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Ende der 80er Jahre kaufte Andreas Ankershagen b. Penzlin mit ca. 4-500 morgen,
nachdem ihm sein Vater dafür 500.000 Mark zur Verfügung gestellt hatte. Wann er
dorthin übergesiedelt ist, ist nicht mehr genau zu ermitteln. Alt-Karin hatte er schon
früher verlassen, vermutlich, nachdem seine Mutter 1880 gestorben war. Vater Arthur
sollte wohl nicht allein gelassen werden, und es sollte wieder eine Hausfrau in
Wedendorf walten. Jedenfalls ist die jüngste Tochter Udi 1882 in Wedendorf geboren,
und im "Gotha" von 1884 ist Wedendorf als Wohnsitz von Andreas angegeben.
Vielleicht hat bei der Übersiedelung nach Wedendorf auch mitgesprochen, daß
Alt-Karin für den vierten Bruder Bechtold freigemacht werden sollte. Warum aber dann
Andreas noch Ankershagen erworben hat und für einige Jahre dorthin gezogen ist, ist
nicht recht ersichtlich. Vielleicht hatte sich das Miteinander von 2 Generationen in
Wedendorf doch nicht als glückliche Lösung erwiesen. Mit Arthurs Tod 1897 jedenfalls
erbte Andreas Wedendorf und hat dann forthin dort gewohnt, während Ankershagen
irgendwann verkauft worden ist.
Als Arthur starb und Andreas Wedendorf erbte, war er bereits 60 Jahre alt.
Dementsprechend war seine Besitzzeit beschränkt. Nur 9 Jahre konnte er sich seiner
Stellung als Herr auf Wedendorf erfreuen. Eines der markantesten Ereignisse in dieser
Zeit war die Heirat des jungen Großherzogs Friedrich Franz IV. und sein Einzug mit
seiner Gemahlin in Schwerin im Juli 1904. Im Rahmen der mehrere Tage dauernden
Festlichkeiten fand ein großer historischer Festzug statt, der die mecklenburgische
Geschichte in den 700 Jahren von 1100 bis 1800 darstellte. In diesem Festzug wurde
Andreas die Ehre zuteil, den Ahnherrn Niklot unseres Fürstenhauses darzustellen und
als weißhaariger Obotritenfürst mit seinen Gefolgsleuten den Festzug anzuführen.
Andreas war in hohem Maße an der Vorgeschichte und auch an der Geschichte
Mecklenburgs interessiert. In seiner Alt-Steinhorster Zeit interessierte er sich für die
Ausgrabung vorgeschichtlicher Grabstätten in Brünkendorf i.Amt Ribnitz und hat
darüber mit dem großen mecklenburgischen Vorgeschichtler Dr. Beltz korrespondiert.
Über Ankershagen hat er offenbar eine kleine Schrift verfaßt, für die sich Pastor
Brückner aus Schloen in einem Brief von 1894 u. a. mit folgenden Worten bedankt. "Es
ist hier offenbar nicht blos der sichere Blick des geübten Altertumsforschers, sondern
das warme kirchliche Interesse, das an diesem reizvollen Bilde mitgearbeitet hat." Und
als in dem zu Wedendorf gehörenden Kl. Hundorf die Steine dortiger Hünengräber zu
Chausseebauten verwendet werden sollten, bedankte sich 1899 die ghzgl.
Kommission zur Erhaltung der Denkmäler sehr bei ihm für einen Hinweis hierauf und
bat um Anweisung an den Inspektor Peters (den Vater der späteren Inspektoren von
Kasendorf und Gr. Hundorf und sodann Pächter von Blieschendorf und Kl. Hundorf),
rechtzeitig vor Beginn der Arbeiten Meldung zu erstatten.
Andreas war aber auch familiengeschichtlich sehr interessiert. Es sind mancherlei
familiengeschichtliche Notizen und Zusammenstellungen von ihm erhalten. Vor allem
hat er nach mehrjähriger Vorarbeit um die Jahrhundertwende den großen Stammbaum
unserer Familie geschaffen und herausgebracht, der in zahlreichen Häusern unserer
Familie und der weiteren Verwandtschaft verbreitet war, aber wohl in den meisten
Fällen den Zusammenbruch von