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und späteren kgl. bayerischen Staatsministers Aloys Grafen v. Rechberg-Rothen-
löwen. Ernst hat mit dem Grafen Goertz in den Jahren 1795-1801 eine um-fangreiche
Korrespondenz in französischer Sprache geführt, deren Originale zum Teil im gräflich
Rechbergschen Archiv zu Donzdorf/Württbg, zum Teil in Gartow liegen. Ernsts Briefe
sind aus Königsberg, Wien und hauptsächlich aus Berlin an den in Regensburg
weilenden Grafen Goertz geschrieben, den Ernst ein Menschenalter später als seinen
unvergeßlichen Wohltäter bezeichnet.
Mit seiner Tochter Luise (1773-1832) - Ernst nennt sie bei ihrem Tode seine treue
vortreffliche Freundin - und deren Gemahl verband ihn eine langjährige Freundschaft.
Auch mit ihnen führte Ernst eine rege Korrespondenz, deren an ihn gerichteter Teil bei
mir in Celle liegt. Gräfin Luise Goertz war verheiratet mit dem preußischen Legationsrat
Freiherrn Hans v. Labes. Dieser hatte kurz vorher die v. Müllersche Begüterung
Karstorf usw. i. Meckl. gekauft. Er wurde von seinem Schwiegervater adoptiert und
vorn König v. Preußen als Graf v. Schlitz in den Grafenstand erhoben. Da das
Karstorfer Wohnhaus nicht mehr brauchbar war, entschloß er sich zu einem Neubau,
der aber erst nach den Freiheitskriegen zustande kam. Das neue klassizistische
Schloß, hochgelegen mit einer unübertrefflichen und einmaligen Fernsicht über den
Malchiner See nannte er Burg Schlitz. Es ist einer der eigenartigsten Schloßbauten
Mecklenburgs, wenn auch vielleicht nicht gerade schön zu nennen, Die Tochter des
neuen Grafen Schlitz heiratete später einen Grafen Bassewitz, wodurch Burg Schlitz
mit der zugehörigen Begüterung in diese Familie kam.
Die Korrespondenz Ernsts mit dem Grafen Goertz sowie seiner Tochter und
Schwiegersohn wird ergänzt durch die Korrespondenz mit dem erwähnten Grafen
Rechberg-Rothenlöwen (1766-1849), der mit der jüngeren Tochter des Grafen Goertz,
Maria Anna (17781825) verheiratet war. Dadurch kommt der von Ernst stammende
Teil dieser Korrespondenz auch in das Rechbergsche Archiv.
Ernst ist nur wenige Jahre im diplomatischen Dienst geblieben. Er konnte im
preußischen Dienst kein befriedigendes Fortkommen erreichen. Er selber macht
Intrigen dafür verantwortlich. Wie dem auch sein mag, schied er 1802 aus dem
Staatsdienst aus. Im Jahre zuvor hatte er am 24. Juni 1801 in Berlin die am 7.3.1780
in New York geborene Amerika Riedesel Freiin zu Eisenbach (Bild) geheiratet, die
Tochter des hzgl. braunschweigischen Generalleutnants Friedrich Adolf Richard
Riedesel Freiherrn zu Eisenbach (1738-1800) und der Friederike v. Massow (1746--
1808), welch letztere ihren Gemahl nach Amerika begleitete, als dieser mit den
braunschweig-wolfenbüttelschen Truppen in englischen Diensten im Befreiungskrieg
der Amerikaner gegen diese focht. Ihre Briefe nach Deutschland aus den Jahren
1776-1783 sind berühmt geworden und unter dem Titel "Die Berufsreise nach America,
Briefe der Generalin von Riedesel, auf dieser Reise und während ihres sechsjährigen
Aufenthalts in America zur Zeit des dortigen Krieges in den Jahren 1776 bis 1783 nach
Deutschland geschrieben“ im Jahre 1801 im Buchhandel erschienen und vor einigen
Jahren neu herausgegeben worden. - Amerika erhielt ihren Namen daher, daß sie in
Amerika geboren war. Eine jüngere, gleichfalls in Amerika geborene Tochter erhielt
den Namen Canada; sie starb aber früh.