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gemeinde zu Hannover sein Tauftag. Den eigentlichen Geburtstag kennen wir nicht.
Andreas Peter wird kaum schon am Tage der Geburt getauft worden sein, zumal als
sein Geburtsort nicht Hannover, sondern Gartow gilt. Allerdings ist in der Taufurkunde
Hannover als Geburtsort angegeben.
Andreas Peter war, wie wir sahen, nach dem 1 Jahr älteren Joachirn Bechtold das
zweite Kind seiner Eltern. Zwei jüngere Schwestern vervollständigten zwar den
Familienkreis, aber die ältere starb schon mit 6 Jahren (1742), als Andreas Peter 7
Jahre alt war, die jüngere, ein gebrechliches und krankes Kind, mit 14 Jahren (1754),
als Andreas Peter 19 Jahre alt war. Die frühe Jugend der Kinder verlief, wie Andreas
Peter sagte, "in unschuldiger Freude“. Neben den Eltern waren die Kinder besonders
der Aufsicht der Großtante, der Landdrostin Christiane v. Steinberg geb. Bernstorff, der
jüngsten Schwester der Großmutter Charlotte Sophie Bernstorff, anvertraut, die ganz
im Hause lebte und die Kinder sehr verzog.
Die Söhne erhielten schon sehr früh, nämlich 1740, als Andreas Peter erst 5 Jahre alt
war, einen Hofmeister. Als solcher wurde auf Empfehlung des alten Keyßler der
Student Münter eingestellt, ein Mann zwar von großen Sprachkenntnissen, dessen
Wahl sich aber als sehr unglücklich erwies, denn nach dem, was Andreas Peter viele
Jahre später sagte, war Münter nicht nur unsittlich, sondern auch hart, heftig und
mißtrauisch. Er hatte keine Welt- und Menschenkenntnis und hatte insbesondere keine
Ahnung vom Umgang mit Kindern. Sein einziges Erziehungsmittel waren Zwang und
Prügel. Und da er den heftigeren Joachim Bechtold nicht zu schlagen wagte aus
Angst, daß er ihn verraten könnte, war es allein der s anftere Andreas Peter, der fast
täglich Prügel von Münter erhielt. Zeitweise fiel Münter dann aber in das
entgegengesetzte Extrem und ließ den Brüdern in allem ihren Willen. Es ist
erstaunlich, daß die Eltern jahrelang nicht merkten oder begriffen, daß Münter ein
unmöglicher Erzieher ihrer Söhne war. Die Söhne sagten nichts, weil die damaligen
Erziehungsgrundsätze strikten Gehorsam und Ehrerbietung gegenüber den Eltern
forderten. Die Umgangsformen zwischen Eltern und Kindern waren streng und steif, so
daß sich ein vertrauliches Verhältnis der Kinder zu den Eltern nicht entwickeln konnte.
Andreas Peter erzählte später, wie sorgfältig die Eltern jeden Ausdruck ihrer Liebe zu
den Kindern hinter den strengen Formen der Zeit verborgen gehalten hätten.
Die Entwicklung Andreas Peters in diesen ersten 15 Lebensjahren kennen wir vor
allem aus dem Briefwechsel zwischen dem Vater und dem Onkel Johann Hartwig
Ernst. Als Andreas Peter kaum 7 Jahre alt war, schreibt Andreas Gottlieb d.J. dem
Bruder (übersetzt aus einer Mischung von französisch und deutsch): "Er ist generös,
offen, nobel, hat viel Urteil und liebt seine Studien außerordentlich. Er ist ein wahres
Genie, er befleißigt sich mit Passion und findet großes Vergnügen im Lesen, im
Erzählen und Diskutieren und im Besehen der Landkarten. Kurzum, er gleicht Dir, m. l.
Bruder, in manchen Dingen."
Ein Jahr später, 1743, liest man über den 8-Jährigen: "Andreas, hübscher Junge mit
dünnen Beinen, hat ebenso viele gute und große Eigenschaften wie wenig
Manierlichkeit und facioniertes