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Sekretär in der Deutschen Kanzlei und erhielt dadurch seine Versorgung vom
dänischen Staat.
Andreas Peter trieb sein Studium in Göttingen bewußt mit dem Ziel, sich zum
Staatsmann auszubilden. Er zog dabei den Onkel in Kopenhagen zu Rat. Es stand
damals schon ziemlich fest, daß Andreas Peter keine Anstellung in Hannover suchen
würde, und Johann Hartwig Ernst riet ihm, seine Studien nach dem praktischen
Gebrauch einzurichten, den er in Zukunft von ihnen machen wolle. Auch Andreas
Gottlieb besprach im Frühjahr 1754 brieflich mit ihm bei Erörterung des Studienplanes,
wie er sich seine Zukunft denke. Andreas Peter antwortete auf die Frage, ob er nach
Hohem oder Mittelmäßigem strebe, das sei nicht leicht zu beantworten. "Aber wenn ich
meiner Neigung folgen dürfte, möchte ich nur ungern auf halbem Wege stehen bleiben
oder mir Grenzen setzen, die ich nicht zu überschreiten versuchen würde". Er fühlte
sich auch nicht auf sein, Vaterland beschränkt und meinte sogar, daß es notwendig
sei, sich nicht an einen bestimmten Ort zu binden. "Wenigstens scheint es mir, als
wäre das eine sehr schwache Entschuldigung dafür, daß man sich der Pflicht entzieht,
jede Gelegenheit zu benutzen, um sich zu vervollkommnen oder sich nützlich zu
machen". Diese kosmopolitische Weite seiner Vorstellungen ist besonders interessant
angesichts seiner in Leipzig deutlich gewordenen Hinwendung zu einem betont
deutschen Geistesleben und zur Bevorzugung der deutschen Sprache gegenüber der
bis dahin vorherrschenden französischen. Allerdings ist dabei zu berücksichtigen, daß
als sein Vaterland damals nur Hannover galt und daß er bei einer Tätigkeit außerhalb
des Vaterlandes wohl nur an eine solche innerhalb des deutschen Sprach- und
Kulturraumes gedacht hat.
Mit dem Ende des Sommersemesters 1754 endete Andreas Peters Göttinger Zeit. Er
trennte sich nun von Joachim Bechtold und ging nach Genf, um dort seine Studien
abzuschließen. In aller Herrgottsfrühe des 28. September 1754 brach er von Göttingen
nach Genf auf, begleitet nur von dem Diener Sieverts, der ihm auch weiterhin auf allen
Reisen folgen sollte. Am ersten Tage ging es bis Kassel, von dort in einer 36-stündigen
Fahrt im Postwagen, der "Diligence", ohne Aufenthalt über Marburg und Gießen nach
Frankfurt, wo er "fast stumm und blind` vom entsetzlichen Staub der Landstraße
ankam. Er hatte Heimweh nach den Freunden in Göttingen; er war nun zum ersten Mal
ganz auf sich allein gestellt. Von Frankfurt ging es nach einigen Tagen weiter über
Straßburg, Basel und Bern nach Genf. Andreas Gottlieb hatte seinem Sohn verboten,
sich an den kleinen süddeutschen Höfen vorstellen zu lassen. In Straßburg besuchte
er die Weitersheimschen Verwandten seiner Mutter. Straßburg gefiel ihm sonst nicht
besonders. Die Lebensart dort fand er zwar frei und ungezwungen, sie verliere aber
ihren Wert großen Teils dadurch, daß man fast beständig spiele. Selten sei er eine
halbe Stunde irgendwo gewesen, ohne daß bereits gespielt wurde. Es sei eine rechte
Schule, ein geschwindes Denken zu lernen. Er habe anfangs manches Spiel verpaßt,
weil er es nicht so schnell habe übersehen können. Aber interessieren tat ihn das
Spielen nicht. "Das Spiel ist mir vollkommen gleichgültig", schreibt er. „Ich betrachte es
nur als eine Gelegenheit, Bekanntschaften zu machen und mich zu unterhalten, wenn
man sich sonst nichts zu sagen hat."