Seite 255
leise Läuten" geschrieben, in denen sie besonders die Atmosphäre Wedendorfs
eingefangen hat. Aus ihrer Ehe gingen 2 Söhne hervor, deren ältester, Andreas, aus
dem 1. Weltkrieg als soldatisch geprägte kraftvolle Persönlichkeit zurückkehrte,
Freikorpskämpfer wurde, dann in die SA der NSDAP ging, bis zum Gruppenführer der
Gruppe Hansa aufstieg, dann aber mit dem Obersten SA-Führer Röhm brach und
schließlich auf dessen Befehl am 30. Apr. 1933 bei Neubukow i.M. ermordet wurde. -
Flotows blieben bis über 1945 hinaus trotz der Enteigung in der Heimat. Elisabeth
starb dort in Stuer-Hintermühle am 31. Jan. 1946. Flotow kam dann in den Westen und
ging nach Westerbrak Kr. Holzminden, wohin sein zweiter Sohn, der mit AméIie v.
Grone aus Westerbrak verheiratet war, geflohen war. Er starb am 25. Mai 1956 in
Syke.
e) Sofie ("Söppe") Therese Albertine Gertrud Karoline, geboren in Alt-Karin am 19.
Apr. 1876. Sie blieb unvermählt und war als 5. Tochter im Kloster Malchow
eingeschrieben. Bei der Heirat des Großherzogs Friedrich Franz IV. v.
Mecklenburg-Schwerin im Jahre 1904 wurde sie mit einer Gräfin Kanitz eine der bei-
den Hofdamen der jungen Großherzogin Alexandra Prinzessin v. Hannover und v.
Großbritannien u. Irland, Herzogin z. Braunschweig u. Lüneburg. Als nach 1918 diese
Tätigkeit aufhörte, wurde sie, die hochrnusikalisch war, Pianistin, war Schülerin von
Prof. Teichmüller in Leipzig und lebte dort. Sie hat mit Erfolg öffentliche Konzerte
gegeben, jedoch gelang ihr nicht der Durchbruch in die, Spitzenklassse, so daß sie
schließlich die Konzerttätigkeit aufgeben mußte. Sie beschränkte sich dann auf die Tä-
tigkeit als Klavierlehrerin und verdiente damit neben einer bescheidenen Rente, die sie
aus Wedendorf erhielt, ihren Lebensunterhalt. Als nach 1931 infolge des
Zusammenbruchs von Wedendorf diese Rente aufhörte, war es nicht leicht für sie,
zurechtzukommen. - Sie ist in Leipzig am 29. Juli 1936 gestorben.
f) Auguste ( Udi ) Frieda Viktoria, geboren in Wedendorf am 1. Sept. 1882. Am 26.
Sept. 1905 heiratete sie in Wedendorf Dr. iur. Rudolf Erich v. Borcke auf Heinrichshof,
Rechtsritter des Johanniterordens, geboren in Pasewalk am 12. Jan. 1879. Aus der
Ehe ging ein Sohn hervor, der unverheiratet geblieben ist. Udi mußte 1945 mit ihrem
Mann aus der Heimat fliehen und starb arn 8. März 1946 im Lager Neustadt/Südharz.
Borcke ging nach Brokdorf/Holst. und starb dort am 16. Dez. 1967.
52. Werner (Bernstorf) 1839-1890.
Arthurs zweiter Sohn war Werner Joachim Harry. Er wurde am 4. März 1839
geboren, und zwar wie schon Andreas in Berlin im Bernstorffschen Haus in der
Behrenstraße. Auch ihn taufte der Hofprediger Dr. Therernin. Als Berliner Hausarzt
genoß der berühmte Dr. Hufeland größtes Vertrauen. Die Großmutter Amerika hielt
sich viel in Berlin auf und verbrachte einen großen Teil des Winters dort. Die Familie
besuchte sie dort oft, und Werner erinnerte sich später der langen Wagenfahrten von
Wedendorf nach Berlin in den großen Reisewagen mit Vorder- und Hinterbock, die
noch lange in Wedendorf standen. Er erlebte auch in