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mehreren Gründen jeden anderen Dienst demjenigen vorziehe, "der eigentlich der
angenehmste zu sein scheinen sollte, weil er der des Vaterlandes sei“. Und als Johann
Hartwig Ernst sich erbot, Andreas Peter eine Anstellung in dänischen Diensten zu
verschaffen, und Andreas Gottlieb seinen Sohn fragte, ob er Hannover oder Dänemark
vorziehe, entschied Andreas Peter sich für Dänemark, und zwar einmal deshalb, weil
Hannover von einem König regiert werde, der nicht im Lande wohne und dessen
Regierungsgrundsätze daher nicht so verläßlich seien, sodann weil er in Dänemark in
der Nähe des Onkels sein würde, und schließlich, weil er König Friedrich V. von
Dänemark bewunderte. So wurde Andreas Peter am 27. Juni 1755, noch nicht ganz 20
Jahre alt, zum königlich dänischen Kammerjunker ernannt.
Andreas Peter war glücklich und schrieb dem Onkel: "Es ist Ihr Werk, lieber Onkel, daß
ich in den Dienst eingetreten bin, den ich mir wünschte; es ist mir eine
unbeschreibliche Freude, daß ich Ihnen die Erfüllung meiner Wünsche verdanke. Ich
fühle die Befriedigung, welche darin liegt, einem so großen, so liebenswerten Könige
zu dienen, und bin glücklich in dem Gedanken, daß ich unter Ihren Augen dienen soll".
Und Andreas Gottlieb schrieb an Johann Hartwig Ernst: "Jetzt gehört Andreas Peter
mir nicht mehr allein, jetzt ist er auch Dein Sohn, mein lieber Bruder". Andreas Gottlieb
nannte ihn künftig oft "unser Sohn". Und Johann Hartwig Ernst nannte ihn in seinen
Briefen öfter "Mein Freund und mein Sohn". Von nun an bestimmten Vater und Onkel
gemeinsam Andreas Peters weiteren Ausbildungsgang. Zunächst sollte er nun auf die
damals übliche „Tour d'Europe“ gehen, die ihn zuerst nach Italien bis nach Neapel
hinunter führen sollte.
Auch für diese Reise gab Johann Hartwig Ernst dem Neffen genaue Instruktionen mit
auf den Weg, damit er größtmöglichen Nutzen von der Reise habe. Er bestimmte die
Reiseroute und schrieb vor, wie lange Andreas Peter an jedem Ort bleiben solle; er
charakterisierte Fürsten, Minister und fremde Diplomaten und fügte seinen
Empfehlungsschreiben Mitteilungen über Charakter und Wesen der Adressaten sowie
Ratschläge hinzu, wie jeder zu behandeln sei. Er warnte ihn vor den geistigen
Strömungen Italiens; der gebildete Italiener sei Atheist, der gewöhnliche Mann
verdummt und von der päpstlichen Kirche fast zum Götzendiener gemacht. Wie immer,
war das Kernstück der Ermahnungen, daß Andreas Peter seine Religion und Moral
bewahren solle. "Das Nichtige und Betrügerische gilt in Italien für Tüchtigkeit und
Klugheit, Ausschweifungen und die verbrecherischsten Genüsse werden kaum noch
als kleine Sünden betrachtet, der elendeste Sänger wird höher geachtet als der
Gesetzgeber oder der, welcher über die Aufrechterhaltung des Gesetzes wacht." Vor
allem wurde Andreas Peter ermahnt, äußerst vorsichtig in seinen Äußerungen zu sein.
"Du mußt Dich damit begnügen, gegenüber dem, was Du mißbilligst, Stillschweigen zu
beobachten." "So lange Du in Italien bist, darfst Du nur als Däne auftreten." Die
politische Lage in Europa war damals kurz vor dem Ausbruch des 7-jährigen Krieges
sehr gespannt, und Johann Hartwig Ernst wollte um jeden Preis Dänemark aus dem
Krieg heraushalten. "Überlaß denen die politischen Streitigkeiten, die dazu genötigt
sind, und genieße selbst den Frieden, den Dein Herrscher für seine Untertanen zu
bewahren verstanden hat."