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Bruder Andreas als Zeugen unterschrieben. Je 1 Exemplar erhielten die beiden
Brautleute, die Brautmutter und das Bernstorffsche Familienarchiv in Gartow. Werner
versprach für den Fall seines früheren Ablebens seiner Witwe unter Bürgschaft seines
Vaters außer einer angemessenen Wohnung auf einem der Güter eine Rente von
1000 Reichsthalern jährlich. Nach der Auffassung der Zeit sollte alles, was die Braut an
Mobiliar, Silber usw. einbrachte, Eigentum ihres Mannes werden. Der Fall einer
Ehescheidung wurde nicht berücksichtigt.
Werner und Else bezogen nach der Heirat eine Mietwohnung in der Kanalstraße in
Ludwigslust. Dort wurde der erste Sohn Hermann geboren. Im nächsten Jahr siedelten
sie in ein Haus an der Straße nach Parchim über, wo der zweite Sohn Andreas
geboren wurde. Die dritte Wohnung in Ludwigslust lag in einem der roten Häuser am
Bassin gegenüber dem erbgroßherzoglichen Palais. Dort wurde Anna geboren.
Inzwischen wurde Werner auch formell zum Förster ernannt. Seine Dienstbezüge
betrugen jährlich 650 RThlr, ferner 120 RThlr für 1 Dienstpferd, 10 RThlr für
Schreibmaterialien sowie ein Deputat an Feuerholz und Torf. Außerdem mußte er
einen ausgelernten Jäger einstellen und demselben vollständige freie Station
gewähren. Dafür erhielt er weitere 150 RThlr, von denen mindestens 50 RThlr als
Bargehalt für den Jäger gedacht waren. Im übrigen mußte er nunmehr eine
Dienstcaution von 200 RThlrn bestellen.
Tatsächlich mußte sich Werner aber über seine Dienstpflicht hinaus nicht nur 1 Pferd,
sondern 2 halten und dazu Wagen und Kutscher. Auch der Haushalt war ziemlich
aufwendig. Es wurden ein Diener, Mamsell und Hausmädchen sowie ein
Kindermädchen gehalten. Zum Hause gehörte auch schon damals, wie seither stets in
Bernstorf und Wedendorf bis 1945 ein kurzhaariger Teckel mit Namen "Beißer".
Zum geselligen Verkehr gehörte in Ludwigslust außer zwei Tanten Fredine und Line v.
Schoening, den sogen. "Ponnys", und gelegentlichen Besuchen bei der sogen. Alten
Hoheit, der Witwe des Erbgroßherzogs Friedrich Ludwig, die verwitwete Gräfin
Wilamowitz-Moellendorff geb. Gräfin Wartensleben aus Gadow, deren Tochter Elsbeth
den Herrn v. Viereck auf Dudingshausen geheiratet hatte und dereinst die
Schwiegermutter von Werners älterem Sohn Hermann werden sollte.
1869 wurde Werner vom König von Preußen der Rote-Adler-Orden 4. Klasse
verliehen. Im Jahre 1872 nahm er auf Wunsch seines Vaters den Abschied aus dem
großherzoglichen Dienst, um die Bewirtschaftung von Bernstorf zu übernehmen, das
Arthur ihm verpachtete. 1873 wurde Werner zum diensttuenden Kammerherrn ernannt,
was er bis 1882 blieb. Seinen letzten Dienst dürfte er bei der Beisetzung der Herzogin
Anna zu Mecklenburg am 14.2. 1882 in Schwerin zu leisten gehabt haben, wo die
Kammerherren die Ehrenwache am Sarge zu stellen sowie den Sarg von der
Schloßkirche aus auf den Leichenwagen zu heben, im Trauerzuge zum Dom zu
geleiten und dort in den Dom zu tragen hatten. Nach Entlassung aus der
Dienstverpflichtung blieben nur Dienstleistungen bei vorkommenden feierlichen
Gelegenheiten vorbehalten.