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Onkels nicht würdig zu sein. Deshalb wolle er versuchen, sich dessen würdig zu
machen, daß man ihm öffentliche Angelegenheiten anvertraue; er wolle also dem
Beispiel des Onkels folgen, und erbittet sich nun dessen Rat.
Von nun an beriet Johann Hartwig Ernst gemeinsam mit Andreas Gottlieb, wie Andreas
Peters weiterer Lebensweg am besten gefördert werden könne, der nun von Gartow
fort auf eine Universität führen mußte. Der Gedanke an Helmstedt oder auch Göttingen
wurde verworfen. Helmstedt hatte seinen Ruf verloren, Göttingen steckte noch in den
Kinderschuhen. Man dachte an Tübingen, wo Andreas Gottlieb und Johann Hartwig
Ernst einst selber studiert hatten; man dachte an Halle als Zentrum eines stark
religiösen Lebens. Aber man entschied sich schließlich für Leipzig als Studienort für
Joachim Bechtold und Andreas Peter. Sicherlich hatte der Umstand für Leipzig
gesprochen, daß Klopstock dort seinen geistigen Weg begonnen hatte, und sicherlich
hatte auch Leisching für seine Heimatstadt Leipzig geworben.
Sowohl Andreas Gottlieb wie Johann Hartwig Ernst setzten eingehende Instruktionen
für die beiden Jünglinge auf, die im Frühjahr 1752 im Alter von nun 18 und fast 17
Jahren ihr Universitätsstudium beginnen sollten. Leisching sollte sie als Hofmeister
begleiten und hatte ihnen schon durch seine Familie in Leipzig ein Quartier verschafft.
Andreas Gottliebs Instruktion enthielt genaue Regeln für das Leben der beiden
Studenten in Leipzig und an den Orten, wohin sie später gehen würden. Im Gegensatz
zur damaligen anspruchsvollen Verschwendung der adeligen Jugend an den
Universitäten schärfte Andreas Gottlieb seinen Söhnen Bescheidenheit und
Genügsamkeit in Leben und Auftreten ein. Nur 1 Diener, der treue Sieverts, der ihnen
von Gartow aus mitgegeben wurde, wurde ihnen gestattet, und dieser sollte nur eine
einfache Livrée tragen, die nur einmal jährlich erneuert werden durfte. Für die Livrée
sollte eine Farbe gewählt werden, die nicht leicht verbleiche und Strapazen aushalten
könne. Bei längeren Aufenthalten sollten sie noch einen Lohndiener anstellen dürfen,
aber ohne Livrée. Sie sollten sich durch Fleiß und gutes Auftreten Achtung
verschaffen. Alle Kleiderpracht wurde ihnen verboten. "Nur Sauberkeit und gute Facon
nebst weißer Leinewand ist auf Academieen nöthig." Abgelegte Anzüge sollten mit
Ausnahme von "Gold, Silber, Sammit-Stoffen und Seide (Unterfutter ausgenommen)"
und weißer Wäsche - den Dienern gegen geringe Bezahlung überlassen werden.
Spitzen sollten am liebsten garnicht getragen werden, da sie, wenn sie schön sein
sollten, allzu teuer wären; "fein Kammertuch vor einem weißen Hembde" tue dieselben
Dienste.
Auch mit Geld wurden die beiden Studenten sehr knapp gehalten. Die Kasse für den
Lebensunterhalt verwaltete Leisching und mußte darüber genau abrechnen. Joachim
Bechtold und Andreas Peter, die zu Hause monatlich jeder 3 Reichsthaler als
Taschengeld für ihre gewöhnlichen kleinen Ausgaben erhalten hatten, bekamen nun 5
Rthlr monatlich. Auch darüber sollten sie am Ende jeden Monats genaue Rechnung
legen.
Alles Hasardspiel war den Brüdern verboten und durfte nicht einmal gelernt werden.
Ebenso wenig war Würfel- oder Kartenspiel in Kaffeehäusern, auf ihren Zimmern und
mit Gleichaltrigen erlaubt. "Hoffentlich werden meine Söhne sowohl ihre Lern-, als
Recreations-Stunden nützlicher anzuwenden wissen." Nur da, wo