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seinen Briefen und Aufzeichnungen wissen, nicht besonders aufgeschlossen dafür
gewesen zu sein. Für ihn stand das gesellschaftliche und geistige Leben im Kreise der
dortigen Diplomaten, dessen Mittelpunkt das Haus des englischen Gesandten Sir
Horace Mann war, im Vordergrund. In diesem Haus fand Andreas Peter sich halb auf
englischem Boden, und seine Vorliebe aus der Kinderzeit für England erhielt neue
Nahrung. Der englische Gesandte nahm sich seiner freundschaftlich an, und als
Andreas Peter hier an Masern erkrankte, besuchte er ihn täglich. Vom Hause des
englischen Gesandten aus öffneten sich für Andreas Peter auch die sonst Ausländern
streng verschlossenen Häuser des florentiner Adels.
Die Masern hielten Andreas Peter in Florenz länger fest, und erst am 19. Februar 1756
kam er über Siena nach Rom, wo er bis Anfang Mai, allerdings mit der Unterbrechung
eines 14-tägigen Ausflugs nach Neapel, blieb. In Rom traf er auf Johann Hartwig
Ernsts Freund aus Paris, den Grafen v. Stainville, späteren Herzog von Choiseul, der
ihn mit offenen Armen aufnahm. Stainville entfaltete als Gesandter Frankreichs in Rom
eine ungeheure Pracht und gab dem römischen Adel und den Gesandten am
päpstlichen Hof glänzende Feste. Alles drehte sich in Rom um ihn. Als Andreas Peter
bei ihm erschien, genoß er es, seinen alten Freund Johann Hartwig Ernst erfreuen zu
können, indem er dem Neffen half. Er schrieb an Johann Hartwig Ernst: "Sein
Aussehen und seine Haltung ist sehr gut; er hat Geist und einen liebenswürdigen
Charakter; ich kann nur Gutes über seine Kenntnisse, seine Erziehung und sein gutes
Auftreten sagen; er hat mit Nutzen studiert und man sieht, daß an seiner Ausbildung
nichts versäumt worden ist".
Andreas Peter war Stainvilles täglicher Gast während des ganzen römischen
Aufenthalts, und Stainville führte ihn überall ein. In seinem Haus versammelte sich
alles, was es in Rom an berühmten und hervorragenden Männern gab. Bei ihm trafen
sich Kardinäle und päpstliche Würdenträger, hochadelige Römer, Künstler und
Gelehrte. Andreas Peter freute sich, „geistvolle Menschen zu entdecken und sich mit
ihnen zu unterhalten". Gleichwohl zog er die englische Gesellschaft, die er in Florenz
gefunden hatte, vor.
Aber die Stadt Rom machte mehr Eindruck auf Andreas Peter als das übrige Italien.
"Keine Stadt der Welt erreicht sie nur annähernd an äußerer Pracht, das Auge kann
sich nicht satt sehen", schrieb er. Von morgens 9 Uhr bis zur einbrechenden
Dunkelheit streifte er nach seinen eigenen Berichten in Rom umher und besah Ruinen,
Kirchen, alte und moderne Paläste, Gemälde und Skulpturen. Er empfand beim
Anblick von Raffaels Meisterwerken "eine ihm bis dahin unbekannte Freude".
Überall machte Andreas Peter große Einkäufe für sich und den Onkel. Auch aus
Neapel, Civita Vecchia, Genua und Lucca sandte er große Kisten mit Büchern, Karten,
Portraits und Medaillen nach Kopenhagen.
Die Zeit verging im Fluge, und im Mai 1756 machte Andreas Peter sich wieder auf den
Weg nach Norden. Über Bologna und Mailand kam er nach Venedig. In den
lombardischen und venetianischen