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finden. Auch im Innern besteht Ähnlichkeit: die Räume sind nicht Prachtsäle, sondern
behagliche stilvolle Räume." "Das Stadtpalais war 1755 im reinsten Rokoko
ausgeschmückt, jetzt, zwischen 1763 und 1765, wurde Schloß Bernstorff im Sinne des
beginnenden Louis-Seize-Stils eingerichtet."
Mit Stadtpalais und Landsitz war Johann Hartwig Ernst nunmehr fest in Dänemark
verwurzelt. Für seinen großen Grundbesitz in Mecklenburg (Wedendorf) und
Lauenburg (Wotersen) blieb ihm wenig Zeit. Die Verwaltung dieser Begüterungen
leitete im wesentlichen sein Bruder Andreas Gottlieb von Gartow aus. Johann Hartwig
Ernst hatte aber durchaus Interesse für Wotersen und Wedendorf. In Wotersen
vollendete er das Hauptgebäude, und außerdem baute er die Kirche in Siebeneichen,
deren Patronatsstuhl ebenso wie das Wotersener Haus das ziemlich selten zu
sehende freiherrliche Wappen der Familie zeigt. In die Kirche stiftete er eine alte
Taufschale, die wohl von seinem Großvater Andreas Gottlieb d.Ä. auf ihn gekommen
sein muß und den Namen von dessen Schwester Ingeborg Margarete (1652-1703),
der späteren Frau v. Wackerbarth, trägt.
Trotz der schon vorhandenen großen Besitzungen erwarb Johann Hartwig Ernst schon
1740, also als er noch junger Gesandter in Regensburg war, in Lauenburg noch einen
weiteren besonders schön gelegenen Grundbesitz hinzu, nämlich Stintenburg im
Schalsee mit dem dazu gehörigen Gut Bernstorf arn Ostufer dieses Sees.
Auch Stintenburg war einmal ein Bülowsches Gut gewesen, seit Vicco v. Bülow auf
Gartow 1434 damit belehnt wurde. Sein Sohn erwarb das benachbarte Bernstorf dazu.
Woher dieses Gut seinen Namen hatte, wissen wir nicht. Eine Beziehung zu unserer
Familie ist nicht nachgewiesen. Schon im 14. Jahrhundert war die dortige, damals den
Zülows gehörende Burg von den Lübeckern zerstört worden (s.S. 2). Die Stintenburger
Begüterung ging 1639 durch Kauf an Herzog Franz Albrecht von Sachsen-Lauenburg,
den Bruder des regierenden Herzogs, einen Abenteurer und zeitweiligen kaiserlichen
Feldmarschall im 30-jährigen Krieg, über, dessen Gemahlin Christine Margarete von
Mecklenburg-Güstrow war. Die folgenden Jahre waren infolge verwandtschaftlicher
Streitigkeiten zwischen dem lauenburgischen und mecklenburgischen Fürstenhaus, die
bis zu Gewalttätigkeiten gingen, für Stintenburg sehr unruhig. Schließlich schlug der
Herzog von Lauenburg als Lehnsherr die Begüterung für 26.000 Rthlr dem Großvogt v.
Hammerstein zu. Dessen Erben vernachlässigten Stintenburg aber und ließen die
Gebäude verfallen. So übernahm letzten Endes der Lehnsherr - seit 1689 war dies der
Herzog von Lüneburg-Celle und ab 1705 der Kurfürst von Hannover den Besitz und
übergab ihn als Lehen an Johann Hartwig Ernst Bernstorff. Dieser riß die
mittelalterliche Bülowsche Burg auf der kleinen Insel im Schalsee ab (nach Wedendorf
und Gartow die dritte von unserer Familie abgerissene Bülow-Burg!) und erbaute dort
trotz der Warnungen seines Bruders vor dem übermäßigen Aufwand ein prächtiges
Schloß mit 4 Flügeln und einem Hof in der Mitte; marmorne Kamine und seidene
Vorhänge sollen in dem Schloß vorhanden gewesen sein, das keine 100 Jahre
gestanden hat. Johann Hartwig Ernst hatte verlangt, daß das Haus weit von den
Wirtschaftsgebäuden entfernt mitten in einem großzügig angelegten Park liegen sollte.
Andreas Gottlieb