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und Hanshagen geworden war und die Wirtschaft übernommen hatte. Nunmehr zog
Else nach Schwerin, wo sie hinter den Schloßgarten im Vorort Ostorf für 50.000 Mark
ein Villengrundstück, die sogen. "Rosenhöhe“, kaufte. Als aber Hermann im Jahre
1906 durch den Tod des Onkels Andreas auch Wedendorf erbte und dorthin
übersiedelte, wurde die Rosenhöhe 1907 für 60.000 Mark wieder verkauft, und Else
zog nach Bernstorf zurück, wo sie bis zu ihrem Tode am 4. Febr. 1921 gelebt hat.
Auch sie wurde in Kirch-Grambow begraben.
Aus der Ehe waren 5 Kinder hervorgegangen:
a) Hermann Arthur Ludwig Andreas Berthold Wilhelm, geboren am 15. Okt. 1867
(s. Nr. 53),
b) Andreas Christian August Bechtold Georg, geboren am 14. Okt. 1868 (s. Nr. 54),
c) Anna Louise Auguste Wilhelmine Friederike Caroline, geboren in Ludwigslust am
5. Juni 1871. Sie wurde als älteste Tochter im Kloster Dobbertin eingeschrieben. Das
war immer höchst eilig, weil das Einrücken in die Klosterhebungen und später in die
Klosterstellen sich nach der Reihenfolge der Eintragungen richtete, und daher eine
oder gar mehrere zwischenzeitliche Eintragungen eine erhebliche Verzögerung der
Klosterberechtigungen bedeuten konnte. So bestätigte der Verwaltungsleiter des
Klosters (mit dem schönen Titel "Küchenmeister“) dem Vater bereits am 7. Juni, daß
die Gräfin Tochter (die noch nicht einmal einen Vornamen hatte), nachdem Werner 93
Thaler 16 Schillinge Courant bezahlt hatte, unter Nr. 1609 in die Liste der im Kloster
eingeschriebenen adeligen Fräulein eingetragen sei. Zu Johannis 1889 rückte Anna in
die Viertelhebungen ein, die damals halbjährlich zu Johannis und zu Weihnachten je
52,50 Mark betrugen.
Anna heiratete als letzte der drei Schwestern am 6. Nov. 1900 in Eisenbach den
damaligen kgl.bayrischen Leg.Sekretär Ernst Freiherrn v. Grunelius aus Ober-
lauringen, geboren in Rothof am 13. Sept. 1864. Die Hochzeit konnte nicht in Bernstorf
sein, weil dort noch Trauer herrschte, über den Tod des Erstgeborenen, der im Alter
von wenigen Monaten gestorben war. - Anna zog mit ihrem Mann zunächst nach Rom,
wo er an der bayrischen Gesandtschaft tätig war. 1907 wurde er Legationsrat bei der
bayrischen Gesandtschaft in Berlin. Anna war inzwischen Ehrendame des
kgl.bayrischen Theresien-Ordens geworden. 1912 war Grunelius, nunmehr
kgl.bayrischer Kämmerer, zum Außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten
Minister Bayerns in St. Petersburg ernannt worden. Hier erlebte Anna den Ausbruch
des 1. Weltkrieges. Ihre mit einer bemerkenswert schönen Handschrift geschriebenen
Briefe an ihre Mutter aus St. Petersburg sind ebenso wie schon ihre Briefe aus Rom
außerordentlich interessante zeitgeschichtliche Dokumente. Anna war eine
hochgebildete und künstlerisch sehr interessierte und begabte Frau. Mit ausgeprägtem
Sinn für Humor ausgestattet, steckte sie voll von köstlichen Geschichten und
Erlebnissen.
Noch im Lauf des Krieges wurde Grunelius, der inzwischen Schloß und Gut Stöckach
b. Hofheim, Unterfranken, erworben hatte, stellvertretend außerordent-licher
Gesandter und bevollmächtigter Minister in Dresden, ließ sich aber bald nach der
Revolution zur