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Amerika hat in verschiedenen letztwilligen Verfügungen gezeigt, daß sie ein liebevolles
Herz nicht nur für ihre Kinder und Enkel, sondern auch für Arme und Notleidende in
Wedendorf und Gartow hatte. Ihr kleines ererbtes Kapital von 5000 Rthlrn, die im
Fideikommißgut ihres Schwiegersohnes Brandenstein in Niendorf belegt waren,
vermachte sie ihren Enkeln (11 bei Bechtold, 9 bei Arthur und 1 Müffling), und die
Söhne Bechtold und Arthur sollten bestimmen, wie es am nützlichsten für sie
verwendet werden könne. Ein Kapital von 1200 Rthlrn - d.h. die Zinsen davon soll
Luise Brandenstein dafür verwenden, die Geschenke nach Grönland (!) fortzusetzen,
und soll das übrige nach Gutdünken verschenken. Ebenfalls von 1200 Rthlrn die
Zinsen soll die Schwiegertochter Udi für Wedendorfer Notleidende, besonders Kranke,
Alte und Kinder, verwenden, die Schwiegertochter Thekla die Dividende von 900
Eisenbahnaktien für Gartower Arme, Hedwig Müffling, die in Erfurt lebte, die Zinsen
von 500 Rthlrn für einige Erfurter Arme. Den Rest der Pension für das letzte Quartal
ihres Lebens - das heißt ihrer Versorgung aus Gartow und Wedendorf - sollen die
beiden Schwiegertöchter zu einem Fond tun, um jährlich zwei armen Familien davon
zu helfen. Und was an Bargeld oder "Tresor-Scheinen" in ihrem Schreibtische
gefunden werde, sollten ihre 4 Töchter (d.h. zwei Töchter und zwei Schwiegertöchter)
dafür verwenden, um "Arme, besonders Kranke, damit zu erfreuen".
Interessant in Amerikas letzten Anordnungen ist, daß sie das Bild ihrer “Gartower
Lieben" an Arthur vermacht. Es ist das Bild von Oesterley, das 1850, ein Jahr vor dem
großen Gartower Bild, gemalt worden ist und das dann lange Jahre in Wedendorf und
bis 1945 in Bernstorf hing und sich jetzt bei mir in Celle befindet.
Das Altersbild Amerikas von Schlöpke war damals (1852) erst in Arbeit. Amerika
bestimmt, daß, wenn es ähnlich werde, noch 3 Kopieen davon gemacht werden
sollten, je eine für Luise, Bechtold und Hedwig. Das Original, das Arthur erbte, ist über
Wedendorf und Bernstorf an Andreas in Wienhausen gegangen. Die Kopie, die
Bechtold erhalten hat, hängt in Gartow. Über den Verbleib der Kopieen für Luise
Brandenstein und Hedwig Müffling, falls sie gemalt worden sind, ist mir nichts bekannt.
44.. Bechtold . 1803-1890 (Bild) .
Ernsts älterer Sohn Bechtold Christian August wurde am 25. Okt. 1803 in Berlin
geboren, wo seine Eltern, wie wir sahen, ein Haus in der Behrenstraße hatten, in dem
sie einen Teil des Winters zu verleben pflegten. Aufgewachsen ist Bechtold in Gartow.
Nachdem er herangewachsen war, heiratete er am 6. Dez. 1828 in Lauterbach/Hessen
Thekla Freiin v. Bibra (Bild) , die am 6. Nov. 1810 in Romrod/Hessen geborene, also
gerade 18 Jahre alte Tochter des großherzoglich hessischen Wirklichen Geheimen
Rats und Landjägermeisters Christian Heinrich Freiherrn v. Bibra und der Freiin Luise
Riedesel zu Eisenbach.