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Er tat dann noch Dienst als Oberregierungsrat beim Vorsorgungsamt, bis er in den
Ruhestand trat und nach Berlin-Friedenau übersiedelte. Hier lebten Müfflings bis in den
2. Weltkrieg hinein. Sie waren im Sommer viel im Ostseebad Boltenhagen und auch in
Bernstorf zu Besuch. Als ihre Wohnung in Berlin ausgebombt war, zogen sie ganz
nach Boltenhagen. Dort ist Müffling am 30. Apr. 1946 gestorben. Er wurde in
Kirch-Grambow auf dem Bernstorffschen Begräbnisplatz beerdigt. Mima blieb zunächst
in Boltenhagen wohnen, schließlich gelang ihr aber die Übersiedelung in den Westen.
Sie fand im Damenheim Stockhausen, wo schon ihre Schwester Dorothee lebte,
Aufnahme und ist dort am 16. Okt. 1958 gestorben und auf dem Riedeselschen
Familienfriedhof in Eisenbach beerdigt worden. - Mima war zierlich und klein, behielt
zeitlebens etwas Jungmädchenhaftes und gab sich bis ins hohe Alter auch so, als ob
sie noch ein junges Mädchen wäre. - Aus ihrer Ehe gingen 2 Söhne hervor, deren
älterer nach dem 1. Weltkrieg nach Amerika ging und nicht zurückkehrte, deren
jüngerer am Ende des 2. Weltkrieges im Volkssturm gefallen ist, aber Nachkommen
hinterlassen hat.
53. Hermann (Bernstorf u. Wedendorf). 1867-1946.
Werners älterer Sohn Hermann Arthur Ludwig Andreas Berthold Wilhelm wurde am
15. Okt. 1867 in Ludwigslust geboren, als Werner dort als großherzoglicher Förster das
dortige Revier verwaltete. Die ersten 5 Lebensjahre verbrachte Hermann in
Ludwigslust; mit 5 Jahren siedelte er mit den Eltern und den bis dahin geborenen
Geschwistern Andreas und Anna nach Bernstorf über, das Werner damals pachtweise
von seinem Vater Arthur übernahm. In Bernstorf hat Hermann bis zu seinem 41.
Lebensjahr und dann wieder von seinem 66. Lebensjahr an gelebt, es war also
während des weitaus überwiegenden Teils seines Lebens sein Wohnsitz.
Nach dem ersten Unterricht durch den Wölschendorfer Dorfschullehrer Michaelis, der
jeweils zu Fuß nach Bernstorf herüberkam, kamen Hauslehrer ins Haus, zuerst der
sehr geliebte und tüchtige Paul Trautermann, später Pfarrer im Harz, und sodann der
weniger geliebte Herr Cyrus aus Putbus. Mit 13 Jahren kam Hermann auf das
Gymnasium, zunächst auf das Katharineurn nach Lübeck, dann 1882 auf das erst
1879 gegründete humanistische Gymnasium in Doberan, wo er 1889 das Abitur
ablegte.
Zum Studium ging er nicht, wie sein Vater und dessen Brüder nach Göttingen, sondern
nach Heidelberg und wurde dort als erster Bernstorff beim Corps Vandalia aktiv. Hier
schloß er enge Freundschaften, die ihn durch das Leben begleiteten, vor allem mit
Konrad Klinggräff-Pinnow, Franz Decken, Eberhard Brandis, Henning
Bülow-Hodenwalde und Carl Petersen, dem späteren Bürgermeister von Hamburg. Er
konnte aber nur 2 Semester in Heidelberg bleiben, den Sommer 1889 und den Winter
1889/90. Denn am 8. März 1890 starb sein Vater, und Hermann mußte sich nun
beeilen, seine Ausbildung durchzuführen. Der Großvater nahm zwar nach Werners
Tod die Pachtung Bernstorf und Hanshagen zurück. Aber er war alt, und Hermann
mußte darauf gefaßt sein,