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Eltern und hatte ihre Mutter früh verloren. Der Vater war ein älterer Bruder des
Feldmarschalls, war in dänische Staatsdienste getreten, wurde Generaladjudant und
Kammerherr des Königs und hatte die Gräfin Christiane v. Holstein-Holsteinburg,
verwitwete Gräfin Castell geheiratet, die ihm ein großes Vermögen und die
Herrschaften Lindewitt und Harbee in die Ehe einbrachte. Als sie 1772 starb, war
Sophie kaum 2 Jahre alt. Sie wurde von Tanten aufgezogen und wurde mit 20 Jahren
Charlotte Dernath anvertraut, um mit nach Kopenhagen genommen zu werden. Sie
lebte fortan im Dernathschen Hause. Dadurch kamen Joachim und sie in nähere
Berührung zueinander, die zur Liebe und zur Heirat führte. Charlottes Tochter Elise
schildert die Braut als "schöne ungewöhnlich graziöse und trotz der Größe doch so
zarte Gestalt" "mit einer Fülle des köstlichsten goldenen Haares", eine Beschreibung,
die mit dem von ihr erhaltenen Oelbild (jetzt bei Anna-Elisabeth Messer-Hagelberg
geb. Bernstorff in 3119 Solchstorf) übereinstimmt.
Am 14. Mai 1796 gebar sie einen Sohn, der aber alsbald wieder starb und auf dem
Gentofter Friedhof unter der hohen Ulme beerdigt wurde, unter der schon Joachims
älterer Bruder Hans. der Stammvater des Zweiges Wotersen (†1791) und sein kleiner
Stiefbruder Karl (†1792) ruhten. In den folgenden Jahren schenkte Sophie drei
Töchtern das Leben. Bei der Geburt der dritten Tochter, die nach ihr Sophie genannt
wurde, starb sie im Schloß Bernstorff am 29. Januar 1807, nur 36 Jahre alt.
Bei ihrer zarten Gesundheit hatte sie einen frühen Tod geahnt, und schon, als
Christian Günther im Juli 1806 nach seiner Verlobung mit seiner Nichte Elise Dernath
seinen Bruder Joachim und Sophie besuchte, hatte sie von ihm das zugleich für Elise
abgegebene Versprechen erhalten, die Kinder, falls ihre Ahnung Wirklichkeit werden
sollte, zu sich zu nehmen und als eigene Kinder aufzuziehen.
Bis zu Christian Günthers Heirat im Sommer 1806 hatten Joachim und Sophie mit ihm
im Schloß Bernstorff in Hausgemeinschaft gelebt. Jetzt, nach Sophies Tod, nahmen
Christian Günther und Elise die drei kleinen Töchter, die 3-jährige Henriette, die 1-
jährige Marianne und die eben geborene Sophie zu sich und behielten sie als ihre
Pflegekinder wie eigene Töchter bis zu ihrer Heirat bei sich, wo sie mit den drei
Töchtern Christian Günthers und Elises, die in den Jahren 1809, 1811 und 1816
geboren wurden, ein doppeltes Kleeblatt bildeten.
Der Witwer Joachim hat nicht wieder geheiratet. Einige Jahre später, 1814, wurde er
zusammen mit Christian Günther beauftragt, Dänemark auf dem Wiener Kongreß zu
vertreten, und hier ist er als kgl. dänischer Geh. Konferenzrat und Gesandter beim
Kaiserhof mit dem Prädikat Excellenz lange Jahre geblieben, während Christian
Günther 1817 als Gesandter nach Berlin ging.
Auch Joachims Verdienste wurden vom König sehr anerkannt, so daß er als vierter
Bernstorff Dänemarks höchste Auszeichnung, den Elefanten-Orden, erhielt.
Joachim hatte ein sehr inniges Verhältnis zu seinen Kindern. Es sind 6 Briefe von ihm
an die mittlere Tochter Marianne aus den Jahren 1823 bis 1829 erhalten, die von
großer Zärtlichkeit