Seite 16
Er verpfändet alle seine Pferde und seinen Harnisch für diese Schuld und für den Fall,
daß das nicht ausreichen sollte, sogar seinen Hof zu Bernstorf. Seine
mitunterzeichnenden Zeugen sind "seine Freunde" Brand v. Schwicheldt und Stellan
Wakenitz. Nach dieser Urkunde muß Joachim Bernstorff damals ein junger Offizier
gewesen sein. Damals war Herzog Christoph zu Mecklenburg, ein jüngerer Bruder der
regierenden Herzöge Johann Albrecht I. und Ulrich III., und bis dahin Administrator
des Bistums Ratzeburg, von dem Erzbischof von Riga, Markgraf Wilhelm von
Brandenburg, dem Sohn Albrechts, des letzten Großmeisters des Deutschen Ordens
und ersten Herzogs von Preußen, und Bruder von Johann Albrechts von Mecklenburg
Gemahlin, zum Coadjutor des Erzstifts Riga gemacht worden und wollte mit seinen
Leuten nach Livland zum Erzbischof ziehen. Dieser hatte nämlich zur Bedingung
gemacht, daß Christoph wirklich in den Besitz des Erzbistums gelangen und sich
darin behaupten würde. Als Gegenleistung für diese ihm von seinem Bruder Johann
Albrecht verschaffte "Versorgung" entsagte Christoph allen weiteren Ansprüchen an
das Herzogtum Mecklenburg. Der Rittmeister Jürgen Kruseke hatte es 1558
übernommen, den Herzog Christoph mit 150 gerüsteten Pferden zu begleiten.
Auf diesem Zug muß in Königsberg die Schuldurkunde von Joachim Bernstorff
ausgestellt worden sein. Die genannten Zeugen Wakenitz und Schwicheldt waren der
Marschall und der Hofmeister des Herzogs Christoph. Der Herzog traf aber in Livland
sehr verworrene Zustände an, und sein Versuch, sich nach dem Tode des
Erzbischofs 1563 in den Besitz des Erzbistums zu setzen, scheiterte gänzlich.
Nachdem Christoph sogar 6 Jahre in polnischer Gefangenschaft gewesen war, kehrte
er 1669 unverrichteter Sache zu seinem Bistum Ratzeburg zurück 57). Inwieweit
Joachim Bernstorff an diesen Unternehmungen noch beteiligt war, wissen wir nicht.
Joachim hinterließ drei Söhne: Joachim und Reimar, die im Kriege blieben, und
Andreas (Nr. 7), der den Stamm fortsetzte.
7.. Andreas. 1575, † 1588.
Andreas war, nachdem seine beiden Brüder im Kriege gefallen waren, der einzige
Bernstorff. Ihm gehörten, wie seinem Vater, die Höfe in Bernstorf und Teschow.
Mit Andreas beginnt das Dunkel, das bis dahin über der Geschichte der Familie und
des Hofes Bernstorf gelegen hat, sich ein wenig zu lichten, und zwar durch die
Aufzeichnungen, die sein Urenkel Andreas v. Bernstorff im Jahre 1693 - seinem
Todesjahr - eigenhändig in ein Buch eingetragen hat, das in Gartow verwahrt wird.
„Meine armseligen Vorfahren", so beginnt der Urenkel Andreas in Bernstorff seine
Aufzeichnungen. „Unser Eltervater Andreas", schreibt er, „wohnte mit der Eltermutter
Dillian Lützow auf dem Teschower Meierhof, und hier zu Bernstorf sein Hofmeier
Stuhr.“ Diesem scheint es nicht ganz schlecht gegangen zu sein; denn er hat 1586
der Stadt Grevesmühlen 200 Mark zum Wiederaufbau des abgebrannten Rathauses
57 vgl. zu dem Zuge des Herzogs Christoph nach Livland. Boll, Geschichte Mecklenburgs, 1855, Bd 1
S.214/215, und Kurd von Schlözer, Verfall und Untergang der Hansa und des deutschen Ordens,
unveränderter Nachdruck der Ausgabe von 1851-1853, S. 150/151