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Wesen. Er ist kränklich und beklagt sich schubweise und in ungleichem Grade,
sozusagen ständig entweder über Bauch- oder über Kopfschmerzen, über
Gesichtsreißen oder über Taubheit. Trotzdem ist er stark wie ein Herkules, rasset, daß
die Federn davon fliegen, schläft und ißt gewöhnlich gut, und lernt, spricht und spielt,
als ob es die Zeit nicht gäbe, in der er leidet oder im Bett liegt oder an einen Stuhl in
der Ecke des Zimmers genagelt ist." Er mußte Emser Wasser trinken.
Ein paar Monate später schreibt Andreas Gottlieb, Andreas Peter sei, anders als
Joachim Bechtold, voll Interesse für Politik und alles, was bemerkenswert ist, er
schreibe Bücher und Zeitungen ab und könne es nicht lassen, allen davon zu erzählen,
um sein Herz auszuschütten, ob man es nun hören wolle oder nicht; kurzum, beide
Brüder seien drollige Kerle, hätten aber Gott sei Dank viel Gutes.
Als Andreas Peter 13 Jahre alt war, 1746, schreibt sein Vater über ihn, er sei, ehe man
es sich versehe, aus seinen Sachen herausgewachsen, während Joachim Bechtold sie
bis auf den letzten Faden tragen könne. Auch sonst seien die Brüder ebenso
grundverschieden, wie Andreas Gottlieb und Johann Hartwig Ernst selber es gewesen
seien. Niemals sei ein Gesichtspunkt, eine ldee, eine Wiedergabe bei Beiden
übereinstimmend, und wenn sie auch dasselbe gehört und gesehen hatten, sei doch
ihr Eindruck ein völlig unterschiedlicher; das erstreckte sich von grundsätzlichen
Dingen bis zu den geringsten Kleinigkeiten. Andreas Peter habe einen glücklichen
Charakter, alles mache ihm Spaß, alles lasse ihn vor Lachen platzen. Er sei zufrieden
und ohne Sorgen, spiele gern, sei ein guter Esser und schlafe viel. Er wachse und
entwickle sich zusehends. Er habe breite Schultern und Hände "als ein Holzhacker“. Er
spreche viel und frage bis zur Indiskretion, er habe den Kopf stets voll von Gedanken
und Ideen, sei zerstreut und vergesse alles. Es mache ihm nichts aus, die Strümpfe
umgedreht anzuziehen und das Halstuch zu vergessen. Er sei generös, frei und
ernsthaft, er werde ein treuer Freund und ein rechtschaffener Mensch sein, aber er
halte niemals Ordnung, weder in seiner Garderobe, noch in seinen Finanzen. Er
verliere, verderbe und zerbreche alles und wisse selten, was er hat und nicht hat. Er
sei ungeschickt, und trotz seiner guten Absichten und seiner Freude, wenn er es recht
mache, könne er doch in nichts Geschicklichkeit und Ordentlichkeit lernen. Er sei ohne
Aufdringlichkeit gefällig und dankbar und habe nicht die geringste Eitelkeit. Er habe
Mut und lege sein einziges Vergnügen in die Lektüre und die Konversation. Er sei stark
kurzsichtig, weshalb er immer trotz allen Zuredens krumm wie ein Taschenmesser
dasitze. Seine Beine seien leidlich, würden aber niemals ganz gut werden (wir wissen
nicht, worauf sich das bezog).
Wenig später heißt es: "Andreas spricht gern und disputirt gern, aber er ist kein
unbarmherziger Disputirer; was ich meine, ist, daß er Gespräche manchen Spielen und
anderen Belustigungen vorzieht; er hat auch genug Urteil und gesunden Verstand für
sein Alter und mindestens ebenso viel wie der Älteste, aber seine Fragen sind
manchmal naseweis oder albern (manchmal auch scharfsinnig), weil er zuweilen zu
lebhaft oder vorschnell, zu anderen Malen zerstreut ist, und weil er die Dinge nicht
genug durchdenkt und erwägt, ehe er seinem Gedanken Worte gibt."