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große Passion für die hohe und niedere Jagd. Von Ostern 1861 an besuchte Werner
für 1 1/2 Jahre die Forstlehranstalt Eisenach, die er mit dem Prädikat "I b recht gut“
verließ. Es fällt auf, daß diese Ausbildungsstationen, obwohl Werner bereits volljährig
geworden war, nicht von ihm, sondern von Arthur erkundet und abgesprochen wurden,
der seine erwachsenen Söhne offenbar noch streng gängelte.
Anschließend an den Besuch der Forstlehranstalt war Werner bis zum Frühjahr 1863
für 1 1/2 Jahre in der praktischen Ausbildung in der hzgl. Anhalt-Bern-burgischen
Oberförsterei Ballenstedt bei dem Oberförster Tietz. Nach deren Abschluß ernannte
Großherzog Friedrich Franz II. ihn im Juni 1863 zum Jagdjunker. Auf einem Zettel
stellte Werner zusammen, welche Equipierung er in seiner neuen Würde anschaffen
müsse. Es waren 26 Teile, die einen Aufwand von 315 Thalern erforderten. Werner
wurde nun zur weiteren Ausbildung dem Oberforstmeister v. Lehsten in Rehna, 7 km
von Bernstorf entfernt, überwiesen, wo er 2 Jahre blieb. Dann war er so weit, daß er im
November 1865 vor der meckl. Forst-Prüfungs-Kommission in Schwerin das
Staatsexamen ablegen konnte, was er mit dem Prädikat "genügend" tat. Daraufhin
wurde er zum Forst-Auditor ernannt und als solcher vereidigt.
In seiner Eisenacher Zeit war er von der verwitweten Freifrau Wilhelmine Riedesel geb.
Gräfin v. Otting u. Fünfstetten in Eisenbach, die sich wohl wegen der Verwandtschaft
mit Werners Großmutter Amerika für ihn interessierte, zur Jagd auf Auerhahn und
Birkhahn nach Ludwigseck eingeladen. Um sich für diese Einladung zu bedanken, fuhr
er nach Eisenbach und lernte dort die Tochter Elisabeth Riedesel kennen, mit der er
sich im Frühjahr 1866 verlobte. Elisabeth, genannt Else, war am 10. Juni 1844 in
Eisenbach geboren. Ihr Vater, der Erbmarschall von Hessen und ghzgl.hess.
Kammerherr Ludwig Riedesel Freiherr zu Eisenbach war bereits 1858 gestorben.
Diese sich anbahnende Verbindung interessierte den Großherzog Friedrich Franz II.,
der im Jahre 1864 in 2. Ehe die Prinzessin Anna v. Hessen-Darmstadt geheiratet hatte,
die allerdings schon 1865 gestorben war. Bei dem festlichen Einzug, den der
Großherzog damals mit seiner jungen Gemahlin in Schwerin gehalten hatte, war auch
Werner durch den Oberjägermeister v. Bernstorff (es kann sich dabei nur um Adolf (Nr.
34) gehandelt haben) zur Dienstleistung herangezogen worden. Die Jagdjunker sollten
den hohen Herrschaften in der Hofuniform mit hohen Stiefeln, weißen Beinkleidern und
weißen Satteldecken vorreiten. Als Werner nun Else Riedesel heiraten wollte,
ermöglichte der Großherzog ihm dies, indem er ihn, der nach seinem Examen bisher
beurlaubt worden war, zur Hilfeleistung bei der Ludwigsluster Forstinspektion einberief
und ihm im Mai 1866 die interimistische Verwaltung des dortigen Came-
ral-Tannen-Spezialreviers mit voller Verantwortlichkeit eines Försters - und entspre-
chendem Gehalt übertrug. Ihm unterstanden in dieser Stellung ein Holzwärter, ein
Stationsjäger und ein Revierjäger.
Nunmehr konnte Werner am 25. Okt. 1866 in Eisenbach heiraten. Am gleichen Tage
wurde ein ausführlicher Ehevertrag geschlossen und außer von den Brautleuten von
Arthur und Udi sowie von der Brautmutter Wilhelmine Riedesel geb. Otting und von
Berthold Bibra und Georg Riedesel als Vormündern, schließlich von Werners