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er vertraulich gegenüber Freunden, daß seine Kränklichkeit ihn wohl bald nötigen
werde, von seinem Amt zurückzutreten, und zwei Jahre später glaubte er, daß dieser
Zeitpunkt wirklich da sei. Aber das Vertrauen, das er genoß, und sein strenges
Pflichtbewußtsein veranlaßten ihn immer wieder, auf Zureden seiner Freunde, nach
überstandener Krankheit im Amt zu bleiben. Schließlich mußte er aber 1831 doch den
bestimmten Wunsch äußern, entlassen zu werden. Denn heftige Fieberanfälle und
starke Kopfschmerzen beeinträchtigten seine Kräfte. Gleichwohl gönnte er sich keine
Ruhe, sondern führte seine Arbeit fort und führte täglich die anstehenden
diplomatischen Verhandlungen, bis er schließlich glaubte, mit seinen geschwächten
Kräften der Aufgabe seiner Stellung nicht mehr gewachsen zu sein. Aber auch jetzt
wurde ihm die erbetene Entlassung noch nicht gewährt, sondern ihm nur zu seiner
Entlastung ein Staatssekretär beigegeben.
Es war vergeblich. Sein Leiden besserte sich nicht, sondern die Krankheitsanfälle
traten immer häufiger auf. So mußte Christian Günther im Frühjahr 1832 erneut um
seine Entlassung bitten. Auch jetzt erhielt er zwar noch keine formelle Entlassung, aber
es wurde ein Nachfolger für ihn ernannt, und der König behielt sich vor, ihn auch
weiterhin in geeigneten Fällen zu Rate zu ziehen.
Aber dazu kam es nicht mehr in größerem Umfang. Denn am 10.3.1833 erlitt Christian
Günther seinen ersten Schlaganfall, von dem er sich allerdings wieder erholte. Im
Sommer 1834 konnte er sich den sehnlichen Wunsch einer Reise mit seiner Familie
nach Kopenhagen erfüllen, das für ihn die eigentliche Heimat war, und wo er sich an
dem Wiedersehen mit dem König und dessen unveränderter Huld erfreute. Es war sein
letzter Besuch in Dänemark. Am 18.3.1835 erlitt er einen neuen Schlaganfall, und
dieser führte zum Tode. Am 28.3.1835 endete sein Leben, und am 1. April wurde er
mit allem Glanz und den Ehren, die seiner hohen Stellung gebührten, auf dem kleinen
Friedhof dicht am Potsdamer Tor, der zur Dreifaltigkeitskirche gehörte, beerdigt, wo
schon der kleine, 1827 verstorbene Sohn Leopold seine letzte Ruhestätte gefunden
hatte.
In dem Nekrolog, den die Preußische Staatszeitung über ihn brachte, wird neben der
edlen, vornehmen äußeren Erscheinung besonders der liebevolle
menschenfreundliche Sinn, die strenge Rechtschaffenheit, die hohe Bildung des
Geistes und die reiche Welterfahrung gerühmt, die ihn ausgezeichnet hätten und ihn
zu einem Menschen gemacht hätten, dem Ehrerbietung und Zuneigung nie zu
versagen waren. Und wir haben keinen Anlaß, an dieser Beurteilung zu zweifeln,
zumal er bis zu seinem 19. Lebensjahr seinen großen Vater Andreas Peter vor Augen
gehabt hatte und dieser ihm eine außerordentlich sorgfältige Erziehung hatte geben
lassen.
Dem Vorbild, das Vater und Großonkel ihm gewesen waren, entspricht es, daß er
"dem redlichen Zweck nie andere als redliche Mittel wählte", wie es in dem Nekrolog
heißt, und daß es ihm stets nur um die Sache ging, niemals um selbstsüchtige
Antriebe oder eigenen Ehrgeiz. "Persönliche Verhandlung pflegte er nicht ohne
Lebhaftigkeit, aber stets in versöhnlicher Gesinnung zu führen. Die Klarheit seiner
Ansichten gewann leicht Eingang, und seine Gründe beredeten nicht, sondern
überzeugten. Von seinen