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"Settingshufen"genannt. Aus dem obigen Zusatz „excepto iure...“ ist daher zu be-
schließen, dass bereits damals ein Rittersitz mit abgabefreien Hufen in Bernstorf
bestanden hat 3 .
Der Bernstorfer Ritter wird 1237 noch nicht erwähnt. Erst im Jahre 1300 erscheint
erstmalig ein Träger unseres Namens. Aber es unterliegt keinem Zweifel, daß Name
und Ort zusammengehören. Hätte 1237 ein Ritter anderer Familie auf Bernstorf
gesessen, so wäre diese Familie sicherlich irgendwann in Erscheinung getreten.
Umgekehrt beginnt die Stammreihe unserer Familie in Bernstorf, mag dies auch erst
mit Johann Bernstorp im Jahre 1411, mehr als anderthalb Jahrhunderte später
geschehen sein. Wir dürfen also davon ausgehen, daß unsere Familie seit 1237 auf
Bernstorf gesessen hat, so daß wir auch mit Recht dort im Jahre 1937 das
700-jährige Jubiläum gefeiert haben.
In der Familie ist von jeher die Frage erörtert worden, ob der Familienname vom Ort
oder umgekehrt der Ortsname von der Familie hergeleitet worden ist. Diese Frage
wird sich wohl nie sicher beantworten lassen. Das wäre nur möglich, wenn es
gelänge, die Herkunft der Familie in ihre frühere Heimat zurückzuverfolgen. Es ist
zwar sicher, daß die Familie deutschen, nicht wendischen Ursprungs ist. Das beweist
der Name. Es ist bisher aber nicht möglich gewesen, die Brücke von Mecklenburg zur
früheren Heimat der Familie zu schlagen.
Möglich ist, daß das Geschlecht schon im Zuge der Einwanderung niedersächsischer
Ritter unter Heinrich dem Löwen in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts nach
Mecklenburg gekommen ist. Es könnte aber auch sein, daß der Erste unseres
Geschlechts mit den Siedlerscharen gekommen ist, die Graf Adolf von Schauenburg
aus Westfalen und Ostfriesland zur Besiedelung des durch Kriege verödeten Holstein
herbeirief, und daß das Geschlecht erst von Holstein nach Mecklenburg weiter-
gezogen ist. Dafür könnte sprechen, daß es im Kirchspiel Bosau am Plöner See in
Holstein ein früher Bernstorf genanntes Dorf Bornsdorf gibt, wo sogar noch die Stelle
eines früheren Rittersitzes nachweisbar ist. Dann könnte unsere Familie möglicher-
weise von dort her nach Mecklenburg gekommen sein. Dann könnte auch Bernstorf b.
Lassahn i. Lbg. zu Stintenburg gehörig, schon vor dem Erwerb von Stintenburg in
frühester Zeit ein Sitz unserer Familie gewesen sein. Andreas Gottlieb d.Ä. hat eine
Notiz hinterlassen, nach der "das castrum auf diesem Hofe, dessen rudera annoch zu
sehen seyn“, wegen der von dort ausgehenden Räubereien im Jahre 1386 von den
Lübeckern zerstört worden ist .3
Auffällig ist, daß die ersten Urkunden, in denen unser Familienname erscheint, aus
dem Lübecker Raum stammen. So wird im Jahre 1302 Marquardus de Bernardestorp
miles in einer Lübecker Urkunde erwähnt, und zwar im Gefolge der Grafen Gerhard
und Johann von Holstein und Schauenburg (s.S. 9). Und 1386 werden ein Lübecker
Stadthauptmann und der Möllner Stadthauptmann oder Vogt Wendelbernus
Bernstorp erwähnt, die ausgesandt werden, einen Raubritter zu fangen, aber von
diesem ermordet werden (s. S. 10). Auffällig ist auch, daß in der Chronik des Kirch-
spiels Bosau von einem Ritter Marquardt die Rede ist, der 1331 einen Vertrag mit der
Stadt Lübeck schließt 4 . Wenn hier auch der Name Bernstorp nicht genannt wird, so
3 so auch Lappenberg, Von den Schlössern der Sachsen-Lauenburgischen Raubritter, Ratzeburg 1857,
Sonderdruck aus dem Vaterländischen Archiv für das Herzogtum Lauenburg Bd 1, Heft II, wonach die
Lübecker das damals den Zülow gehörende Bernstorf 1349 zerstört haben.
4 Bosau, Eine Kirchspiel-Chronik von Joh.Piening P., Eutin, G. Struwes Buchdruckerei, S. 166