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an den Gebäuden in Bernstorf und Wilkenhagen vorgenommen. In Bernstorf wurden
auch ein neuer Katen mit Wohnungen für den verheirateten Kutscher und Diener und 2
Altenteiler- Wohnungen neu erbaut. - Von 1882 an übernahm Werner auch noch das
benachbarte Gut Hanshagen von seinem Vater in Pacht.
Werner wird von seinem Sohn Andreas als bescheiden freundlich und fröhlich,
selbstbeherrscht und von christlicher Frömmigkeit geschildert. Er war ein passionierter
und tüchtiger Forstmann, der beim Pflanzen auch selber mit Hand anlegte und auch
seine Söhne dazu anhielt. Als Forstmann hatte er natürlich auch botanisches
Interesse, das ihm sein Vater ja schon für seine früheste Jugend bezeugte. Er hatte
ein Herbarium mit vielen Wildblumen und Gräsern, von dem einige Reste über 1945
hinweg erhalten geblieben sind und in mein eigenes Herbarium Aufnahme gefunden
haben. Werner hat sich aber auch mit so praktischen Problemen wie Wegebau
beschäftigt, bei den unergründlichen Landwegen in und um Bernstorf ein besonders
wichtiges Problem. Es ist eine allerdings unvollendete Ausarbeitung von ihm über den
Bau und die Unterhaltung von Landwegen erhalten geblieben, bei der er auch die
Kosten von Chausseebauten in Gartow studiert und berücksichtigt hatte. Eine andere
Arbeit aus dem Winter 1889/90 betrifft im Hinblick auf eine Zeitungsveröffentlichung
die Frage: "Ist der angebliche Nutzen der Krähen für die Landwirtschaft begründet oder
verschwindet derselbe gegenüber ihrer Schädlichkeit?" - Werner war, wie sein Bruder
Andreas, auch familiengeschichtlich interessiert. Von ihm stammt die Niederschrift, die
ich dieser Familiengeschichte statt eines Vorworts vorangestellt habe.
In den ersten Monaten des Jahres 1890 erkrankte Werner. Er mußte in Berlin operiert
werden. Nach an sich gelungener Operation traten schwere Nachblutungen ein, die
nicht rechtzeitig gestillt werden konnten. So starb er in Berlin am 8. März 1890, erst 51
Jahre alt, und wurde in Kirch-Grambow neben seinen Eltern beerdigt. In Bernstorf hing
ein großes Bild
von ihm, ein lebensgroßes Kniestück, das einen gut aussehenden
Mann mit ebenmäßigen Gesichtszügen und einem prächtigen rotblonden Kaiser-
Friedrich- Vollbart zeigt. Es ist leider wegen seiner Größe 1945 verlorengegangen und
soll so ähnlich gewesen sein, daß nach Werners Tod der Hund sich winselnd
davorsetzte. Ein Zweitstück dieses Bildes als Brustbild, das zuletzt bei Werners Sohn
Andreas im Wirtschaftshaus in Bernstorf hing, ist 1945 leider auch verlorengegangen.
Arthur nahm nach Werners Tod die Pachtungen Bernstorf und Hanshagen zurück.
Else blieb mit den Kindern in Bernstorf wohnen. Sie hatte es mit dem sehr eigen-
willigen und despotischen Schwiegervater sehr schwer, zumal die Vormünder der
jüngeren Kinder dem alten Herrn nicht gewachsen waren. Es handelte sich bei den
Kämpfen nicht nur um die Berufsausbildung der Söhne (die schon mündig waren)
sondern auch um die Auseinandersetzung wegen des Inventars. Der alte Herr machte
so fürchterliche Szenen, daß die Familie fürchtete, Bernstorf verlassen zu müssen.
Else wußte sich aber von den Söhnen unterstützt, mit großer Standfestigkeit
durchzusetzen.
Bis 1899 blieb sie in Bernstorf wohnen. Dann heiratete ihr älterer Sohn Hermann, der
1897 mit Arthurs Tod Erbe von Bernstorf