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d) Emilie Henriette, geboren am 15.8.1769, verheiratet in Gartow am
21.12.1797 mit dem aus Essenrode i. Han. stammenden hannoverschen
Gardekapitän, später preußischen Kreisdirektor in Bayreuth Georg Christian Ludwig v.
Bülow auf Grunau. Über ihre bevorstehende Heirat schreibt Joachim Bechtold am
19.12.1797 in einem Brief an Ernst: "Wegen Emilie will ich nichts mehr hinzufügen, als
daß sie GEWISS sehr glücklich sein WIRD, wenn sie WILL, und daß sie sichs um so
mehr ganz allein zuzuschreiben hat, wenn sie es nicht ist, weil sie ihren Kreisdirektor
von Bülow allen anderen Anträgen mit der festesten Entschlossenheit vorgezogen hat,
- er hat keine Mittel, aber eine sehr angenehme Stelle und ist in allem allem Betracht
ein vorzüglich liebenswürdiger schätzenswerter Mann." - Sie lebte mit ihm in Grunau
bei Bayreuth und starb in Bayreuth am 12. Mai 1820. Ihr Mann starb erst am 9.12.1840
in Grunau.
Joachim Bechtold hat, solange sein Vater lebte, wohl im wesentlichen in Hannover
gelebt und dort sein Staatsamt verwaltet. So ist sein ältester Sohn auch dort geboren.
1768 aber starb Andreas Gottlieb d.J., und Joachim Bechtold hatte nunmehr, 34 Jahre
alt, Gartow zu übernehmen, das er als der ältere Sohn erbte, während Andreas Peter
Dreilützow erhielt.
Im Jahre zuvor war Johann Hartwig Ernst in den dänischen Lehnsgrafenstand erhoben
worden, und diese Standeserhöhung war auch auf Andreas Gottlieb d.J. und die
Söhne, Joachim Bechtold und Andreas Peter (Bild) erstreckt worden, die bis dahin
Freiherren v. Bernstorff gewesen waren.
1769 kaufte Joachim Bechtold von dem Vetter 2. Grades seines Vaters, Andreas Hans
August v. Bernstorff, das alte Stammgut Bernstorf mit Wilkenhagen und den
zugehörigen Bauerndörfern Teschow, Pieverstorf und Jeese, das dieser selber erst
1766 von seinem Bruder Barthold Friedrich gekauft, aber nicht zu seinem Wohnsitz
gemacht hatte; vielmehr war er in dem benachbarten Othenstorf wohnen geblieben. -
Joachim Bechtold hat Bernstorf zu Johannis 1770 übernommen und es offenbar
zunächst mit Hilfe eines Verwalters bewirtschaftet, bis er es 1777 an einen Herrn
Heinrich Andreas Röhrs verpachtete. Aus dem bei Abschluß des Pachtvertrages
aufgenommenen Inventar kennen wir die genauen damaligen Verhältnisse von
Bernstorf. Es stand noch das alte 1613 erbaute Wohnhaus, umflossen von dem
breiten Wallgraben, davor nach Osten zu der Hof, ganz geschlossen zwischen den
Gebäuden, in den Zwischenräumen wehrhafte "Hakelzäune“, d.h. Flechtzäune mit
Dornauflage. Den Abschluß bildete nach Osten ein Torhaus mit Durchfahrt. Ein Bild
des damaligen Hauses und Hofes haben wir leider nicht. Die Gärten waren 5 Morgen
groß und zählten 75 Apfel-, 37 Birnen-, 170 Pflaumen-, 12 Kirsch- und am Spalier 5
Aprikosenbäume. Es war also ein stattlicher Obstgarten. Pfirsiche gab es damals
offenbar noch nicht.
Das lebende Inventar von Bernstorf und Wilkenhagen betrug bei der Verpachtung 14
Pferde, 20 Ochsen, 5 Bullen, 210 Holländerkühe, 23 weitere Kühe, rund 400 Schafe
und (mit Ferkeln) 38 Schweine. Die verhältnismäßig geringe Zahl der Pferde erklärt
sich aus den damals noch von den Bauern zu leistenden Spanndiensten. - Bernstorf
blieb lange verpachtet. Dem Pächter Röhrs folgten andere, und erst Joachim
Bechtolds Sohn nahm es aus der Pacht.