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aber in der Forderung der Gleichheit sah er eine Verletzung der natürlichen
Ungleichheit der Menschen und ihrer Anlagen, den Tod jeder Verfassung“ (Rössler). Er
verkündete 1790 die Druckfreiheit, aber er wußte sie zu Gunsten echter Autorität
gegen radikale Auswüchse zu schützen. Er wollte keinen Despotismus des Pöbels und
ging seinen Weg unbeirrt und besonnen zwischen den verschiedenen Richtungen. Er
hielt, wie erwähnt, Dänemark aus dem Krieg gegen oder für Frankreich heraus und
gewann die Anhänger der verschiedenen Richtungen für sich, als er seinen Willen, die
Stabilität im Norden zu erhalten und die Neutralität des dänischen Gesamtstaates zu
sichern, aussprach. Er bekannte sich gegen fürstlichen sowohl wie gegen
demokratischen Absolutismus und zur Sicherheit und Ruhe Europas ohne
eigennützige Absichten.
So hinterließ er Dänemark als ein in Frieden blühendes Reich. Rössler sagt von ihm
und Johann Hartwig Ernst (S. 369): "Wie gleichgesinnte Deutsche Schweden und
Rußland, so hatten sie Dänemark aus christlichem und deutschem Verantwor-
tungsgefühl gedient. In Gefühl und Glauben, in Boden und Stand verwurzelt, hatte ihr
umfassender Geist Frankreichs hohe rationale Kultur in sich aufgenommen und
Englands Realismus und Freiheitsdenken ausgleichend einbezogen. Die Kräfte der
Seele und des Geistes, des Adels und des Volkes hatte Andreas Peter zu wunderbarer
Harmonie vereinigt." - Zu früh, im Alter von nur 62 Jahren nahm der Tod ihm die
Lenkung des Staatsschiffs aus der Hand. Anfang Mai 1797 erkrankte er. Ob es wirklich
das Podagra, also die Gicht war, wie sein Biograph v. Eggers meint, mag dahinstehen.
Jedenfalls verfiel Andreas Peter auch geistig schnell. Alle Versuche der Ärzte, ihn zu
retten. waren vergeblich. Am 21. Juni 1797 hauchte er sein Leben aus. Am 13. Juli
wurde seine Leiche in der Friedrichskirche zu Christianshafen, deren Patron er
gewesen war, beigesetzt. Im Leichenzug reihte sich der Kronprinzregent, der Andreas
Peter wie einen Vater geliebt hatte, unter die Kinder des Toten ein. Ganz Dänemark
trauerte. Rössler sagt (a.a.0.). "Was alle empfanden, sprach Schiller aus:
"Wie schön, oh Mensch, mit Deinem Palmenzweige
Stehst Du an des Jahrhunderts Neige
'In edler stolzer Männlichkeit,
Mit aufgeschlossenem Sinn, mit Geistesfülle,
voll milden Ernsts, in tatenreicher Stille,
Der reifste Sohn der Zeit."
Welches Ansehen Andreas Peter in Dänemark genossen hatte und welches
Selbstgefühl daraus für die Familie entstanden war, zeigen beispielhaft die Worte, die
Andreas Peters Sohn und Nachfolger Christian Günther am 30. Juli 1800 seinem
jüngsten Bruder Magnus ins Stammbuch schrieb: "Sorge stets, daß Du nicht erröthest
einst, wenn spät einer im Volke spricht: auch dieser ist Bernstorffs Sohn!"
Der Sarkophag wurde später nach Dreilützow übergeführt, wo Andreas Peter seine
letzte Ruhestätte fand.
Er hinterließ Gustchen mit 7, zumeist aber schon erwachsenen Stiefkindern aus seiner
ersten Ehe mit der Schwester Henriette (Bild 2) . In ihrer eigenen Ehe war nur 1 Kind
geboren worden, der am