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1772 hatte Joachim Bechtold beim Tode seines Vatersbruder Johann Hartwig Ernst
von diesem auch Wedendorf geerbt, und im gleichen Jahr kaufte er die an
Wilkenhagen grenzende Feldmark Schindelstaedt von der herzoglichen Kammer hinzu
und legte sie zu Wilkenhagen, nachdem die beiden Schindelstaedter Bauern von der
Kammer nach Bonnhagen versetzt worden waren.
1797 verkaufte Joachim Bechtold die von seinem Großvater Joachim Engelke
stammenden Güter Rüting und Schildberg und kaufte dafür von Andreas Hans Augusts
auf Othenstorf lebendem Sohn Heinrich Wilhelm v. Bernstorff, dessen Vormund er
gewesen war, das an Bernstorf sowohl wie an die Wedendorfer Begüterung
angrenzende Gut Hanshagen.
Außer seiner eigenen großen Begüterung kümmerte Joachim Bechtold sich auch noch
um die Wirtschaft in Dreilützow, das seinem Brudersohn Christian Günther gehörte,
der sich als damaliger dänischer Außenminister nicht genügend darum kümmern
konnte.
Joachim Bechtold blieb, auch nachdem er Wedendorf geerbt hatte, in Gartow wohnen,
das nach wie vor den Mittelpunkt der Familie bildete. Hier lebte er über ein
Menschenalter mit Magdalene Hedwig, hier wuchsen die Kinder auf. Als der Sohn
Ernst herangewachsen war und geheiratet hatte, übertrug Joachim Bechtold ihm 1802
die Wedendorfer Begüterung mit Bernstorf.
Joachim Bechtold hatte nicht immer leichte Zeiten in Gartow. Das Land wurde in die
Kriegsläufe der Zeit hineingezogen. In einem Brief vom 15.8.1787 an seinen Sohn
Ernst klagt Joachim Bechtold: "Kaum ist eine holländische Husaren-Einquartierung
vorübermarschiert, so wird die ganze hiesige Gegend bedroht, durch Spanische
Cavallerie bis zum Frieden beleget zu werden. Ach, welch ein Elend wird das sein,
wenn das würklich geschiehet. Davon kann sich niemand einen Begriff machen, als
der es empfunden hat, und noch dazu Spanier, deren Sprache kein Mensch versteht,
aller Muth muß sinken."
In seinen letzten Lebensjahren mußte Joachim Bechtold in Gartow auch noch die
Franzosenzeit und die französische Besatzung erleben. Im "Heimatboten“, dem
Gemeindeblatt für den Synodalbezirk Gartow, vom Januar 1914 sind Briefe
abgedruckt, die Joachim Bechtold im Jahre 1803 an seinen Sohn und Erben Ernst
nach Wedendorf geschrieben hat. In diesen Briefen klagt er, daß 100 Rekruten und
Trainknechte für die Franzosen ausgehoben werden sollten, daß aber kaum 10 junge
Leute vorhanden seien, weil alles, was gesund und tüchtig war, geflüchtet sei; die
benachbarte Altmark Brandenburg und die Prignitz seien so vollgepfropft von
Jünglingen, daß sie nicht einmal Platz in den Häusern, Scheunen und Ställen hätten,
sondern in den Hölzungen herumlägen, sich nach und nach in alle Welt zerstreuten, in-
zwischen bettelten und ihren Lebensunterhalt, wer weiß wie, suchten. Im September
1803 erschienen die ersten Franzosen in Gartow und Schnackenburg, und Joachim
Bechtold klagt, daß man an nichts als an Lieferungen denken könne; wie sie repartiert,
beschafft und weggeschickt werden könnten, wisse er nicht und sei vor aller Menschen
Augen verborgen, zumal die Lieferung 15 Meilen weit nach Celle verlangt werde. Nach
etwa einem Jahr wurden die Besatzungstruppen aus der Gegend wieder abgezogen