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Partei (DHP) als Abgeordneter des 15. hannoverschen Wahlkreises Uelzen--
Dannenberg in den Reichstag gewählt. Es dürfte nicht sehr oft vorgekommen sein, daß
3 Generationen nacheinander Reichstagsabgeordnete waren!
Der Nationalversammlung von 1919 gehörte Georg-Ernst nicht an, stand aber als
Vorsitzender des Direktoriums der DHP in vorderster Linie der politischen Arbeit. Und
1920 wurde er wieder in den ersten republikanischen Reichstag gewählt und gehörte
ihm bis 1924 an. Die DHP betrieb die Wiedererringung der Unabhängigkeit Hannovers
von Preußen im Rahmen des Deutschen Reiches, ein Ziel, das sie nicht erreicht hat,
sondern das erst, wenn auch unter sehr veränderten Verhältnissen, 1945 verwirklicht
wurde. Innerhalb der Partei mußte Georg-Ernst als Vorsitzender Konservative und
Demokraten, Bauern und Städter sowie andere Gegensätze zusammenhalten, wobei
die gemeinsame Treue zum welfischen Königshaus das stärkste einigende Band war.
Mit Klugheit, Gewandtheit und Liebenswürdigkeit sowie mit großem Geschick in der
Menschenbehandlung gelang es Georg-Ernst, seiner Aufgabe gerecht zu werden.
Als Vorsitzender der DHP war er führend an dem Volksbegehren beteiligt, das am 18.
Mai 1924 nach Art. 18 der Weimarer Reichsverfassung eine Volksabstimmung über
die Herauslösung der Provinz Hannover ohne den Reg.Bez. Aurich aus dem Lande
Preußen sollte. Das Volksbegehren fand zwar die Zustimmung von mehr als 1/4 der
Wahlberechtigten, nicht aber die erforderliche Stimmenzahl von 1/3 der
Wahlberechtigten, und so blieb Hannover bis 1945 preußische Provinz.
Mit dem Erstarken des NSDAP verlor die DHP zunehmend an Boden. Georg-Ernst
hielt noch im Anfang der dreißiger Jahre in seiner engeren Heimat im Amt Neuhaus
Versammlungen ab. Aber als am 15. März 1933 die ersten Reichstagswahlen nach der
Machtergreifung Hitlers stattfanden, war die Versammlungstätigkeit bereits durch die
SA stark behindert. So konnte die DHP nur noch 2 Abgeordnete in den preußischen
Landtag wählen und war im Reichstag nicht mehr vertreten. Am 30. Juni 1933 wurde
die Auflösung der DHP bekannt gegeben. In der von Georg-Ernst und den übrigen
Mitgliedern des Direktoriums unterschriebenen Erklärung wird die Hoffnung
ausgesprochen, daß die kommende Reichsreform auch den Nieder-sachsen die
Erringung der Selbständigkeit bringen werde.
Unter dem Druck der Verhältnisse verlor Georg-Ernst seine sämtlichen kommunalen
Ehrenämter. Die besonnenen Teile der Bauern mußten dieses Vorgehen in
ohnmächtiger Empörung mit ansehen. 1937 wurde Georg-Ernst aber präsidierender
Landschaftsrat der Ritter- und Landschaft des Fürstentums Lüneburg. Er erlebte noch
den Ausbruch des 2. Weltkrieges, aber dessen Verlauf und die Katastrophe von 1945
zu erleben, blieb ihm erspart. Am 10.11.1939 schloß er im Stift Bethlehem in
Ludwigslust seine Augen und wurde in der Familiengrabstätte im Park von Wehningen
beerdigt. - Seine Witwe hat die nachfolgenden schweren Jahre noch durchgestanden.
Aber vor dem endgültigen Zusammenbruch ist auch sie, die zuletzt nach Bückeburg
verzogen war, am 18. Jan. 1945 dort gestorben.
Aus der Ehe waren 3 Kinder hervorgegangen: