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werden würden. Denn noch lebte dessen Sohn Andreas August. Als dieser aber ein
Jahr später im September 1706 starb, war es klar, daß das gesamte Erbe Andreas
Gottliebs an Charlotte Sophie und Joachim Engelke fallen mußte.
Ob Joachim Engelke und Charlotte Sophie nach ihrer Heirat zunächst nach Rüting
gezogen sind und ob das junge Paar dort die Fürsorge für die Stiefgeschwister
übernommen hat, deren jüngstes damals erst 6 Jahre alt war, oder ob es gleich auf
eines der Güter Andreas Gottliebs gezogen ist, ist nicht bekannt. Jedenfalls hat
Joachim Engelke sich mit seinem heimatlichen Rüting weiterhin verbunden gefühlt und
hat noch 1711 in der Kirche zu Mühlen-Eichsen, wo Rüting eingepfarrt war und wo die
Familie vom Vater her eine Gruft als Erbbegräbnis und einen Kirchenstuhl hatte, über
diesem Kirchenstuhl einen Chor mit dem Bernstorffschen Wappen und der Inschrift
"Joachim von Bernstorff 1711“ erbaut. Und außerdem hat er im gleichen Jahr eine
Altardecke "von gelbem seidenem Mohr (Mohair) mit grünen seidenen Cepinen und
vorn mit dem adligen Wappen gestickt" gestiftet. - Es war auch gerade im Jahr der
Heirat 1705 noch das benachbarte große Bauern- und Kirchdorf Diedrichshagen
dazugekauft worden; ob noch von Joachim Ernst, der in diesem Jahr starb, oder schon
von Joachim Engelke, ist nicht bekannt.
Im weiteren Verlauf der Jahre hat die Familie im wesentlichen in Gartow oder - im
Winter - in Hannover gelebt, wo die Bernstorffs ein Haus hatten. Der alternde Andreas
Gottlieb legte Wert darauf, die Familie mit den Enkeln um sich zu haben.
Durch seinen Schwiegervater wurde Joachim Engelke in den hannöverschen
Staatsdienst gezogen. Er wurde erst Hofjunker, dann kurfürstlicher Kammerherr und
war seit 1714 Kriegsrat in der Kriegskanzlei in Hannover, bis er nach Andreas Gottliebs
Tod und nach Übernahme des riesigen Grundbesitzes 1727 aus diesem Amt
ausschied. Am 8.10.1715 wurde er mit seinem Schwiegervater von Kaiser Karl Vl. in
den Freiherrenstand erhoben, eine Standeserhöhung, die am 31.1.1719 die
kurfürstlich-braunschweig-lüneburgische Anerkennung fand.
Im Herbst 1713 trat Charlotte Sophie am Hof in Hannover in den Dienst der
Kurprinzessin Caroline, der Schwiegertochter des Kurfürsten und Gemahlin des
späteren Königs Georg II., einer geborenen Markgräfin von Brandenburg-Ansbach.
Daraus ergaben sich, als der Kurfürst im folgenden Jahr den englischen Königsthron
bestieg, Reisen nach England. So begleitete Charlotte Sophie die Prinzessin von Mai
bis September 1715 nach England. Im September 1716 ging die ganze Familie
einschließlich der 3 Kinder nach England, wo die Kinder an den Blattern (Pocken)
erkrankten, die sie aber überstanden. Drei Jahre blieb die Familie in England. Aber
kaum im August 1719 zurückgekehrt, gingen Joachim Engelke und Charlotte Sophie
im November 1719, diesmal ohne Kinder, mit Andreas Gottlieb erneut nach England,
um mit diesem im Juli 1720, nunmehr endgültig, England zu verlassen.
Charlotte Sophie hat 6 Kindern das Leben geschenkt. Die ersten beiden, der am
5.5.1706 geborene Andreas Ludwig Johann, und die am 20.10.1707 geborene
Johannette Eleonore Marie, starben, ebenso wie die am 9.9.1710 geborene Dorothea
Luise, wenige Monate nach der Geburt. Nur 3 Kinder wurden groß, nämlich: