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burtstag überreicht. Es gibt sie sowohl in Silber wie auch in Kupfer. Drei Jahre später,
ebenfalls zu seinem Geburtstag, am 28. August 1796, dem letzten, den er erlebt hat,
wurde abermals eine Medaille auf ihn geprägt, wiederum in Silber und in Bronce. Sie
zeigt auf der Vorderseite wieder sein rechtes Profil im Brustbild. Die Rückseite zeigt die
Göttin Minerva, auf einem Stein sitzend, in der Rechten eine mit einem Oelzweig als
Zeichen des Friedens umwundene Lanze, in der Linken als Zeichen der Gerechtigkeit
eine im Gleichgewicht stehende Waage. Die Umschrift lautet übersetzt: „Durch Recht
und Treue befestigt sich das Staatswohl“ .
Den Geist der Freiheit vertrat Andreas Peter auch in der Innenpolitik, auf die er als
Chef der Deutschen Kanzlei auch weitgehenden Einfluß hatte. Er trat dem dänischen
Nationalismus entgegen, weil er wußte, daß das dänische Reich, Norwegen,
Dänemark und die deutschen Herzogtümer umfassend, nur in übernationalem
freiheitlichen Geist zusammengehalten werden konnte, zumal nachdem das
holsteinische Herzogtum Gottorp in das dänische Reich einbezogen war.
Andreas Peter stand in der geistig führenden Schicht Kopenhagens oft zwischen den
Fronten. Die freiheitlichen Ideen Lessings (1772 "Emilia Galotti", 1767 "Minna von
Barnhelm“, 1779 „Nathan, der Weise") und Schillers (1782 "Die Räuber", 1784 "Kabale
und Liebe“, "Fiesko", 1787 "Don Carlos": "Sire, geben Sie Gedankenfreiheit!") machten
in Kopenhagen großen Eindruck, und die französische Revolution von 1789 wurde von
vielen begeistert begrüßt. Kirche und Glaube, Jesuiten und lutherische Orthodoxie
waren in unaufhaltsamem Rückzug vor dem "inneren Licht" des Geistes und vor der
religiösen Philosophie. Auch für Andreas Peter war die Kirche nicht mehr das
Entscheidende. Aber sein fest gegründetes Christentum und sein praktischer Sinn
bewahrten ihn davor, sich in phantasievolle Ideologien zu steigern und darin zu
verlieren. Für ihn und seine Freunde wurden die Liebe, die Freundschaft. die
Menschheitsidee zu den entscheidenden Werten, die er aus seiner christlichen
Prägung heraus mit Leben erfüllte.
Es gab damals zwei Richtungen in Kopenhagen. Die eine mit dem jüngeren
Schimmelmann und seinen Anhängern sowie auch Klopstock hielt die französische
Republik für den ersten Baustein einer europäischen Republik und glaubte an eine
"wahre Menschheitsdemokratie“ mit Einebnung aller völkischen und ständischen
Unterschiede. Demgegenüber hielt die andere, besonders von den Dichtergrafen
Stolberg, Andreas Peters Schwägern, vertretene Richtung die französischen
Revolutionäre für Tyrannen und hielt es für ebenso unerträglich wie eine fürstliche
Tyrannei, wenn der Pöbel "sinnlos, frech und wütend" die Herrschaft fordere; wahre
Freiheit entstehe nicht durch gewaltsamen Umsturz, sondern durch stilles Wachsen
der christlichen und vaterländischen Kräfte der Seele; sie müsse in scharfem Kampf
gegen die französische Revolution im Bunde mit Preußen und Oesterreich bewahrt
werden.
Andreas Peter folgte weder der einen noch der anderen Richtung. Er stand dem
englischen Denken nahe. Für ihn war "Freiheit das Ziel, Brüderlichkeit
selbstverständliche Pflicht der Humanität;