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Der Wohnsitz von Andreas in Ratzeburg, die Bernstorffsche Kurie, befand sich an der
Nordseite des Domhofs. Das Grundstück, eines der schönen Wohngrundstücke an
dieser Seite der Dominsel, ist noch vorhanden (jetzt Domhof Nr. 27). Das darauf
stehende weiße Gebäude mit einem kleinen Säulenvorbau stammt in den
Fundamenten noch aus jener Zeit, ist aber so verändert, daß es keine Beziehung mehr
zu Andreas hat.
Andreas starb im Alter von nur 51 Jahren am 24. Juni 1655 als letzter Domherr
(Canonicus) von Ratzeburg. Er liegt im Dom nahe der Tür zum Kreuzgang begraben.
Im Chorgestühl des Doms hatte er einen Sitz, dessen Rückenlehne mit dem in Eiche
geschnitzten Bernstorffschen Wappen jetzt im südlichen Seitenschiff des Doms an der
äußeren Seite des Chorumgangs angebracht ist. Die Witwe überlebte Andreas um 18
Jahre und starb erst 1673, worauf sie am 2. Oktober "mit adelichen Ceremonien“
gleichfalls im Dom neben ihrem Mann beigesetzt wurde. Es scheint, daß sie bis zu
ihrem Tode in der Domherrenkurie hatte wohnen bleiben können.
Der Ehe von Andreas sind nicht weniger als 9 Kinder entsprossen, nämlich:
a) Joachim , geb. 30.5.1644, † 31.10.1644.
b) Christian Rudolf, geb. 18.1.1645, gestorben 1664 als Gymnasiast in
Göttingen, wo er zusammen mit Andreas Gottlieb das Gymnasium academicum
besuchte. Sein Pate war der Erbprinz Rudolf-August von Braunschweig-Wolfenbüttel,
dessen Hofmeister Andreas gewesen war.
c) Detlev – Johann, geb. 24.6.1646, † 1646.
d) Andreas – Gottlieb d.Ä., (Nr. 10).
e) Hans – Valentin, geb. 10. (12.?) 5.1650. Er wurde Offizier, war 1684
braunschweig-wolfenbüttelscher Oberst, 1691 Brigadier, 1695 Generalmajor und 1705
Generalleutnant. Er war nicht verheiratet und starb am 14.8.1715 zu Braunschweig.
Andreas-Gottlieb ließ ihn nach Kirch-Grambow überführen, wo sein Sarg in der Gruft
unter dem Turm der Kirche steht.
f) Ingeborg (Engelburg) Margarethe , geb. 15.1.1652, † 15.1.1703. Schon als
sie erst 6 Jahre alt war (!), wurde sie als Patin zur Taufe eines Domhofkindes gebeten,
und seit dem mußte sie Jahr für Jahr dieses Amt bei anderen Taufen übernehmen. Am
8.2.1673 heiratete sie den am 8.5.1641 geborenen braunschweig- lüneburgischen
Oberhofmeister zu Harburg, Moisburg und Winsen, Christian Ulrich v. Wackerbarth
auf Müssen, † 22.7.1701. Sie war mit der letzten regierenden Herzogin-Witwe
Sibylla-Hedwig von Sachsen-Lauenburg befreundet, und diese vermachte ihrer „von
ihrer Kindheit an Uns bekannten, lieben, besondern und guten Freundin“ testamen-
tarisch das Gut Tüschenbeck. Da aber Ingeborg Margarethe vor der Herzogin starb,
konnten erst ihre Kinder die Erbschaft antreten. Als Witwe hatte Ingeborg-Margarethe
im Prediger – Witwenhaus, jetzt Domhof 42, in Ratzeburg gewohnt. Ihr Name ist in
einer Taufschale eingraviert, die sich jetzt im Taufstein der 1753 von Johann Hartwig
Ernst erbauten Kirche zu Siebeneichen befindet. Vermutlich stammt diese Taufschale
aus dem Besitz des Domherren Andreas, der sie bei der Taufe seiner Tochter
Ingeborg Margarethe benutzt und daraufhin ihren Namen darin hatte eingravieren
lassen. Von Andreas ist diese Schale dann wohl über Andreas Gottlieb d.Ä. an dessen
Enkel Johann Hartwig Ernst gelangt, der sie dann in die von ihm erbaute Kirche in
Siebeneichen gestiftet hat.