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Huldigungen dar als "dem Besten, Edelsten, Weisesten, Frömmsten, Reinsten ..... der
Zierde, der wahren Stütze des Landes". Und auch diesmal dauerte das Exil nur wenig
über 3 Jahre.
Aber in diesen drei Jahren fiel ein schwerer Schatten auf Andreas Peters Lebens:
seine Gemahlin Henriette erkrankte. Am 18 Juli 1781 hatte sie den jüngsten Sohn
Magnus geboren. Die Entbindung war sehr schwer gewesen, und ihre Kräfte kehrten
nicht voll zurück. Gleichwohl wurde sie im Frühjahr 1782 wieder schwanger (11 Kinder
hatte sie bereits zur Welt gebracht), aber dieser Schwangerschaft war sie nicht mehr
gewachsen. Im 6. Monat stellten sich starke Schmerzen ein, ohne daß zunächst
Anzeichen für eine Fehlgeburt bestanden, aber am 3. August brachte sie einen toten
Sohn zur Welt. Zunächst schien es so, als wenn die Geburt der Kranken Erleichterung
geschafft habe und sie sich nun erholen würde, aber am nächsten Tage
verschlimmerte sich ihr Zustand wieder schnell, und am Nachmittag des 4. August
1782 trat der Tod ein. Andreas Peter hat einen langen von tiefer Erschütterung
geprägten bewegenden Bericht über ihr Leiden und Sterben verfaßt, der sich auf
unsere Tage erhalten hat. Neun lebende Kinder verloren mit Henriette die Mutter, der
älteste Sohn war erst 15, der jüngste 1 Jahr alt. Auf dem Sterbebett bat sie Andreas
Peter, daß die Kleineren nach Gartow kommen sollten, wo die Schwägerin, Joachim
Bechtolds Frau, sich ihrer annehmen konnte.
In der Lage, in der Andreas Peter sich befand, war es fast eine zwingende
Notwendigkeit, daß er wieder heiratete, um der großen und noch so jungen
Kinderschar wieder eine Mutter zu geben. Diese fand er in Henriettes um 6 Jahre
jüngeren Schwester Auguste (Bild) , geb. 7.1.1753, die schon am 8.8.1783 in Drei-
lützow seine zweite Frau wurde. Sie ist als Goethes Gustgen in die deutsche Kulturge-
schichte eingegangen. Von 1775 bis 1782 hatte sie einen Briefwechsel mit Goethe,
wovon leider nur die Briefe des Letzteren, nicht ihre eigenen erhalten sind bis auf einen
einzelnen Brief, den sie 40 Jahre später, am 15. Okt. 1822 an Goethe in Sorge um
sein Seelenheil schrieb und auf den Goethe in einem sehr schönen Brief geantwortet
hat, in dem sich der Satz befindet: "In unseres Vaters Reich sind viele Provinzen, und
da er uns hierzulande ein so fröhliches Ansiedeln bereitete, so wird drüben gewiß auch
für beide gesorgt sein; vielleicht gelingt es alsdann, was uns bis jetzo abging, uns
angesichtlich kennen zu lernen und uns desto gründlicher zu lieben. Gedenken Sie
mein in beruhigter Treue". Dem zunächst nicht abgeschickten Brief an Gustchen fügte
er am 17. April 1823 nach überstandener schwerer Krankheit noch einige Sätze hinzu,
in denen wir lesen: ".... möge der Tag Ihnen gleichfalls freundlich erscheinen und Sie
meiner im Guten und Lieben gedenken, wie ich nicht aufhöre, mich jener Zeiten zu
erinnern, wo das noch vereint wirkte, was nachher sich trennte. - Möge sich in den
Armen des allliebenden Vaters alles wieder zusammen finden".
Andreas Peters Exil dauerte, wie gesagt, auch dies Mal nicht sehr lange. Als der junge
Kronprinz Friedrich nach Erreichen der Volljährigkeit am 14. April 1784 erstmalig als
Regent für den zunehmend geistesgestörten König im Staatsrat erschien, beseitigte er
sofort das Guldbergsche Regime, setzte das von diesem abgeschaffte Geheime
Conseil wieder ein und berief erneut Andreas Peter zum Außenminister und Leiter der
Deutschen Kanzlei.