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Berlin die Revolution von 1848 mit den Volksaufläufen in der Behrenstraße.
Die Wedendorfer Kinder, Werner und seine Geschwister, wurden sehr sorgfältig und
streng erzogen. Besonders fleißig wurde die Zeichenkunst und das Malen geübt. Zu
allen Geburtstagen der Eltern wurden selbstgefertigte Zeichnungen und kleine
Aquarelle überreicht, die von großem Fleiß und peinlichster Sorgfalt zeugen. Am
weitesten hat es in dieser Kunst wohl Werner gebracht und hat sie als einziger auch
bis in seine letzten Lebensjahre ausgeübt. Von ihm stammen die drei Aquarelle von
Bernstorf, von denen jetzt zwei in Wienhausen hängen, das dritte in Bentheim hängt,
eines das alte Bernstorfer Haus, ein anderes den Blick von der halben Höhe des
Jeeser Berges auf Bernstorf darstellend. Vater Arthur verlangte auch von allen seinen
Söhnen die Erlernung eines Handwerks; Werner entschied sich für die Tischlerei.
Weniger Freude machte den Brüdern das Reiten; sie waren in erster Linie für die Jagd
interessiert, ein Erbteil vom Vater, der seine Söhne schon früh dazu heranzog. Mit 12
Jahren, wie der Ahne Andreas Gottlieb das vorgeschrieben hatte, kamen sie auf das
Gymnasium, und zwar auf das Johanneum nach Lüneburg, wo die Brüder, und zwar
Werner von Ostern 1852 an, bei einem Herrn v. Bülow in Pension waren, und wo
Werner Ostern 1859 das Abitur bestand. In den Ferien war die Jagd das
Hauptvergnügen. In einem Brief aus dem Jahre 1854 bedankt sich der 15-jährige
Werner, daß Vater Arthur ihm das Geld für eine Büchse geschenkt hat, die er alt hat
kaufen können, mit der er schon mit Erfolg nach der Scheibe geschossen hat und die
er dem Vater vorführen will, er freut sich schon auf die Ferien, "besonders da wir darin
ja auf alle möglichen Arten von Jagd gehen können. Und besonders Hasen gibt es ja
so sehr viel in Wedendorf." - In den Osterferien ging es oft gleich nach dem Frühstück
zu Fuß die 7 km nach Bernstorf zur Schnepfenjagd, und es kam nun darauf an, zum
Mittagessen pünktlich wieder zu Hause und sauber umgezogen zu sein, worauf der
Vater mit größter Strenge hielt. Bald wurden die Söhne auch zu den großen Jagden
nach Gartow mitgenommen, und Werner hat dort schon mehrere Stücke Rot- und
Damwild geschossen, ehe er überhaupt den ersten Rehbock erlegt hatte.
Nach dem Abitur ging Werner wie schon Andreas nach Göttingen und wurde dort
ebenfalls bei Bremensia aktiv. Er wollte Forstmann werden, womit er einer frühen
Neigung folgte; denn Vater Arthur schreibt in einem frühen Brief, daß Werner sich seit
seiner frühesten Kindheit viel und mit Passion mit der Vegetation aller Arten von
Gewächsen des Feldes und namentlich des Waldes beschäftigt habe. Er studierte nun
zunächst in Göttingen, wo er 2 Semester blieb, Römisches Recht, Nationalökonomie
und Rechtswissenschaft für Land- und Forstwirte sowie Finanzwissenschaft.
Darin ging er von Ostern 1860 an für 1 Jahr in die praktische Lehre bei dem
Forstinspektor Garthe, zunächst in der Klosterforst Dobbertin und nach Garthes
Übertritt in den Dienst der Stadt Rostock im Revier Rövershagen in der Rostocker
Heide. Garthe bescheinigt ihm in seinem Zeugnis Erfolg in Botanik und Entomologie
und besonderes Geschick im Kartenzeichnen, sowie das Studium forstlicher und
mathematischer Bücher, natürlich auch