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Ich will gerecht urtheilen und gütig handeln." Außer dieser "Seelensilhouette“, wie Bode
es nennt, ist hieran die Tatsache interessant, daß Bode offenbar damals persönlich im
Hause von Charitas Emilie verkehrte.
Sie siedelte 1778 nach Weimar über, sicher veranlaßt durch die um 12 Jahre jüngere
Kusine Sophie Bernstorff, die so lange in ihrem Haus in Kopenhagen gelebt hatte und
erzogen worden war. Sophie hatte inzwischen den Geh. Regierungsrat Ernst
Constantin v. Schardt in Weimar, den Bruder von Goethes Freundin Charlotte v. Stein,
geheiratet. In Weimar führte Charitas Emilie ein großes Haus und unterhielt sogar als
einzige Dame von Adel neben der Herzogin Anna Amalia ein eigenes
Kammerorchester. Zu ihrem Geschäftsführer machte sie nunmehr den oben
erwähnten Bode. Dieser, ein offenbar auch musikalisch interessierter Mann, vermittelte
eine Beziehung zwischen Charitas Emilie und dem Celler Organisten und Komponisten
Johann Friedrich Gottlieb Beckmann (1737-1792). Wir wissen zwar nichts Näheres,
offenbar hat aber Bode Charitas Emilie für Beckmanns Kompositionen interessiert und
eine Förderung Beckmanns durch sie bewirkt. Jedenfalls hat Beckmann ihr drei 1779
erschienene Klavier-Konzerte gewidmet.
Charitas Emilie hat Johann Hartwig Ernst um 48 Jahre überlebt. Erst am 26. Mai 1820
ist sie in Weimar im hohen Alter von 87 Jahren gestorben und dort neben der im Jahre
zuvor verstorbenen Kusine Sophie beigesetzt worden.
39.. Andreas Peter. 1735-1797. ( Bild 2 / Bild 3 / Bild 4 / Bild 5 / Bild 6 / Bild 7)
(Literatur: Friedrich Wilhelm v. Schütz, Lebensgeschichte des dänischen Staats-
ministers Andreas Petrus Grafen von Bernstorff, Altona u. Leipzig 1798; D.G.
Moldenhawer, Sørgetale over Grev Andreas Petrus Bernstorff, holdet den 24.Martii
paa Universitetets øverste Auditorium, in „Minerva" Mai 1798; C. U. D. v. Eggers,
Denkwürdigkeiten aus dem Leben des Königlich dänischen Staatsministers Andreas
Petrus Grafen von Bernstorf, Kopenhagen 1800; Aage Friis, Die Bernstorffs, Erster
Band Leipzig 1905; Aage Friis, Die Bernstorffs und Dänemark, II. Band, Bentheim
1970; Helmuth Rößler, Größe und Tragik des christlichen Europa, Verlag Moritz
Diesterweg 1955, S. 348-369, "Adelswelt und Volksideal. Die Bernstorffs"; Joachim
Graf v.Bernstorff, Die Nachkommen des dänischen Staatsministers Andreas Peter
Graf v.Bernstorff, Bentheim 1971.)
Johann Hartwig Ernst hatte den jüngeren Sohn seines Bruders, Andreas Peter, als
seinen Nachfolger in der Leitung der dänischen Staatsregierung ausersehen und für
diese Nachfolge vorbereitet. Deshalb soll die Darstellung seines Lebens und Wirkens
hier vor der Behandlung seines älteren Bruders Joachim Bechtold folgen.
Als Geburtstag Andreas Peters gilt der 28. August 1735. In Wahrheit ist das laut
Eintragung im Kirchenbuch der Schlosskirchen-