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Andreas Gottlieb wurde, als sein Vater Joachim Engelke 1737 starb, als der ältere
Sohn senior familiae. Er war nun Herr auf Gartow und Dreilützow und erbte auch das
Bernstorffsche Haus in Hannover. Außerdem fiel ihm als besonderes Erbteil seines
Vaters die Rütinger Begüterung zu, zu der außer Rüting selber Steinfort und
Wüstmark, Seefeld, Schildberg und Diedrichshagen (zusammen ca. 5000 Morgen)
gehörten. Andreas Gottlieb war mit seiner Lebensaufgabe, diesen großen dreigeteilten
Grundbesitz zu verwalten. zufrieden. Gegen Ende seines Lebens schrieb er einmal an
den Bruder davon, wie gut jeder von ihnen für seine Aufgabe geschaffen gewesen sei:
"Du als ein großer Minister, um für das Beste des Nordens und Deutschlands zu
sorgen, ich als Landjunker, um all dem vorzustehen, was sich im Privatleben verbirgt."
Andreas Gottliebs Aufgabe war dadurch noch größer geworden, daß er sich auch um
des Bruders Güter kümmern mußte, nämlich um Wotersen und das von Johann
Hartwig Ernst erworbene Stintenburg im Lauenburgischen, und um Wedendorf, und
zwar vor allem, nachdem der treue Keyßler, der bis zu seinem Tode in Johann Hartwig
Ernsts Auftrag die Aufsicht über die Verwalter dieser Güter geführt hatte, 1743
gestorben war. Andreas Gottlieb nahm regelmäßige Inspektionen auch der Güter
seines Bruders vor und berichtete dem Bruder in eingehenden Briefen darüber. Aus
diesen Briefen, die über 28 Jahre hin, von 1740 - 1768, fast vollständig erhalten sind,
erkennen wir die unermüdliche Tätigkeit und die Tüchtigkeit Andreas Gottliebs. „Im
großen und kleinen", sagt Aage Friis, "fühlt er seine Verantwortung als Haupt des
Geschlechts und weiß, daß er den Nachkommen für seine Verwaltung Rechenschaft
ablegen muß. Immer wieder gedenkt er der Bestimmungen des Familienstatuts und
fühlt sich gemahnt durch die unauslöschlichen Spuren der Tätigkeit Andreas Gottliebs
des Älteren, die er täglich um sich sieht."
Das Gartower Haus war vom Großvater "ohne Prunken und Prahlen, aber solide und
geräumig .... erbaut", "zum bequemen täglichen Bewohnen, nicht zu großen Festen".
"Es war keine Wohnung für unruhig Trachtende, sondern ein behaglicher Zufluchtsort
für den, der auf eigenem Grund und Boden leben und sterben und sein väterliches
Erbe behüten wollte." "Was Andreas Gottlieb d.Ä. nicht mehr hatte bauen können, das
unternahm Andreas Gottlieb der Jüngere." "Auch er wollte für die Nachkommen, zum
Gebrauch und nicht zum Luxus bauen".
"Im Garten entfaltete sich das große Interesse der Bernstorffs für den Gartenbau. Sie
studierten die neusten Gartenbücher; diejenigen Familienglieder, die wie Johann
Hartwig Ernst oder Andreas Peter weit in der Welt herumkamen, gaben gute Ideen für
Anlage und Bestellung, schickten das Neuste vom Gartenbau, wie Samen für Früchte
und Blumen, Setzlinge und Pfropfreiser, Ableger und junge Bäumchen, und beriefen
aus Holland oder Westdeutschland gebildete Gärtner nach Gartow; sie schickten auch
Söhne der gartowschen Bauern aus, um Holländern oder Franzosen die Kunst
abzulernen."
"Unaufhörlich arbeitete man an der Verschönerung und Verbesserung des
Familienbesitzes; die Briefe der Kinder zeugen von ihrer Teilnahme am Gedeihen und
Blühen des Gartens. Verderbliches Hochwasser erweckt Kummer; Mißjahre für Früchte
und Blumen gehören zu den Familiensorgen, die am ausführlichsten