1908 Dr. Eduard Muelenz, geb. Rostock 23.9.1874, der damals in Greves-
mühlen Gerichtsassessor war. 1910-1913 war er Amtsgerichtsrat in Neustadt- Glewe,
1913-1919 (mit Ausnahme der Kriegszeit) in Teterow und ab 1919 in Doberan. Als er
1939 in den Ruhestand trat, siedelten die Eheleute, weil sie das Seeklima in Doberan
nicht gut vertragen konnten und Dr. Muelenz gern in einer Universitätsstadt wohnen
wollte, nach Göttingen über. 1952 zogen sie krankheitshalber nach Tutzing, wo ihre
Tochter Gabriele lebte. Frau Margarete ging direkt in das dortige Krankenhaus, Dr.
Muelzenz mietete sich ein Zimmer. In Tutzing sind beide kurz nach einander ge-
storben, Margarete am 15.9.1954, Dr. Muelenz am 27.11.1954. - Aus der Ehe waren 3
Kinder hervorgegangen: ein Sohn Sigismund, der als Pastor in Mitteldeutschland
geblieben ist und dort jetzt im Ruhestande lebt, eine Tochter Gabriele, die als
Schwester zum Katholizismus übergetreten ist und die nach langer schwerer Krankheit
in Tutzing gestorben ist, und schließlich eine Tochter Elisabet, die als Oberstudienrätin
i.R. (Landwirtschaftslehrerin) in Katzenelnbogen lebt.
b) Adolf Theodor Oswald, geb. Grevesmühlen 1.9.1887. Er war als Student wie sein
Vater Göttinger Bremenser und studierte auf Wunsch der Eltern Jura, obwohl er
eigentlich gerne Forstmann geworden wäre. 1910/1911 diente er beim Gardejäger-
bataillon als Einjähriger. Im 1. Weltkrieg wurde er 1915 Offizier, als welcher er sich
besonders auszeichnete. Er erhielt das Eiserne Kreuz 2. und 1. Klasse sowie das
mecklenburgische Verdienstkreuz 2. Klasse und wurde zweimal schwer verwundet.
Nach Rückkehr aus dem Krieg und Beendigung seines Studiums trat er in den
mecklenburgischen Justizdienst ein. 1926 schied er als Amtsgerichtsrat aus dem
Staatsdienst aus und wurde Rechtsanwalt und Notar in Wismar. Hier geriet er in
wirtschaftliche Schwierigkeiten, die dazu führten, daß er ihm anvertraute Gelder
verbrauchte. Es kam zu einem Strafverfahren gegen ihn, in dem er sich, wie mir ein
beteiligter Richter erzählt hat, außerordentlich honorig benommen hat. Er mußte aber
verurteilt werden und hat eine Freiheitsstrafe verbüßt.