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40. Christian Günther. (Bild) 1769-1835.
(Literatur: Gräfin Elise v. Bernstorff geborene Gräfin v. Dernath, Ein Bild aus der Zeit
von 1789 bis 1835, Aus ihren Aufzeichnungen, 2. Auflage, Berlin 1896)
Christian Günther, geboren zu Kopenhagen am 2. April 1769, wuchs, nachdem die
beiden ältesten Kinder Andreas Peters klein gestorben waren, als dritter Sohn neben
dem um 2 Jahre älteren Johann und dem um 1 Jahr älteren Andreas auf. Seine
Jugend wird er
im wesentlichen in Kopenhagen und Schloß Bernstorff verbracht
haben mit Ausnahme der Jahre vor 1773 und von 1780 - 1784, in denen Andreas
Peter Dänemark verIassen hatte und in denen die Familie in Dreilützow Iebte.
Eine öffentliche Schule hat Christian Günther nicht besucht. Er wurde durch
Privatlehrer unterrichtet, was bei den vielseitigen und hohen geistigen Anregungen, die
er im elterlichen Hause durch den dort verkehrenden Kreis so bedeutender Männer wie
z.B. Klopstock empfing, keine Gefahr für seine Bildung bedeutete. Andreas Peter
kümmerte sich sehr darum, seinen Sohn, dessen gute geistige Anlagen frühzeitig
erkennbar wurden, so früh wir möglich auf eine künftige Tätigkeit im Staatsdienst
vorzubereiten. Schon mit 18 Jahren ließ Andreas Peter ihn unter seiner Aufsicht an
diplomatischen Aufgaben arbeiten. Und da Christian Günther sich darin bewährte,
schickte Andreas Peter ihn auch nach Schweden, wo gerade der Reichstag eröffnet
wurde. Mit 20 Jahren wurde Christian Günther (1789) bei dem dänischen Gesandten in
Berlin, Graf Friedrich Leopold Stolberg, dem Bruder seiner Mutter, als Legations-
sekretär angestellt. Hier zeichnete er sich sowohl durch seine Arbeit, wie durch sein
persönliches Auftreten in solchem Maße aus, daß er schon 1791, 22 Jahre alt, nach
kurzer Übergangszeit als Geschäftsträger zum bevollmächtigten Minister, d.h. zum
dänischen Gesandten in Berlin ernannt wurde.
Die durch Glanz und Bildung hervorragende Gesellschaft Berlins rühmte seine
jugendlich-anmutige und doch würdevolle Erscheinung. Er erwarb sich durch seinen
offenen redlichen Sinn Vertrauen und Zuneigung und hinterließ eine nachwirkende
Erinnerung, als er 1794 auf den dänischen Gesandtenposten nach Stockholm berufen
wurde. Hier blieb er bis zum Tode seines Vaters, nachdem er zwischenzeitlich 1796
mit besonderen Aufträgen der dänischen Regierung vorübergehend an den russischen
Hof nach St. Petersburg geschickt worden war.
Als Andreas Peter im Mai 1797 schwer erkrankte und die Zügel der Staatsgeschäfte
aus der Hand legen mußte, wurde Christian Günther kurzfristig nach Kopenhagen
zurückgerufen um die Vertretung des Vaters zu übernehmen. Nach dem Tode Andreas
Peters am 21. Juni 1797 wurde der 28-jährige Christian Günther zum Staatssekretär
für die auswärtigen Angelegenheiten mit Sitz und Stimme im Geheimen Conseil
ernannt, und im Sommer 1800 folgte