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die Ernennung zum Staatsminister und Minister der auswärtigen Angelegenheiten. So
folgte der dritte Bernstorff seinem Großonkel Johann Hartwig Ernst (Bilder) und seinem
Vater Andreas Peter (Bild) in der Leitung der dänischen Staatsgeschäfte. Sein Bruder
Joachim (Bild) wurde als sein Gehilfe zum Direktor des auswärtigen Departements
ernannt.
Christian Günther (Bild) führte die dänischen Staatsgeschäfte im Geist und Sinn seines
Vaters fort, mit versöhnlicher Milde, aber doch mit Festigkeit, und es gelang ihm, das
politische Ansehen, das sein Vater erworben hatte, aufrecht zu erhalten.
Bald allerdings traten Umstände ein, die stärker waren als Dänemark und sein Minister.
In dem zwischen England und Frankreich mit großer Erbitterung geführten Krieg
scheuten sich die Engländer nicht, gegen alles Völkerrecht Schiffe des neutralen
Dänemark zu kapern und sogar Kopenhagen mit ihrer Flotte zu bedrohen. Noch
gelang es allerdings dem erst 32jährigen Minister, durch feste Sprache und geschickte
Verhandlung die Engländer zum Einlenken zu veranlassen. Er vertrat mit Erfolg das
Recht gegen die Macht, und die Engländer mußten sogar sämtliche beschlagnahmten
dänischen Schiffe zurückgeben.
Aber im folgenden Jahr erneuerten sie ihre rechtswidrigen Übergriffe in verstärktem
Maße. Im Frühjahr 1801 erschienen sie sogar vor Kopenhagen. Nun mußte Dänemark,
das ein halbes Jahrhundert lang unter der Regierung Johann Hartwig Ernsts und
Andreas Peters keinen Krieg gekannt hatte, sich zur Wehr setzen, und es kam am 2.
April 1801 zur Seeschlacht vor Kopenhagen und zum Bombardement der Stadt durch
die englische Flotte. Christian Günther beobachtete mit dem Kronprinz-Regenten von
einer Bastion der Festungswerke aus den Gang der Schlacht, während die Granaten in
allen Richtungen über sie hin flogen. Eine Granate schlug dicht neben ihnen ein, ohne
ihnen aber Schaden zuzufügen. Die Schlacht ging trotz der Tapferkeit der Dänen zu
Gunsten der überlegenen Engländer aus. Dänemark mußte nachgeben, immerhin aber
erreichte Christian Günther, obwohl schon durch beginnende Masern geschwächt, in
schwierigen, aber mit Festigkeit geführten Verhandlungen einen Waffenstillstand zu
günstigeren Bedingungen, als man zu hoffen gewagt hatte. Dann mußte er wegen der
ausgebrochenen Masern jede Arbeit einstellen. Kaum wiederhergestellt, reiste er nach
London und führte dort in mehrmonatigen Verhandlungen einen Ausgleich der
Beziehungen zu England herbei.
In den folgenden Jahren gründete Christian Günther, inzwischen in das reife
Mannesalter getreten, eine eigene Familie. Am 21. August 1806 vermählte der
nunmehr 37-jährige sich mit der am 27. Januar 1789 in Kopenhagen geborenen, also
erst 17jährigen Gräfin Elise v. Dernath (Bild) , der Tochter seiner Schwester Charlotte.
Die Hochzeit fand in Emkendorf, dem Besitz von Christian Günthers und Charlottes
Geschwistern Reventlow, statt. Das junge Paar bezog, da der Kronprinz-Regent und
die Regierung damals wegen der politisch unruhigen Zeiten, um dem Zentrum des
Geschehens näher zu sein, in Kiel residierten, dort eine Wohnung in der Nähe der
Stadtwohnung von Christian Günthers jüngster Schwester Emilie Rantzau und deren
Mann.