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des 16. Lebensjahres von Henriette. Sie war der Beginn einer 20-jährigen
außerordentlich glücklichen Ehe, die durch die Geburt von 11 Kindern gesegnet wurde.
Das junge Paar wohnte zunächst im Lindencronschen Palais in Kopenhagen, aß aber,
um zu sparen, in der Regel im Palais des Onkels mit. Im Frühjahr 1763 bezogen sie
dort auch Zimmer und sparten dadurch die Miete. Draußen mieteten sie im ersten
Sommer einen Saal und 3 Zimmer beim Pastor in Gentofte, 1764 wohnten sie im
Sommer im Schloß Bernstorff, und von da an hatten beide Familien einen
gemeinsamen Haushalt; jede lebte aber trotz des gemeinsamen Rahmens ihr eigenes
Leben. Und die Räume des jungen Paares wurden zu einem neuen Treffpunkt für den
Bernstorffschen Kreis.
Andreas Peter hat später - nach ihrem Tod - Henriette so geschildert: "Sie war ganz
schlank von Körperbau, groß und gut gewachsen und voller Anmut. Ihre geistvollen
Augen, der feine Zug um den Mund, die frischen Farben ihres Gesichts, ihre
ungewöhnlich feine Haut und die schön gewölbte Brust machten sie in der Blüte ihrer
Jugend zu einer schönen und ansprechenden Erscheinung". Eine Impfung, die erst
nach der Heirat erfolgte hinterließ störende Spuren an der Nase, ließ aber die übrigen
Züge unberührt. Auch von anderer Seite wurde ihre ansprechende Erscheinung
hervorgehoben, und Güte und Sanftmut wurden als die hervortretenden Züge ihres
Charakters bezeichnet. Henriette war praktisch veranlagt, und alle Arbeit ging ihr leicht
von der Hand. Sie war unermüdlich als Hausfrau tätig, war begabt, zeichnete
vorzüglich und beherrschte die französisch e Sprache vollkommen wie die deutsche.
Vor Andreas Peter lagen nach seiner Eheschließung noch 8 Jahre einer glücklichen
und erfolgreichen Arbeit im Zusammenwirken mit dem Onkel und unter dessen
Führung. In die Mitte dieser Zeit fiel der Tod des geliebten Königs Friedrich V., der im
Januar 1766 starb und dem der geistesschwache Christian VII. auf dem Thron folgte.
Er behielt Johann Hartwig Ernst als seinen leitenden Minister und auch Andreas Peter
in seinen Stellungen bei und verlieh diesem anläßlich seiner Vermählung im November
1766 den Danebrog-Orden.
Die bedeutendste Leistung, die Andreas Peter in diesen ersten Jahren seines Wirkens
in Dänemark vollbrachte, war die Befreiung der Bauern auf den Bernstorffschen Gütern
um das Schloß Bernstorff. Als Andreas Peter nach Kopenhagen kam, besaß Johann
Hartwig Ernst nur erst seinen Sommersitz im Fasanengarten mit dem noch nicht
umgebauten alten Haus, dem er den Namen Bernstorff gegeben hatte. Der außer
Garten und Park dazugehörige Acker war nicht bedeutend. Aber in den folgenden
Jahren wurde das Land erweitert, und der Grundbesitz erhielt 1764 seine letzte und
größte Erweiterung durch den Erwerb der großen Hofländereien von Gentofte,
Vangede und Ordrup einschließlich der dazu gehörigen Hofdienste. Andreas Peter
übernahm die Verwaltung.
Die Lage der Bauern war damals schlecht, und sie war in Seeland und daher auch auf
den von den Bernstorffs erworbenen Gütern, am schlechtesten von ganz Dänemark.
Andreas Peter hatte von Jugend an Interesse für das Landleben und die
Landwirtschaft gehabt, anders als Johann Hartwig Ernst, der sich