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nachdem er allein mit einer Wartefrau die Nacht am Bett der Sterbenden verbracht
hatte, wie allmählich wieder "ein Anflug des Lebens" eintrat und der Pulsschlag wieder
vernehmlich wurde. Es war ihr letztes Kind gewesen. Sie erholte sich wieder und hat
noch 23 Jahre lang als Mutter, Hausfrau und Gutsherrin wirken können. Udi war eine
sehr liebenswerte Frau. In ihrer Leichenpredigt wird ihre seltene Anmut
hervorgehoben, durch welche sie Aller Herzen an sich heranzog, die in ihren Kreis
kamen. Es wird ihre natürliche Liebenswürdigkeit und gewinnende Freundlichkeit, ihre
Bescheidenheit und Selbstverleugnung gerühmt, mit der sie trotz immer schwächer
werdender Kräfte stets für andere da war. Sie habe so gar nichts selber sein und
gelten, sondern stets nur für die anderen leben wollen, habe eine offene Hand für die
Armen gehabt und ein freundliches Wort und Gabe für Kranke und Notleidende, und
habe ihre Stellung nie anders als einen ihr von Gott gegebenen Beruf angesehen. - Im
Jahre 1880 war ihre Lebenskraft dann aber doch am Ende. In der Nacht vom 4./5. April
erkrankte sie an einer Lungenentzündung, von der die Lunge zwar nur in geringer
Ausdehnung ergriffen war, die aber wegen der Schwäche von Udis zartem Körper sehr
schnell zum Tode führte. Schon am 10. April 1880 trat der Tod ein. Am 14. April wurde
sie in Kirch-Grambow auf dem von Arthur angelegten wunderschönen
Erbbegräbnisplatz auf dem Gemeindefriedhof mit weitem Blick über den Wedendorfer
See beerdigt, wo mit der Zeit 3 Generationen der Wedendorfer Bernstorffs und einige
weitere Verwandte beerdigt worden sind, und der trotz der veränderten Verhältnisse
noch jetzt gepflegt werden kann.
Von den 11 Kindern Arthurs und Udis sind 2 früh gestorben, außer dem erwähnten
schon am Tage nach der Geburt gestorbenen jüngsten Sohn ein als 6. Kind am 31.
Aug. 1844 geborener Sohn Otto, der schon 1845 starb. Die 9 Kinder, die groß wurden,
waren folgende:
a) Andreas Gottlieb Karl Ernst, geboren in Berlin am 20. März 1837 (Haus
Wedendorf, s. Nr. 51),
b) Werner Joachim Harry, geboren in Berlin am 4. März 1839 (Haus Bernstorf, s.
Nr. 52),
c) Bechtold Ernst Christian, geboren in Berlin am 27. Dez. 1840 (Haus Beseritz,
s. Nr. 55),
d) Bechtold, geboren in Berlin am 20. Febr. 1842 (Haus Alt-Karin, s. Nr. 57),
e) Auguste Margarete, geboren in Wedendorf am 13. April 1843. Sie heiratete als
Erste aus dem großen Geschwisterkreis in Wedendorf am 23. Juni 1865 den
ghzgl.meckl.-schwer. Kammerherrn u. Stallmeister August v. Passow auf Grambow im
Amt Lübz i.M., den letzten seines uradeligen Geschlechts, geboren in Röbel am 15.
Dez. 1835. Passow starb schon am 30. Apr. 1884. Aus der Ehe war nur eine Tochter
Elisabeth (Ibeth) hervorgegangen, die den späteren General und Pour-le-merite-Ritter
Otto Freiherrn v. Brandenstein heiratete. In ihrem Besitz blieb Grambow bis 1945. -
Margarete wurde sehr alt und starb erst im Alter von 94 Jahren am 2. Okt. 1937 in
Doberan, wo sie seit 1920 gelebt hatte.