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Es war ein festlicher Einzug, den Werner mit seiner Familie in Bernstorf hielt, von
Wedendorf kommend, wo er mit den Seinen längere Zeit gewohnt hatte, während das
Bernstorfer Haus hergerichtet wurde, das einige Jahre nicht bewohnt gewesen war.
Am Hoftor und vor dem Hause standen Ehrenpforten, und auch die Bauern in Jeese
hatten eine Ehrenpforte errichtet und begrüßten die neue Herrschaft auf der
Durchfahrt.
Als Werner und Else nach Bernstorf zogen, stand noch das alte einstöckige gemütliche
Fachwerkhaus aus den Jahren 1794/95, mit echtem Wein berankt und mit
dreifenstrigen Giebeln vorne und hinten. Einen Park gab es damals noch nicht, das
Gelände hinter dem Haus sah ziemlich wüst aus und war mit Buschwerk und alten
Bäumen bestanden. Erst Werner hat den Park, wie er bis 1945 bestanden hat,
angelegt, in der Hauptsache erst nach Erbauung des neuen Hauses im Jahre 1881
unter Mitwirkung des Gartendirektors Klett in Schwerin.
Das neue Bernstorfer Herrenhaus wurde in den Jahren 1879-1882 erbaut. Bauherr war
formell Vater Arthur, der auch die Baukosten von 139.000 Mark getragen hat. Das
Haus wurde aber nach Zeichnungen von Werner und Else, die stark von Eisenbach
inspiriert waren, gebaut, aus denen der Geh.Oberbaurat Daniel, Sohn des früheren
Rehnaer Bürgermeisters, den Bauplan aufstellte. Zunächst hatte Arthur nur die Hälfte
des alten Hauses abreißen und an den stehenbleibenden Rest einen neuen Flügel
anbauen wollen. Aber als dann der neue Südflügel neben dem Rest des alten Hauses
stand, was nicht gut aussah, entschloß er sich doch, den Neubau unter gänzlicher
Beseitigung des alten Hauses zu vollenden. Das Haus war vorwiegend auf
Fassadenwirkung gebaut. Im Inneren war es mit seinem düsteren Kellergeschoß, in
dem die Küche und die Nebenräume lagen, mit seinem niemals ausgebauten, von
Tauben bewohnten ziemlich unmotivierten Turm recht unpraktisch, vor allem aber
durch seine geradezu halsbrecherisch hohen Fenster ohne Doppelscheiben trotz der
innen angebrachten hölzernen Läden im Winter bei frontalem Ostwind nicht
warmzuhalten.
Im Johannistermin 1872 übernahm Werner pachtweise das ihm auch als späteres
Erbteil zugedachte Bernstorf mit Wilkenhagen. Er mußte die Wirtschaft mit Inspektoren
führen, da er ja selbst nicht gelernter Landwirt, sondern Forstwirt war. In den ersten
Jahren hatte er sehr gute Ernten, besonders durch Raps, so daß er Überschüsse
erzielte. In den 80er Jahren machte sich aber bereits der Rückgang der
landwirtschaftlichen Konjunktur bemerkbar. Ungünstige Witterung, harte Winter und in
Bernstorf besonders spürbare nasse Sommer beeinträchtigten die Ernten, so daß
Werner schwer zu kämpfen hatte. Große Kosten verursachte ihm auch die Krankheit
seiner Frau, die von 1878 an wiederholt den Winter wegen eines Lungenleidens in
Cannes an der französischen Riviera zubringen mußte.
Wenn Werner auch die praktische Wirtschaftsführung im wesentlichen den
Inspektoren überlassen mußte, so kümmerte er sich doch mit größter
Gewissenhaftigkeit um den Betrieb. Da er sich keinen Rechnungsbeamten leisten
konnte, führte er alle Bücher selber und saß oft bis spät in die Nacht bei seinen
Rechnungen. Auf seine Anregung wurden durch Arthur bedeutende Verbesserungen