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sehr zu seinem Vorteil; er wurde gewandter und höflicher, gesprächiger und freier in
seinem Wesen. Auch Andreas Peter, der den Bruder im Januar 1757 in Hannover
besuchte, bestätigte in einem Brief an den Vater, daß Joachim Bechtold nicht mehr so
verschlossen sei wie früher und sich mehr Mühe gebe, liebenswürdig zu sein.
Diese Veränderung in Joachim Bechtolds Wesen hing vermutlich auch damit
zusammen, daß er wenige Monate nach Aufnahme seines Dienstes in Hannover eine
tiefe Liebe zu Louise v. Steinberg faßte, der 1738 geborenen Tochter des
hannoverschen Großvogtes Ernst v. Steinberg. Er überraschte seine Eltern mit der
Absicht, sich mit ihr zu verloben und sie so rasch wie möglich zu heiraten. Die Eltern
waren höchst erschrocken; der Vater wollte die Verlobung gern noch aufschieben, die
Mutter war überhaupt dagegen, weil die schöne junge Dame ihr nicht fromm genug
war. Aber Joachim Bechtold zeigte sich unbeugsam, und die Eltern mußten
nachgeben: im Herbst 1756 fand die Verlobung statt.
Andreas Peter übte in seinem genannten Brief aber auch Kritik am Bruder: es sei ihm
mehr Weltkenntnis und ein freieres Wesen und vor allem umfassende allgemeine
Bildung zu wünschen; er habe nicht genug gelesen, Belletristik, Kunst und Geschichte
usw. seien Gebiete, auf denen er sich nur unsicher bewege; aber es werde schwer
werden, sich das jetzt noch anzueignen, da er über die Lehrjahre hinaus und sehr
beschäftigt sei. So ist denn auch Joachim Bechtold anders als Andreas Peter mehr der
als Gutsherr auf Gartow lebende Privatmann geblieben.
Am 25. Febr. 1757 fand in Hannover Joachim Bechtolds Hochzeit statt. Dem jungen
Paar war aber nur kurzes Glück beschieden. Denn schon am 29. Jan. 1758 starb
Louise, erst 20 Jahre alt, vermutlich bei der Geburt des ersten Kindes, das aber nicht
am Leben blieb.
Erst 6 Jahre später, am 18. Mai 1764, heiratete Joachim Bechtold in zweiter Ehe in
Boggow i.M. Magdalene Hedwig von Lowzow (Bild) , die am 10. Juni 1742 in
Saaby/Dänemark geborene Tochter des dänischen Generalmajors Eler Ditlev v.
Lowzow und seiner Gemahlin Hedwig Ulrike v. Pfuel. Aus dieser Ehe gingen 4 Kinder
hervor:
a) Andreas Detlev, geboren in Hannover am 17.8.1765. Er starb 17-jährig im
Mai 1782 als Student in Göttingen. Von ihm hing ein Bild in Wedendorf, später in
Bernstorf. Es ist leider 1945 verloren gegangen.
b) Wilhelmine Magdalene Ulrike. Sie wurde in Gartow am 10. Okt. 1766
geboren und heiratete dort am 6.11.1785 den dänischen Staatsminister und
Gouverneur von Lauenburg, Geh. Konferenzrat Cai Friedrich Graf v. Reventlow auf
Altenhof. Auch sie starb vor den Eltern nach nur 1 1/2-jähriger Ehe in Kopenhagen am
10. Mai 1787, Reventlow heiratete in zweiter Ehe 1797 ihre Kusine, Andreas Peters
Tochter Luise.
c) Ernst, geboren in Gartow am 12.7.1768. Von ihm stammt der Ast
Gartow-Wedendorf ab (s. Nr. 43).