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geliehen 58). Da Andreas außer ein paar kleinen Katen in Teschow nichts besaß und
die Bauern des Dorfes, die zu den Quitzows nach Vogtshausen gehörten, ihm viel
zuwider taten, ja ihm das Leben sehr schwer machten, entschloß er sich, mit Stuhr zu
tauschen, und siedelte etwa 1578 nach Bernstorf über. Zu Bernstorf gehörten keine
Untertanen außer zwei kleinen Kossaten und der Freitagschen Stelle in Wilkenhagen.
Sonst gehörten nur der Krug in Börzow und die Marienkapelle auf dem Kirchhof in
Grevesmühlen noch zu Bernstorf. Der Urenkel Andreas schreibt, diese Kapelle hätten
seine Vorfahren zu Ehren der Jungfrau Maria erbaut; sie habe daher Marienkapelle
geheißen und sei von den 6 Kapellen, die in und um Grevesmühlen gestanden
hätten, die vornehmste gewesen, in der die meisten Messen gelesen worden seien.
Wahrscheinlich ist diese Kapelle nach der Reformation eingegangen. Das
Grevesmühlener Haus und Grundstück erwähnt Andreas bei der Aufzählung des
Grundbesitzes seines Urgroßvaters nicht mehr. Was aus ihm geworden ist, wissen wir
nicht.
Der Chronikschreiber Andreas bezeichnet seine Vorfahren als verarmt. Es gab
damals ja noch keine Gutswirtschaften. Der eigene landwirtschaftliche Betrieb,
dessen Arbeiten im wesentlichen durch Bauerndienste bestritten wurden, war klein
und reichte nicht zur Beschaffung des Lebensunterhalts aus. Die Einnahmen
bestanden zum größten Teil aus den Abgaben der zinspflichtigen Bauern, und wenn
die Teschower Bauern, ebenso wie der zweite Wilkenhäger Bauer den Quitzows in
Vogtshagen zinspflichtig waren und zum Bernstorffschen Meierhof in Teschow nur ein
paar kleine Kätner gehörten, während zu Bernstorf außer zwei kleinen Kossaten nur
die Freitagsche Stelle in Wilkenhagen und der Krug in Börzow gehörten, so kann man
sich schon denken, daß unsere Vorfahren damals ein ärmliches Dasein gefristet
haben. Sie lebten sehr zurückgezogen auf ihren kleinen Höfen in Bernstorf und
Teschow.
Der Rittersitz in Teschow muß in der Tat recht ärmlich gewesen sein. Denn der kleine
noch sichtbare aus Bauschutt bestehende Hügel inmitten einer Wiese ist winzig.
Wann dieser - später als Meierhof bezeichnete - Rittersitz verlassen worden oder
verfallen ist, ist nicht genau bekannt. in der Kontributionsliste von 1653 wird er noch
als bewohnt erwähnt. Da im Dienstregister der Bauern von 1728/29 verzeichnet ist,
daß Jeeser und Pieverstorfer Bauern Steine und Holz von dem alten Meierhof nach
Bernstorf gefahren haben, ist anzunehmen, daß der Hof zu dieser Zeit abgebrochen
worden ist.
Auch den Bernstorfer Hof muß man sich zu jener Zeit äußerst bescheiden vorstellen.
Das zeigen vor allem die Schwierigkeiten, die sich in den nächsten Generationen für
die Bewirtschaftung "des geringen Gütleins“ ergaben.
In der Öffentlichkeit sind unsere Vorfahren damals überhaupt nicht in Erscheinung
getreten. Daher gibt es kaum Urkunden, in denen sie erwähnt werden, während
andere Familien, wie die Stralendorffs, Lützows, Plessens, Barnekows oder die jetzt
fast ausgestorbenen Vierecks, immer wieder genannt werden.
Jener Andreas, der von Teschow nach Bernstorf übersiedelte, war verheiratet mit
Dillian v. Lützow, einer Tochter von Wipert v. Lützow auf Perlin u. Goldenbow und
58 Balg, Chronik der Stadt Grevesmühlen, S. 169