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Am bekanntesten ist Arthur durch die Stiftung des Schweriner Domturms geworden.
Was diese Stiftung betrifft, so erzählte man sich, er habe, als er sich von seinem
Kutscher in den Wedendorfer Schloßteich gefahren in Lebensgefahr befand, ein
Gelübde getan, was jedoch nicht sehr wahrscheinlich ist. Es hatten schon seit einem
halben Jahrhundert Pläne für einen Turmbau bestanden. Die dafür bereits
gesammelten 60.000 Thaler waren aber 1858 für den Bau der Schweriner Paulskirche
verwendet worden. Nun stiftete Arthur 1888, also gewissermaßen aus Anlaß der
Vollendung seines 80. Lebensjahres, den neuen Domturm, der von dem aus Rehna
stammenden und durch den Bau des neuen Bernstorfer Herrenhauses Arthur bereits
bekannten Baumeister Daniel gebaut wurde und für den Arthur 327.000,-- Mark
aufwendete, eine große Summe , aber doch für Arthur nicht viel mehr als die Hälfte der
Jahreszinsen seines Kapitalvermögens (nicht gerechnet den Grundbesitz). In der
Turmhalle ließ Arthur sein noch heute dort vorhandenes Wappenmedaillon anbringen,
so wie es auch an allen von ihm errichteten Gebäuden der Wedendorfer Begüterung
angebracht ist. Die Residenzstadt Schwerin verlieh ihm für diese Stiftung die
Ehrenbürgerschaft. Die Ehrenbürger-Urkunde in einem reichgeschnitzten Kasten mit
angehängtem Siegel in großer Messingkapsel lag, ebenso wie der bei der
Grundsteinlegung am 19.9. 1889 benutzte Hammer, gleichfalls in schönem Kasten, bis
1933 in Wedendorf und bis 1945 in der Bernstorfer Bibliothek. Ende 1892 war der
117,5 m hohe neugotische Turm fertig. Er ist ein Wahrzeichen Schwerins geworden
und war bei gutem Wetter auch von Wedendorf aus am südöstlichen Horizont zu
sehen. Ob er als stilistisch schön zu bezeichnen ist, kann allerdings bezweifelt werden.
Der wahre Kern des Gerüchtes über den Wagenunfall soll nach Erzählung meines
Vaters darin bestanden haben, daß eines Tages, vom Kutscher Mierow unbemerkt, der
hintere Teil des geschlossenen Wagens sich vom Bock gelöst und am Boden
geschleift habe. Mierow soll dieses Ereignis mit den Worten beschrieben haben: “mit ‘n
Mal wurde der alte Herr hinter mir brüllen". Diese Stimmgewalt muß nach den
Berichten meines Vaters eine Haupteigenschaft des Alten gewesen sein. So soll er
einst beim Aufenthalt im Wartesaal eines Bahnhofs, in seine Arbeit vertieft, die Abfahrt
des D-Zuges verpaßt haben, dann aber mit solchem Gebrüll auf den Bahnsteig
gestürzt sein, daß die Bahnbeamten, im Glauben, es sei ein Unglück geschehen, den
Zug zum Halten brachten. Zuvor soll er sogar noch zum Einsteigen gemahnt worden
sein, aber jede Störung in seiner noch nicht fertigen Arbeit brüsk zurückgewiesen
haben.
Arthur war überhaupt eine sehr herrische und regierende Persönlichkeit und hat es
seiner Umgebung nicht leicht gemacht. Die Riedeselschen Verwandten in Eisenbach
erzählen, daß er bei einem Besuch in Eisenbach bei dem Bruder seiner
Schwiegertochter Elisabeth den Diener mehrmals nachts mit Briefen zur Post oder
Station gehetzt habe, so daß dieser schließlich morgens, als er seinen Herrn weckte,
mit dem Ausruf in einen Sessel sank: "Herr Baron, was e Mann, was e Mann!".
Ein Grundherr wie Arthur war damals in Mecklenburg weniger ein Landwirt, als ein
Verwaltungschef, und war durch die ständische Verfassung Mecklenburgs auch an der
Landesregierung beteiligt. Bis 1918 gab es in Mecklenburg noch die sogen.
Patrimonialgerichtsbarkeit. Das bedeutete, daß der Grundherr die