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Im Jahre 1850 ließ Bechtolds Mutter Amerika geb. Riedesel durch den damals
bekannten Maler Oesterley ein Bild der Familie ihres Gartower Sohnes malen, das jetzt
bei mir in Celle hängt. Dieses Bild hat offenbar Bechtold so gut gefallen, daß er sich im
Jahre 1851 das gleiche Bild fast in Lebensgröße malen ließ, wie es jetzt in Gartow
hängt. Beide Bilder sind in Oesterleys Kassenbuch aufgeführt, das kleinere für Amerika
mit 300 Thalern, das große Gartower mit 1000 Thalern, einer damals erheblichen
Summe 61).
Auf dem kleinen Familienbild fehlen noch Eberhard und Eleonore, obwohl Eberhard
schon geboren war. Auf dem großen Bild ist ein Kind mehr abgebildet, aber es fehlt
natürlich noch die erst 1855 geborene Eleonore. Von ihr war in den Rahmen des
Gartower Bildes früher eine kleine Fotografie hineingesteckt, damit auch sie
einbezogen war. - Von Bechtold und Thekla gibt es außerdem zwei um das Jahr 1837
von dem damals berühmten Portraitmaler Reichmann in Hannover gemalte Ölbilder,
von denen je 1 Exemplar in Gartow und Wedendorf hing. Die Wedendorfer Exemplare
befinden sich jetzt bei Anni und Andreas in Wienhausen.
Am 6. Dezember 1878 feierten Bechtold und Thekla in Gartow unter Beteiligung der
Öffentlichkeit das Fest ihrer Goldenen Hochzeit. Der damals in der Deutschen
Volkszeitung erschienene Bericht zeigt das Bild eines geradezu fürstlichen Festes mit
Ansprachen von Pastoren und Lehrern der verschiedenen Dörfer und Ständchen ihrer
Schüler, mit Flaggenschmuck in den zu Gartow gehörenden Dörfern, Ehrenpforten,
Deputationen der Lüneburger Ritterschaft, des Hannoverschen Wahlvereins, der
Städte Celle, Uelzen, Bevensen, Dannenberg, Lüchow und Gartow, mit großen
Geschenken des Fürstenhauses und der Wähler des 15. hannoverschen
Reichstagswahlbezirks mit Bildern des verstorbenen Königs und der Mitglieder der
königlichen Familie unter Hinweis auf die "glückliche Zeit, die leider nun hinter uns
liegt", und die mit diesen Bildern zusammenhinge. Am Vormittag fand ein großer
Festgottesdienst statt, anschließend großer Empfang im Schloßhof, um 2 Uhr ein den
Wahlmännern gegebenes Diner, nachdem am Vorabend schon ein Souper für alle
verheirateten Angestellten und ihre Frauen sowie für die Patronatskirchenvorstände
und Lehrer stattgefunden hatte; um 4 Uhr das Fest-Diner für die Familie,
Verwandtschaft und Gäste zu 200 Gedecken, bei dem Ernst als ältester Sohn den
Toast auf die Eltern ausbrachte. Abends fand ein von den Wählern aus dem 15.
hannoverschen Wahlbezirk dargebrachter Fackelzug statt, wobei dem Jubilar der Dank
seiner Wähler für ihre Vertretung im Reichstag ausgesprochen wurde. Schließlich fand
im Park ein großes Feuerwerk statt, und den Abschluß des Tages bildete ein Volksfest
im großen geschmückten Reithaus, dessen große Teilnehmerzahl sich daraus
ermessen läßt, daß 800 Liter Kaffee und 800 Liter Punsch ausgeschenkt wurden!
Sechs Jahre später, am 16. Februar 1884 starb Thekla in Gartow. Bechtold überlebte
sie noch um 6 Jahre. Er war offenbar noch sehr rüstig. Jedes Jahr pflegte er für einige
Wochen in die
61 Renate Senf, Das künstlerische Werk von Carl Oesterley. Musterschmidt-Verlag, Göttingen 1957, S.
204.