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Gerichtsbarkeit in Vormundschafts- und Nachlaßsachen und in Polizeisachen ausübte.
In Wedendorf gab es damals einen "Aktuar“ der die anfallenden Sachen wie ein
heutiger Justizinspektor bearbeitete. Die Patrimonialgerichtsakten wurden nach 1918
an das zuständige Amtsgericht abgeliefert, und ich habe als Amtsrichter in Rehna
zahlreiche Wedendorfer Akten aus dieser Zeit gesehen, die handschriftliche Vermerke
von Arthur enthielten, z. B. sein "vidi" oder "citatur ... wenn ein Vormund oder sonst
jemand vorzuladen war.
Im Landtag hatte Arthur als Landrat eine besondere Stellung. Er gehörte dem
Direktorium an, das aus 8 von den Ständen gewählten und landesherrlich bestätigten
Landräten, den 3 Erblandmarschällen und dem Vertreter der Stadt Rostock bestand.
Um die Bewirtschaftung seiner Güter soll Arthur sich wenig gekümmert, trotzdem aber
seine Beamten streng kontrolliert und ihnen vorgehalten haben, wie sie bei so geringen
Erträgen überhaupt noch Gehalt von ihm verlangen könnten. Es soll vorgekommen
sein, daß er zum Entsetzen des Beamten bei Arbeitsbeginn kurz nach 6 Uhr früh in
Wilkenhagen von der Wedendorf entgegengesetzten Seite her nach einem Ritt von
immerhin 10 km erschien!
In Arthurs Familie wuchs eine zahlreiche Kinderschar heran. Obwohl seine Frau Udi
sehr zart war, hat sie 11 Kinder geboren, von denen 9 groß wurden und dafür sorgten,
daß Arthurs Nachkommenschaft heute den größten Teil unserer Familie stellt. Udi war,
als sie heiratete, katholisch, ist aber zum evangelisch lutherischen Glauben
übergetreten, nachdem sie durch den Grambower Pastor, späteren Kirchenrat Salfeld
in der lutherischen Lehre unterwiesen worden war. Am 6. Nov. 1838 hat sie vor der
versammelten Grambower Gemeinde das lutherische Glaubensbekenntnis abgelegt
und das Hl. Abendmahl empfangen.
Pastor Salfeld war es auch, der die Verbindung zwischen Arthur und Udi sowie Arthurs
Mutter Amerika einerseits und Johann Hinrich Wichern, dem Begründer der Inneren
Mission und des Rauhen Hauses in Hamburg, herstellte. Wichern ist im Jahre 1842 in
Grambow und Wedendorf gewesen und hat dort wärmstes Interesse und sofort
tatkräftige Unterstützung gefunden. Auf Wichern geht offenbar auch der große
Adventskranz zurück, den wir in Wedendorf hatten, nämlich ein mit Tannengrün
verkleideter großer Holzkranz mit 28 Durchbohrungen für die maximal 28 Adventstage,
in die große Haushaltskerzen gesteckt wurden, die bei den morgendlichen Andachten
entsprechend der fortschreitenden Adventszeit angezündet wurden. Solchen
Adventskranz gibt es noch heute in dem von Wichern gegründeten Linerhaus in Celle.
Die Beziehungen zwischen Schloß und Pastorat. waren eng. Von 1845 an amtierte in
Kirch-Grambow der junge Pastor Flörke, in dessen Lebensbeschreibung es heißt:
"Dem jungen Pastor Flörke fielen bald Aller Herzen zu. Auch im Hause des Patrons
war viel Fragens nach reiner Lehre" (im Gegensatz zum vorangegangenen
Rationalismus, wobei aber Pastor Salfeld schon einen guten Grund gelegt hatte), "um
die Herzen fest und gewiß zu machen. Schöne, tief anregende Unterhaltungen über
Glaubensgegenstände fanden Abends im nahen, nur durch schöne Parkanlagen von
der Pfarre getrennten Hause des Patrons statt". In diesen Kreis war auch