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Schweiz zu reisen, und noch im Frühjahr 1888, also im Alter von 85 Jahren, plante er
sogar eine Reise nach Gmunden, um sein geliebtes Herzogspaar von Cumberland
noch einmal zu sehen und ihm seine Aufwartung zu machen. Allerdings hing das
davon ab, ob der von ihm angeschriebene Hausmarschall v. Düring ihm im
Gmundener Hotel Bellevue ein Quartier zu ebener Erde vermitteln könne, denn seine
Gesundheit verbiete ihm jedes höhere Treppensteigen. Das Quartier dürfe aber nicht
zu teuer sein. Bechtold erwähnt, daß er in der Schweiz als Pension für sich und seine
Tochter (wohl Elisabeth oder Ernma), aber ohne Bedienten und ohne Wein, für Salon
und 2 Schlafstuben bei 10-tägigem Aufenthalt immer 20,- Mark täglich bezahlt habe,
die höchste dort irgendwo gezahlte Pension. - Ob aus der Reise etwas geworden ist,
ergibt sich aus der vorliegenden Korrespondenz nicht.
Am 25. Juni 1890 ist Bechtold im 87. Lebensjahr in Gartow seiner Frau in den Tod
gefolgt. Beide liegen in Gartow begraben.
45.. Joachim.1834-1901.
Christian Joachim Hugo Friedrich Karl wurde am 31.5. 1834 in Wedendorf
geboren. Wie es kam, daß er in Wedendorf das Licht der Welt erblickte, ist nicht ganz
deutlich. Denn seine Eltern haben, soweit bekannt, nie in Wedendorf gewohnt. Die
Großeltern allerdings, die damals noch am Leben waren, lebten zeitweilig in
Wedendorf, besonders die Großmutter Amerika, und man muß annehmen, daß Thekla
zu ihrer Niederkunft zu ihrer Schwiegermutter nach Wedendorf gegangen ist.
Aufgewachsen ist Joachim jedenfalls in Gartow. Als er herangewachsen war, wurde er
kgl.hannov. Offizier bei den Garde-Kürassieren. Als Rittmeister im Generalstab nahm
er seinen Abschied.
Am 8. Aug. 1863 heiratete er in Cannstatt Adelheid Freiin v. dem Bussche-Ippenburg
gen.v.Kessel, die am 7. Dez. 1837 in Hackhausen geborene Tochter von Julius Graf v.
dem Bussche-Ippenburg gen.v.Kessel und Thora Gräfin v. Bernstorff, der ältesten
Tochter Christian Günthers. Adelheid war dadurch eine Kusine 3. Grades von
Joachims Vater.
Da Vater Bechtold noch rüstig war und Joachim nicht erwarten konnte, schon bald der
Herr auf Gartow zu werden, zog er zunächst für kürzere Zeit nach Bernstorf, dessen
Haus seit der Übersiedelung von Arthur nach Wedendorf leer stand. Dann übertrug
ihm sein Vater die wohl für ihn gekauften Güter Wahrstorf im Amt Grevesmühlen
i.Meckl. und Ventschow im Amt Mecklenburg, zusammen etwa 5000 morgen, und
Joachim nahm seinen Wohnsitz in Vontschow. In jener Zeit wurde er auch
Klosterhauptmann des adeligen Klosters Dobbertin i.M. und hat auch dort zeitweilig in
den siebziger und achtziger Jahren gewohnt. In Mecklenburg bestand in den Jahren
nach 1866 weitgehende Sympathie für die welfische Sache, so daß ein welfischer
Klosterhauptmann in