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IV. Kapitel
Der Höhepunkt der Familie im 18. Jahrhundert.
36. Joachim Engelke. 1677-1737. ( Bild 2 / Bild 3 /
Nachdem wir der nichtgräflichen Linie bis zur Gegenwart gefolgt sind, die von dem
Chronikschreiber Andreas (Nr. 16) auf Bernstorf und seinem Sohn August Friedrich
(Nr. 17) abstammt, müssen wir nun zu Joachim Ernst (Nr. 18) auf Rüting, dem Bruder
von Andreas, und seiner Nachkommenschaft zurückkehren. Die Kinder und
Nachkommen aus Joachim Ernsts 2. Ehe haben wir bereits bei ihm und Nr. 19 und 20
behandelt. Anknüpfen müssen wir jetzt bei Joachim Ernsts Sohn 1. Ehe, Joachim
Engelke, der durch seine Heirat mit Andreas Gottliebs d. Ä. Tochter Charlotte Sophie
(Bild) dessen Stamm fortsetzte, da Andreas Gottlieb keine Nachkommenschaft im
Mannesstamm hinterließ.
Als Zwischengeneration zwischen seinem großen Schwiegervater und dem ebenso
großen Enkel Johann Hartwig Ernst ist seine Gestalt in der Erinnerung der Familie
etwas blaß.
Joachim Engelke war das einzige Kind aus seines Vaters 1. Ehe mit Dorothea
v. Bülow a.d.H. Wieschendorf. Er ist 1677 in Rüting geboren und am 28. Dezember
getauft worden. Der Vorname Engelke ist durch seine Mutter in die Familie gekommen;
ihr Vater hieß so. Die Mutter starb wenige Tage nach der Geburt am 5.1.1678. Nach 2
1/2 Jahren ging der Vater eine neue Ehe ein, und Joachim Engelke wuchs neben einer
auf 8 anwachsenden Schar jüngerer Stiefgeschwister auf.
Schon früh trat Joachim Engelke in dem damaligen Kampf der mecklenburgischen
Stände gegen ihre Herzöge, in dem Andreas Gottlieb d.Ä. eine so bedeutende und
führende Rolle spielte, in das Blickfeld der Öffentlichkeit. Die mecklenburgische
Ritterschaft unterhielt einen ständigen Deputierten am kaiserlichen Hof in Wien, um
dort ihre Interessen, unterstützt aus Celle durch Andreas Gottlieb, zu vertreten. Als
1701 diese Stelle durch den Fortgang des Herrn v. Kettenburg unbesetzt war, wählte
die Ritterschaft den damals gerade in Wien weilenden erst 23-jährigen Joachim
Engelke zu seinem Nachfolger. Wenn auch diese Wahl vermutlich im Hinblick auf den
großen Oheim erfolgte oder von diesem vielleicht sogar gewünscht worden war, so
zeigt sie doch daß die Ritterschaft Joachim Engelke für einen gut veranlagten und
fähigen jungen Mann gehalten hat. Er blieb allerdings nur wenige Monate in Wien, wo
im wesentlichen Andreas Gottliebs Beauftragter Huldenberg die Interessen der
mecklenburgischen Ritterschaft wahrnahm.
Mit 27 Jahren erbte Joachim Engelke von seinem Vater Rüting, als dieser im März
1705 starb. Wenige Monate später heiratete er am 1. Juli 1705 in Wedendorf seine
Kusine 2. Grades Charlotte Sophie Bernstorff, Andreas Gottliebs Tochter. Es war zu
diesem Zeitpunkt noch nicht vorauszusehen, daß er und Charlotte Sophie einmal die
Erben und Nachfolger Andreas Gottliebs in seinem großen Grundbesitz, damals aus
Wedendorf und Gartow bestehend,